500 Frankfurter Schüler kraulen und laufen um die Wette: Jeder, der hier ankommt, ist ein Sieger

Die Deutsche Triathlon Union lud ein zum „Swim & Run“ im Stadionbad. Es war ein Fest, aber es gab auch sorgenvolle Zwischentöne
Frankfurt -Die Farbe weist den Weg in die jeweilige Wechselzone. Ob Grün, Gelb oder Pink - die Schüler, die gerade mit nassen Haaren und Körpern aus dem Schwimmbecken des Frankfurter Stadionbades geklettert und in Richtung Laufrunde unterwegs sind, müssen nur den Kolorierungen folgen, um sich am richtigen Platz umzuziehen. Die Aufteilung in Abschnitte an dieser Stelle hilft den jungen Teilnehmern des Swim&Run für Frankfurter Schulen, ihre eigenen Klamotten und Schuhe schnell wiederzufinden. Auf die Plastiktüten, in die diese bei früheren Veranstaltungen der Deutschen Triathlon Union (DTU) gesteckt wurden, konnte man so auch einfacher verzichten.
Zum zwölften Mal bereits waren die dritten bis achten Klassen aus den Schulen der Großstadt und als Gast die Hermann-Hesse-Schule aus Obertshausen am Mittwoch zu dem Event eingeladen, das sie „freudvoll“ an den Ausdauer-Mehrkampf heranführen soll, wie DTU-Jugendsekretär Marco Beyer erklärt. Ohne dass sie durch Wettkampfcharakter unter Druck gesetzt werden. Trotz dieser kleinen Tradition, an der sich diesmal wieder knapp 500 Kinder und Jugendliche beteiligten, entwickle man sich weiter, betont Beyer.
So nahm der Fachverband die Anregung von Lehrkräften auf, die in der Vergangenheit das kleine Chaos beim Übergang vom Schwimmen zum Laufen bemängelt hatten. Zudem wurde mit Blick auf die Nachhaltigkeit auch auf Startnummern oder Transponder verzichtet; Letztere, in der Regel per Klettband am Fuß getragen, dienen dazu, die Zeit jedes Einzelnen zu messen.
Doch wie lange jemand brauchte, um die je nach Altersklasse 50 oder 100 Meter Kraul und die 500 bis 1500 Meter zu Fuß zurückzulegen, sollte an diesem Tag keine Rolle spielen. Für jeden und jede gab es eine Medaille. „Im Triathlon ist das Finishen der Leitgedanke“, erklärt Beyer. Durchhalten und ankommen, egal wann.
Eine Wertung gab es nur insofern, als dass die Schulen mit den höchsten Teilnehmerzahlen ausgezeichnet wurden, die sich am Start vorstellten. Bei den Grundschulen etwa bejubelten die Kinder aus der Friedrich-Fröbel-Schule in Niederrad den Sieg.
Viele Kinder können nicht schwimmen
Knapp 10 000 Jungen und Mädchen bringt die DTU so jedes Jahr mit etwa 35 Veranstaltungen in Schwung. In ländlicheren Gegenden ist das Radfahren, das den Triathlon ergänzt, meist mit dabei, weil viele sich dort schon in jungen Jahren auf Velos fortbewegen. In Großstädten verzichte man eher darauf, sagt Beyer, „weil dort nicht alle Kinder ein Fahrrad haben“.
Als Nachwuchssichtung sehe man die Offerten nicht, „dafür gibt es andere Angebote“, sagt Beyer. Den Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ etwa. Doch derzeit sei es gar nicht so einfach, diejenigen, die sich für Triathlon interessieren, in den Vereinen unterzubringen. Die Eintracht oder der Höchster Schwimmverein etwa müssten Anfragen ablehnen, weil es an ausreichend Wasserfläche zum Training mangelt.
Dass die Corona-Pandemie und die damit verbundene zwischenzeitliche Schließung von Bädern das Problem verschärft haben, dass viele Kinder gar nicht oder nur schlecht schwimmen können, bekommen auch die Triathleten zu spüren. Beim Swim&Run konnten laut Rückmeldung der Schulen einige Klassen deshalb nicht dabei sein. Von Pädagogen gab es den Vorschlag, eine Bahn im Becken für jene zu reservieren, die sich die Aufgabe nur mit Schwimmflügeln, Pool-Noodlen oder anderen Hilfsmitteln zutrauten. Die Veranstalter von der DTU lehnten das ab, „aber wir müssen das im Blick behalten“, erklärt Beyer. Möglichst wenige Kinder sollen ausgegrenzt werden; die Nichtschwimmer-Zahlen jedoch steigen besorgniserregend.
Die aktuellen Neuerungen schienen sich auszuzahlen. Allein der immer wieder kräftig blasende Wind sorgte für größeres Durcheinander und wirbelte das Dekor am Zielbogen empor, sodass dieses entfernt werden musste. Beyer zeigte sich dennoch optimistisch, dass am Ende so gut wie alle ankamen. Ein einziges Persönchen hatte er ausgemacht, das, mit einem Handtuch umwickelt, womöglich früher aufgab, weil es durchgefroren war. „Aber das ist am Wochenende auch beim Profirennen hier passiert“, sagte der Fachmann. „Das kommt schon mal vor.“