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50 Jahre waschen, schneiden, föhnen

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Seit 50 Jahren ein eingespieltes Team: Ingrid und Pauli Riepl haben 1973 ihren Friseursalon in der Eschersheimer Landstraße eröffnet. FOTOs: Judith Dietermann
Seit 50 Jahren ein eingespieltes Team: Ingrid und Pauli Riepl haben 1973 ihren Friseursalon in der Eschersheimer Landstraße eröffnet. FOTOs: Judith Dietermann © Judith Dietermann

Friseursalon der Riepls ist eine Institution im Stadtteil

Fröhlich geht es zu im Friseursalon von Ingrid und Paul Riepl in der Eschersheimer Landstraße 500. Statt Kunden die Haare zu waschen und zu schneiden, zu legen und zu föhnen, klirren dort an diesem Nachmittag die Sektgläser. Das ein oder andere, sagt Ingrid Riepl, habe man sich schon gegönnt. Aus gutem Grund: Feiern sie und ihr Mann doch das 50-jährige Bestehen ihres Geschäftes.

Aus Nichts einen Namen gemacht

„Mit 150 000 Mark Schulden haben wir 1973 angefangen, aus Nichts haben wir uns einen Namen gemacht. Heute arbeiten wir nicht mehr, weil wir es müssen. Sondern weil es wir wollen“, sagt Pauli Riepl. Wie alt er und seine Frau sind, das möchte das Paar nicht sagen. Weil es letztlich keine Rolle spiele. „Man ist so alt, wie man sich fühlt“, sagen sie und schenken sich das nächste Gläschen ein.

Dann holt Ingrid Riepl ein altes Fotoalbum hervor. Mit orangefarbenem Stoff ummantelt. In ihm festgehalten sind die Anfänge des Ehepaars - als sie im März vor 50 Jahren das Ladenlokal an der Eschersheimer übernahmen und neben ihren Jobs, sie arbeiteten beide als angestellte Friseure, renovierten. Bis auf die Mauern befreiten sie die Wände von den alten blauen Tapeten, mit einer Leiter standen sie im Laden und kratzten die Reste von der Decke. Bis tief in die Nacht. Nicht selten, sagt Pauli Riepl, habe man danach Handtücher im Laden ausgebreitet und dort geschlafen. Weil es keine Bahn mehr zu ihrer ersten gemeinsamen Wohnung in Seckbach fuhr. Die hatte das Paar erst anmieten können, nachdem sie geheiratet hatten. Das war damals eben so, sagen sie, und blicken sich verliebt an.

Die Renovierung war eine intensive Zeit, erinnern sie sich. In der es ab und an auch krachte. Das ist auch heute so. Streit gebe es fast täglich, sagen sie. Aber nicht bösartig. Im August 1973 eröffneten sie ihren Salon. Damals wie heute war dieser mit zahlreichen Blumensträußen dekoriert. Einst als Willkommen-Gruß, heute als Zeichen der Dankbarkeit. Von ihren Stammkunden. 95 Prozent seien das, so die Riepls. Teilweise bereits in der vierten Generation. Und die kämen nicht nur aus Frankfurt. Sogar aus Luxemburg oder Holland, nur um sich bei Ingrid und Pauli die Haar schneiden zu lassen.

In einem Salon, der nicht mehr an die Räume von vor 50 Jahren, unter anderem war dort mal eine Puppenklinik untergebracht, erinnert. Die kannte Ingrid Riepl von Kindesbeinen an. Sie besuchte die Ludwig-Richter-Schule, nach dem Unterricht und erhaschte sie einen Blick ins Innere. Dass sie dort einmal mit ihrem Mann ihr eigenes Geschäft eröffnet, daran habe sie als Schülerin freilich nicht gedacht.

Ebenso wenig daran, wie beliebt sie und ihr Mann einmal sein werden. In Eschersheim sind sie längst eine Institution, sagt eine Kundin. Vor zehn Jahren habe sie eine langjährige Kundin der Riepls kennengelernt. Auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Wegen ihres tollen Haarschnittes habe sie sie nach ihrem Friseur gefragt. „So kam ich damals zu den Riepls“, sagt sie. Und blieb. Mit Unterbrechungen. Nach „einer anderen Erfahrung“ sei sie reumütig zurückgekehrt. „Ich bin begeistert vom Können, der Persönlichkeit sowie der Freundlichkeit der beiden“, sagt die Kundin.

„Unglaubliche Wertschätzung“

Worte, die Ingrid Riepl ein wenig verlegen machen. Aber ihr und ihrem Mann sichtlich guttun. „Es ist unglaublich, welche Wertschätzung wir erfahren. Das ist ein Grund, warum wir damals so hart gearbeitet haben“, sagen sie. Damit meinen sie die Anfänge. Als sie morgens um vier das Geschäft öffneten und abends um elf die Tür wieder schlossen.

Das ist auch der Grund, warum die Riepls weitermachen, solange sie noch Spaß an ihrer Arbeit haben. Wie es dann mit dem Geschäft weitergeht, Kinder hat das Paar nicht, das wissen sie nicht. „Darüber müssen wir uns aber jetzt auch noch keine Gedanken machen. Noch macht es uns Freude“, sagt Pauli Riepl. Der sich sein volles weißes Haar übrigens nicht von seiner Frau schneiden lässt. Sondern vom jüngsten Lehrling oder einem Praktikanten. Als Modell. Und seine Frau? Die macht das alles selber. Im heimischen Badezimmer. Ob schneiden oder färben. „Sie kann einfach alles“, sagt Pauli Riepl.

judith dietermann

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