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A66-Ausbau wird umweltschonender

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Von: Dennis Pfeiffer-Goldmann

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Die Autobahn-GmbH plant beim Ausbau der A66 in Frankfurt die Anschlussstelle Borsigallee um. Auch der Heldbockkäfer bekommt ein neues Heim.

Frankfurt - Etwas umweltschonender will der Bund den A66-Lückenschluss im Frankfurter Osten realisieren. Dazu plant die Autobahn-GmbH die neue Anschlussstelle Borsigallee um. Auch der Heldbockkäfer wird ein neues Heim bekommen.

Wie mit den - eventuell - im Fechenheimer Wald lebenden Käfern verfahren wird, legt ein Gutachten fest, das bis Herbst vorliegen soll, erklärt Heiko Schmidt, Sprecher der Autobahn-GmbH. Von April an werde das mögliche Vorkommen kartiert, denn erst ab dann schlüpfen die Tiere. Bei der Fällung der Bäume in einem Teil des 2,7 Hektar großen Bereichs der künftigen A66-Fahrbahn hatte die Behörde im Januar jene Bäume stehen gelassen, auf denen Käfer leben könnten.

Durch den Ausläufer des Fechenheimer Waldes zieht sich die Trasse der künftigen Baustraße, hinten das Autobahnende der A66.
Durch den Ausläufer des Fechenheimer Waldes zieht sich die Trasse der künftigen Baustraße, hinten das Autobahnende der A66. © Rainer Rüffer

Waldbesetzer hatten voriges Jahr einen Käfer entdeckt, daraufhin das Ende des Baus von A66 und Riederwaldtunnel gefordert. Das Protestcamp habe inmitten des möglichen Käfer-Habitats gelegen, bestätigt die Behörde. Es sei nicht klar, ob dort Tiere zu Schaden gekommen seien.

A66-Ausbau in Frankfurt: Fläche wird nach Weltkriegsbomben abgesucht

Die Rodung der übrigen Bäume erfolgte, nachdem die Polizei die Waldbesetzer aus ihren Baumhäusern geholt hatte. Als Nächstes werde die Fläche jetzt nach Weltkriegsbomben abgesucht und zum Ende des Jahres hin die Baustellenzufahrt über die freien Schneisen gebaut samt Behelfsbrücke für die Baustellenlaster über die Anschlussstelle Bergen-Enkheim hinweg, sagt Steffen Rütenfrans, Sprecher der Autobahn-GmbH. Zwischen den Baustellenstraßen liegt die „Insel“ mit den Käferbäumen, mit rotem K gekennzeichnet.

Ebenfalls zum Jahresende will die Autobahn-GmbH die Bauarbeiten für den 1,1 Kilometer langen Riederwaldtunnel ausschreiben und vergeben. 2024 könne das Baufeld entlang der Straße Im Erlenbruch freigemacht werden, kündigt der kommissarische Außenstellenchef Sandro Vincenzi an. Dafür müssen die U-Bahn-Strecke verlegt und neue Straßen gebaut werden. Anschließend kann der Riederwaldtunnel Stück für Stück zugleich von Westen und Osten her gebaut werden. 2031 soll die A66 durchgehend zur A661 in Betrieb gehen. Bis Herbst soll außerdem klar sein, wie weit die allgemeine Explosion der Baupreise auch den Tunnel verteuert. Der war zuletzt auf 480 Millionen Euro taxiert worden.

Frankfurt: Gutachter sucht auch Eremit und Hirschkäfer

Wenn die Gutachter samt Spürhunden von April an ausschwärmen, halten sie außer nach dem Heldbock auch nach Eremit und Hirschkäfer Ausschau. Alle drei seien 2015 beim Untersuchen nicht gesichtet worden, erinnert Vincenzi. Da jetzt der Heldbock aufgetaucht sei, sei denkbar, dass sich auch die anderen dort angesiedelt hätten. „Das untersuchen wir, um sicherzugehen“, und um Projektverzögerungen zu vermeiden.

Da die Rote-Liste-Art nicht Teil der Baugenehmigung ist, will die Autobahn-GmbH bis Jahresende noch eine offizielle Änderung beantragen, kündigt Sprecher Schmidt an. Darin wird das Vorgehen mit dem Käfer - so er denn dort lebt - festgelegt. Das könnte unspektakulär werden: Vom Heldbock bewohnte Baumüberreste hatte die Stadt schon in den 1990er-Jahren für ein Baugebiet am Rebstock einfach in den Wald versetzt.

Ebenfalls bis Jahresende soll eine Änderung der Baugenehmigung für die Anschlussstelle Borsigallee beantragt werden. Sie will die Autobahn-GmbH abgespeckt bauen. Statt einer „holländischen Rampe“ soll es eine Standardausfahrt geben. Dabei werde statt eines dreistöckigen, massiven Bauwerks - wie es am Dreieck Erlenbruch am künftigen A66-Anschluss zur A661 schon gebaut wurde - nur eine kurze Brücke nötig, erklärt Steffen Rütenfrans. Die Lösung brauche nur marginal mehr Platz: 50 Quadratmeter. In ganz geringer Zahl seien aber weitere Kleingärten im Teufelsbruch betroffen. Deren Besitzer sollen, wie die anderen zuvor auch, finanziell entschädigt werden.

Naturschützer entdeckten den Heldbock in Fechenheim.
Naturschützer entdeckten den Heldbock in Fechenheim. © BUND

A66-Ausbau in Frankfurt: Verkehrsführung wird simpler und klarer

In der abgespeckten Variante kann der Bund auf einen teureren Tunnel verzichten, der im Grundwasser gelegen hätte. Auch werde die Verkehrsführung simpler und klarer. Eine aufwendige Lösung, um Lastwagen davon abzuhalten, versehentlich die Fahrspur ins Park+Ride-Parkhaus zu nutzen, wird unnötig. Trotz der Umplanung werde der Anschluss rechtzeitig fertig, betont Sandro Vincenzi. Ihn zu bauen dauere etwa zwei Jahre. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

Gegen Baumfällungen für den Riederwaldtunnel in Frankfurt gibt es Widerstand. Verkehrsforscher Jürgen Follmann erklärt, warum der A66-Lückenschluss wichtig ist.

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