Mieter-Streit um Heizkosten mit der Vonovia: „Kann mir kein Stück Brot mehr kaufen“
Für die Mieter ist es ein Schock: Vonovia erhöht die Vorauszahlungen für Heizkosten in Mietwohnungen in Frankfurt immens.
Frankfurt – Da haben Mieter nicht nur in der Peter-Bied-Straße einen gehörigen Schrecken bekommen, als sie ihre Heizkostenabrechnung aus dem Briefkasten holten: Denn es setzte Nachzahlungen in erheblichem Umfang, und die Vorauszahlungen wurden dann auch gleich erhöht. Rechtmäßig sei dies in dieser Form nicht, sagt der Mieterbund Hoechster Wohnen. Das Wohnungsunternehmen Vonovia als Vermieterin weist das allerdings zurück und räumt lediglich ein, dass unvollständige Abrechnungen verschickt worden seien.

Bei einem Ortstermin präsentierte der Mieterverein jetzt konkrete Zahlen und Beispiele: Ein Mieter hatte für das vergangene Jahr knapp 1700 Euro Vorauszahlungen geleistet, abgerechnet wurden dann mehr als 3000 Euro. So ergeben sich für ihn Nachzahlungen von 1300 Euro. Natürlich hat Vonovia daraufhin die Vorauszahlungen angepasst - in diesem Fall von bisher 141 Euro auf nun 416 Euro.
Mieterbund zu Vonovia: „Völlig aus der Luft gegriffen“
„Die drastische Erhöhung der Vorauszahlungen bewertet der Mieterbund als willkürlich und als Missachtung der gesetzlichen Vorgaben“, sagt Sieghard Pawlik, Vorsitzender des Mieterbundes. Er weist darauf hin, dass die Vermieterin für das nächste Jahr mit einer Kostensteigerung um 65 Prozent rechnet. Diese Schätzung sei völlig aus der Luft gegriffen, so Pawlik.
Wie die Vonovia auf diese 65 Prozent gekommen ist, das lässt das Unternehmen auf Anfrage dieser Zeitung offen. „Die Erhöhung ist unserer Auffassung nach gerechtfertigt, um unsere Mieter vor weiteren zu erwartenden Kostensteigerungen und daraus folgenden hohen Nachzahlungsbeträgen zu schützen“, sagt Vonovia-Sprecher Olaf Frei.
Vonovia-Mieter in Frankfurt: „Ich kann mir kein Stück Brot mehr kaufen“
Das hilft aber nicht jedem. „Ich soll künftig 911 Euro Miete zahlen“, rechnet Dagmar Herr vor, die ebenfalls in der Peter-Bied-Straße wohnt. Damit gehe ihre ganze Rente für die Wohnung drauf: „Ich kann mir kein Stück Brot mehr kaufen.“ Pawlik fürchtet, dass es in der ganzen Stadt bei vielen Vonovia-Mietern ähnlich wird. „Wir gehen davon aus, dass dies generell das Vorgehen der Vonovia ist.“ Nach seinen Angaben besitzt das Unternehmen in Frankfurt etwa 16 000 Wohnungen.
Die Häuser in der Peter-Bied-Straße hat die Vonovia erst zum Beginn des laufenden Jahres übernommen. „Bei der Deutsche Wohnen war es besser“, sind sich die Mieter einig. Probleme gab es schon: Eine Bewohnerin berichtet, dass ein Heizkörper in ihrer Wohnung im vergangenen Winter mit Maximaleinstellung gelaufen sei und sich nicht habe abdrehen lassen. Drei Monate habe sie auf einen Monteur warten müssen. Den erhöhten Verbrauch freilich musste sie selbst bezahlen.
Vonovia-Wohnungen in Frankfurt: „Die Abrechnungen sind nicht überprüfbar“
Die Mieter bemängeln auch, dass es die früher üblichen monatlichen Mitteilungen zum Heizenergieverbrauch nicht mehr gebe, mit deren Hilfe man die Kosten besser im Blick behalten konnte. Warum gibt es diesen postalischen Hinweis nicht mehr? Nun, die Verbrauchswerte könnten in der Mieter-App des Unternehmens eingesehen werden, erklärt Firmensprecher Frei. Damit würden die Kosten für den Versand der Monatsabrechnung eingespart, die andernfalls natürlich die Mieter tragen müssten.
Gravierender als das sind aber die erheblich gestiegenen Heizkosten selbst. Rechtswidrig seien die Bescheide auch, weil nicht erkennbar sei, wie die abgerechneten Verbrauchswerte zustande gekommen seien, schimpft Mietervereins-Chef Pawlik. „Die Abrechnungen sind nicht überprüfbar“, fasst er zusammen. Das entspreche nicht den gesetzlichen Vorgaben.
Vonovia räumt Versäumnis ein
In diesem Punkt räumt die Vonovia ein Versäumnis ein. Tatsächlich seien Abrechnungsschreiben verschickt worden, bei denen die Einzelposten fehlten. Das Unternehmen sei dabei, dies zu korrigieren und werde ergänzte Abrechnungen demnächst verschicken. Vermutlich seien etwa 24 Mieter betroffen.
Was sollen betroffene Mieter nun tun? Generell, sagt Pawlik, solle man natürlich die Unterstützung des Mietervereins in Anspruch nehmen. Der nächste Schritt sei, die überhöhten Abbuchungen rückgängig zu machen und einstweilen nicht mehr zu überweisen. Unbedingt zu achten sei aber darauf, die eigentliche Miete nicht zu kürzen und auch nicht die Vorauszahlungen in ihrer früheren Höhe. Bei nicht gezahlten Mieten nämlich flattert nämlich auch ganz schnell eine Kündigung ins Haus. (Manfred Becht)
In einem anderen Fall klagen Vonovia-Mieter in Frankfurt über das Leben auf einer Baustelle.