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Allerheiligenviertel: Polizei installiert hochauflösende Kamera

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Wohin das Kameraauge blickt, kann hier jeder erkennen.
Wohin das Kameraauge blickt, kann hier jeder erkennen. © Bernd Kammerer

Mit modernster Technik versucht die Frankfurter Polizei, einen Kriminalitätsschwerpunkt der Innenstadt in den Griff zu bekommen. Eine neue Videoanlage auf der Allerheiligenstraße liefert gestochen scharfe Bilder. An vier weiteren Standorten soll die Überwachungstechnik hochgerüstet werden. Vorangegangen war eine zähe Debatte der Frankfurter Stadtpolitik.

Wer die Breite Gasse entlang auf die Allerheiligenstraße zuläuft, kann sich beobachtet fühlen. Denn mitten auf der Kreuzung hängt seit ein paar Tagen eine Hightech-Kamera, die ihre Videobilder direkt in das nahe Polizeirevier an der Zeil und in die Leitstelle des Polizeipräsidiums funkt. Das Objektiv ist gut sichtbar und nicht, wie sonst üblich, hinter einer getönten Glashalbkugel versteckt. Die ferngesteuerten Schwenkbewegungen sind daher für jeden zu erkennen: Man sieht, wohin das virtuelle Auge gerade blickt – und wohin nicht. „Das ist Absicht“, erklärte Polizeipräsident Gerhard Bereswill gestern bei der offiziellen Inbetriebnahme der Videoanlage. „Wir wollen mal sehen, wie die Szene auf eine offene Kamera reagiert.“

Zentraler Rückzugsraum

Die Szene – das sind Dealer, Diebe und Messerstecher. Die Straßenkreuzung im Allerheiligenviertel ist seit Jahren ein Schwerpunkt der Straßenkriminalität. Zwielichtige Bars, Internetcafés und Rotlichtbetriebe locken ein kriminelles Milieu an, das dort einen zentral gelegenen Rückzugsraum findet. Etwa 200 Straftaten registriere die Polizei jährlich rund um die Kreuzung, sagte Bereswill. „Im Jahr 2015 waren es sogar über 300.“ Bei rund einem Viertel der Taten gehe es um Drogen. Durch verstärkte Polizeipräsenz seien bereits erste Erfolge erzielt worden. Dass der Bereich nun rund um die Uhr videoüberwacht wird, biete bei der Verbrechensbekämpfung ganz neue Möglichkeiten.

Was die hochauflösende „High Definiton“-Kamera, kurz HD, kann, demonstrierten die Beamten gestern vor Ort. Für den Pressetermin hatten sie einen Einsatzwagen mit mobiler Technik am Straßenrand bereitgestellt. Dessen Monitor zeigte das Treiben auf der Kreuzung in gestochener Schärfe. Herangezoomt sind Gesichter im Detail zu erkennen. Selbst der kleingedruckte Autohaus-Schriftzug unter einem Pkw-Kennzeichen ist einwandfrei lesbar. „Die nachträgliche Identifizierung von Straftätern wird mit den Videobildern sehr viel leichter“, sagte Bereswill. „Wir erhoffen uns aber auch eine abschreckende Wirkung.“

Stadt wird nachziehen

Auch der städtische Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) kam zur Inbetriebnahme der zunächst für die Dauer eines Jahres installierten Überwachungskamera. „Die Bevölkerung wünscht sich an den Kriminalitätsschwerpunkten mehr Sicherheitstechnik“, sagte der Stadtrat. Er begrüße das Engagement der Polizei daher ausdrücklich. Die Stadt werde nachziehen und an insgesamt vier weiteren Standorten moderne Videoanlagen installieren. Derzeit laufe das Vergabeverfahren. Da dafür eigene Datenleitungen genutzt werden, sei die Planung aufwendiger als bei der per Funk betriebenen Anlage im Allerheiligenviertel.

Frankfurts videotechnische Aufrüstung ist das Ergebnis einer langwierigen Debatte innerhalb der schwarz-rot-grünen Magistratskoalition. Vor allem die Grünen sträubten sich gegen die Überwachung. Im Februar stimmten sie schließlich einem Kompromiss zu: Zwei bereits bestehende Anlagen auf dem Bahnhofsvorplatz und an der Konstablerwache sollen technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Zwei neue Standorte – im Bahnhofsviertel und an der Hauptwache – kommen hinzu. Am fünften Standort, im Allerheiligenviertel, gibt es zunächst nur eine temporäre Lösung. Die nun eröffnete Anlage kommt nach zwölf Monaten wieder auf den Prüfstand. Dann soll entschieden werden, ob eine Dauerlösung daraus wird. Eine weitere mobile Überwachungsanlage betreibt die Polizei derzeit in der Düsseldorfer Straße, um dort Drogendealer und andere Kriminelle im Blick zu haben.

Den Anforderungen des Datenschutzes werde Rechnung getragen, versicherten die Verantwortlichen. Auf die für 28 Tage gespeicherten Aufnahmen hätten nur wenige Beamten Zugriff. Und der Blick in Privatwohnungen werde von vornherein technisch verhindert. Tatsächlich zeigte der Vorführ-Monitor nur schwarze Flächen, sobald Fenster ins Blickfeld der Kamera gerieten.

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