Aktivist versteigert Sklaven auf der Zeil

Ein fingierter Sklavenmarkt sollte gestern auf die Folgen ungezügelten Konsums aufmerksam machen – ausgerechnet an Frankfurts bekanntester Einkaufsstraße.
Freitag, 12 Uhr, Hauptwache: Ein Maskierter preist mit seinem Megafon an, dass die drei Frauen, die hinter ihm in einem Käfig warten, ausgezeichnet als Feldarbeiterinnen oder Prostituierte arbeiten könnten. Dann ruft der vermeintliche Auktionator erste Gebote für seine Ware auf. Irritiert laufen die Passanten weiter. Ein Sklavenmarkt mitten in Frankfurt?
„Wir wollten mit der Aktion provozieren“, sagt Ulja Jäger (30) vom Bündnis „Gemeinsam für Afrika“. Bundesweit spielten Aktivisten gestern den Sklavenhandel nach. In Frankfurt hatten sie dafür die Zeil ausgewählt: Als frequentierte Einkaufsmeile stünde sie symbolisch für die Ursache moderner Sklaverei. Was für Kleinstpreise in den Regalen steht, wird oft möglichst günstig und deshalb unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Laut Internationaler Arbeitsorganisation befinden sich weltweit rund 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. „Gemeinsam für Afrika“ geht davon aus, dass durchschnittlich 60 Sklaven für jeden von uns arbeiten. Die meisten am Anfang der Lieferketten bei der Gewinnung der Rohstoffe, aber auch bei der Herstellung von Kleidung, Smartphones und Nahrungsmitteln. „Wir konnten einige Passanten mit unserer Botschaft erreichen“, sagt Jäger. „Auch wenn diese für viele gar nicht neu war.“
(ag)