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Mammutprojekt: Abriss der Omegabrücke in Frankfurt hat begonnen

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Stahl steht aus dem Beton heraus, einiges liegt schon auf dem Boden. Um Mitternacht hatte die Omegabrücke schon deutlich gelitten, aber das Mittelteil machte noch keine Anstalten, links und rechts loszulassen. FOTO: michelle spillner
Stahl steht aus dem Beton heraus, einiges liegt schon auf dem Boden. Um Mitternacht hatte die Omegabrücke schon deutlich gelitten, aber das Mittelteil machte noch keine Anstalten, links und rechts loszulassen. © Michelle Spillner

Am Donnerstagabend soll Bahnlinie wieder freigegeben werden. Der Rückbau der Omegabrücke in Frankfurt ist eine Mammutaufgabe.

Frankfurt - Eigentlich wollte man den Griesheimern in der Nacht zum Sonntag ihre Ruhe lassen. Doch dann musste durchgearbeitet werden - und es war keine Zeit mehr, die Bürger zu informieren. Ein Anwohner direkt an der Omegabrücke nahm die Info zur Nachtarbeit gelassen: „Macht mir nichts. Mein Schlafzimmerfenster geht nach hinten raus.“ Dachte er. Doch der Bohrhammer und die Betonzange malmten unerbittlich dröhnend auf der Omegabrücke und den Nerven der Griesheimer herum.

Der Abriss hatte am Samstag zwar zwei Tage früher begonnen als geplant, verzögerte sich aber im Laufe des Tages. „Eigentlich wollten wir Ihnen den ersten Biss in die Brücke zeigen“, erklärte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) um 15 Uhr beim Pressetermin. Doch da hing man schon vier Stunden im Zeitplan hinterher, weil das Abstützen der Seitenzubringer der Omegabrücke länger gedauert, der Statiker mehr gefordert hatte. Weil am Donnerstagabend die Bahnlinie wieder freigegeben werden soll, ist Eile geboten - zumal man immer wieder mit Unvorhergesehenem rechnen muss, das wertvolle Zeit kosten kann.

Abriss der Omegabrücke in Frankfurt hat begonnen

„Dass wir das hier innerhalb von zwei Wochen umsetzen können, verdanken wir dem Einsatz aller Beteiligten“, betonte Siefert. Die Deutsche Bahn hatte in Windeseile die Oberleitungen demontiert, die Baufirma Max Wild habe kurzfristig die Baumaschinen und Arbeiter zusammenzubekommen, die Sondertransporte für die Maschinen wurden schnell genehmigt, Mitarbeiter hätten kein freies Wochenende - die Leute vom Straßenbauamt teilen sich die regelmäßigen Besuche auf der Baustelle auf.

„Wir müssen da sein, weil es ja im Zweifelsfall auch etwas zu entscheiden gibt“, erklärte Diplom-Ingenieurin Nicole Vogel, Leiterin der Abteilung Brücken- und Ingenieurbau im Amt für Straßenbau der Stadt. Da die 1973 gebaute Omegabrücke akut einsturzgefährdet sei, gelte: Je schneller sie wegkomme, desto besser - ehe noch etwas passiert.

Omegabrücke in Frankfurt: Einsturzgefährdet, aber zäh

Der Rückbau ist eine Mammutaufgabe. Zuerst musste das Mittelteil der Brücke weg, damit die Bahngleise wieder freigeben und die S-Bahnen und Züge wieder fahren können. Problem: Die seitlichen Zubringer hängen dann in etwa sechs Metern Höhe in der Luft und müssen unterstützt werden, damit sie nicht in sich zusammenbrechen. Das war eine der ersten Aufgaben. Dann wurde ein Fallbett errichtet: Die Schienen wurden mit Matten, Styrodur und Holzbalken abgedeckt, damit sie von herabfallenden Betonteilen nicht beschädigt werden. Währenddessen flexte auf der Brücke ein Arbeiter die Geländer ab, beobachtet von einem halben Dutzend Schaulustiger und Männern, die an der Trinkhalle „Blechtrommel“ einen Mittagsschoppen tranken.

Bis es zu den spektakulären „Beiß-Bagger-Bildern“ kam, wurde es Mitternacht. Dafür, dass die Brücke einsturzgefährdet sei, zeige sie sich aber ganz schön zäh, witzelten um diese Zeit zwei Männer im Dunkel des „Außentresens“ der „Blechtrommel“.

Für Laien ist es schwer zu verstehen, was das Problem ist. Im Brückenbauwerk verlaufen in Hohlräumen stählerne Spannseile; die seien hochvergütet, haben aber das Problem, dass sie für einen kristallinen Korrosionsprozess empfänglich seien, der von außen nicht sichtbar ist. „Das kann dazu führen, dass die Seile spontan reißen“, erklärte Siefert. Einen sogenannten Kollapsrahmen, der die Brücke im Zweifelsfall auffangen würde, oder zusätzliche Spannseile habe man nicht drunter setzen können, weil man dann zu nah an die Hochspannungsleitungen gekommen wäre.

Bis Mitte Oktober soll alles weg sein

Bis Mitte Oktober soll alles weg sein. Die nördliche Seite werde noch eine Herausforderung, „weil wir da unter dem Bauwerk die Entlüftung des Saalbaues haben“, erklärte Nicole Vogel.

Und die Herausforderungen gehen weiter. „Wir haben ja auch die Sanierung des Bahnhofs Griesheim vor uns, in der Zeit brauchen wir eine Fußgängerersatzbrücke“, berichtete Siefert. Und: Bis es mit dem Neubau der Omegabrücke losgehen könne, werde es mindestens zwei Jahre dauern.

Aber Siefert scheint erleichtert, mit dem Abriss den ersten großen Schritt gemacht zu haben. Und die Griesheimer werden erleichtert sein, wenn sie von Dienstag an hoffentlich wieder ruhige Nächte haben werden. (Michelle Spillner)

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