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Die 240-Millionen-Euro-Klinik

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Hoch die Schippen ? der Spatenstich zum Höchster Klinikum ging am Wochenende über die Bühne.
Hoch die Schippen ? der Spatenstich zum Höchster Klinikum ging am Wochenende über die Bühne. © Maik Reuß

Der erste Spatenstich für den Neubau des Klinikums Höchst ist getan: Bis 2019 entsteht an der Windthorststraße für rund 240 Millionen Euro die erste Passivhaus-Klinik Europas.

Die weißen Gummistiefel, im Schaft per Filzstift mit „P. Feldmann“ markiert, bleiben in der Ecke stehen – der Frankfurter Oberbürgermeister (SPD) verspätet sich. Weil jedoch der hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) einen Anschlusstermin hat, findet der symbolische erste Spatenstich für den Neubau des Höchster Klinikums ohne Feldmann statt. „Ich bin pünktlich, ich muss aber auch pünktlich wieder weg“, sagt Grüttner – und neun statt zehn Honoratioren schlüpfen in ihre Gummistiefel und setzen sich weiße Bauhelme auf, um draußen vor dem Festzelt vor mit Flaggen geschmückten Baggern zur Tat zu schreiten. Der OB kommt erst, als Frankfurts Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) spricht.

Ihr sei es ein Anliegen gewesen, dass Grüttner beim Spatenstich mit dabei ist, habe er das Projekt doch über Jahre begleitet. Schon 2006, hat sich Grüttner zuvor erinnert, sei ein Landeszuschuss von 46 Millionen Euro erstmalig „etatisiert“ worden; dann habe es Umplanungen gegeben, aber er habe den Landeszuschuss über die Jahre gegenüber dem Finanzminister verteidigt. Dass der Neubau der Höchster Klinik in Passivhaus-Bauweise entstehe, habe einen guten Grund: „Krankenhäuser sind Energiefresser.“ Ein Prozent des in Hessen verbrauchten Stroms, führt Grüttner an, werde von Kliniken verbraucht: „Das sind 3350 Euro pro Jahr und Bett.“ Die Passivhaus-Bauweise sei ein Ansatz zur Ressourcen-Einsparung und „richtungsweisend“ – wie auch der Zusammenschluss der Höchster Klinik mit den Kliniken des Main-Taunus-Kreises: „Man wird auf Dauer als Einzelkämpfer keine Chance haben.“ Nach dem Spatenstich setzt der Regen ein. „Der Himmel weint vor Freude“, sagt Heilig, die noch zwei Wochen lang Gesundheitsdezernentin ist und ihr Amt dann an Stadtrat Stefan Majer (Grüne) übergeben wird.

Heilig dankt der stellvertretenden Direktorin des Pflegedienstes, Corinna Schreier, die das „Höchster Zimmer“ konzipiert hat. Es wird im Klinik-Neubau planerisch umgesetzt: Im „Höchster Zimmer“ kann das hintere Bett aus dem Zimmer geschoben werden, ohne das andere Bett zu verrücken – für Patienten wie auch Pflegepersonal eine große Erleichterung. Heilig verspricht, das Höchster Klinikum habe „eine dauerhafte Perspektive in kommunaler Hand“. Keine der Fraktionen habe das in den jüngsten Koalitionsverhandlungen infrage gestellt.

OB Feldmann sieht im Neubau „die Voraussetzung für die Zukunft dieses Krankenhauses“, und Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) sieht „den Regen als gutes Omen, dass etwas wachsen soll.“ Der Klinik-Neubau sei „die größte Investition, die diese Stadt in den nächsten Jahren stemmt“ – zumindest oberirdisch, berücksichtigt man auch den Bau der U-Bahn ins Europaviertel. 182 Millionen Euro kommen von der Stadt, etwas über 50 Millionen vom Land – und das allein im ersten Bauabschnitt, den die Errichtung des Neubaus darstellt. Wird er wie geplant im ersten Halbjahr 2019 in Betrieb genommen, erfolgt der Abriss des alten Bettenhochhauses. Danach soll mit dem nächsten Bauabschnitt begonnen werden: Dann könnte die Augenklinik in den erst 2005 errichteten K-Bau ziehen, der als einziger teil des jetzt bestehenden Gebäudekomplexes langfristig erhalten bleiben soll.

Vielleicht noch teurer

Für die Klinik für Psychiatrie am Standort Höchst wird ebenso an einem Neubaukonzept gearbeitet. Kämmerer Becker ist sich gewiss: „Das wird uns über die 182 Millionen noch den ein oder anderen Euro mehr kosten.“ Im Endeffekt soll es auf dem Klinikareal rund 820 Betten geben. Derzeit sind es 986 stationäre Betten, 44 Plätze in den Tageskliniken und 60 Betten für gesunde Neugeborene.

Klinik-Chefin Dr. Dorothea Dreizehnter hat Rosemarie Heilig schon jetzt eingeladen, zum Bezug des Neubaus den ersten Baum zu pflanzen. Das Schild, auf dem „Gepflanzt 2019“ steht, bekam Heilig schon jetzt überreicht. Und es steht auch schon fest, welche Baumart es werden soll – eine Mehlbeere, und das nicht ohne Grund, wie Dreizehnter erklärt: „Sie gehören zu den Rosengewächsen. Das passt doch zu Rosemarie.“ hv

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