Flugzeugabsturz vor 40 Jahren bei Frankfurt: Als der Tod vom Himmel fiel

Vor 40 Jahren starb die Frankfurter Pfarrersfamilie Jürges beim Absturz eines Starfighters über der Bundestraße B44 - sie waren zu einem Pfingstausflug unterwegs.
Frankfurt – Was passiert wäre, wenn er damals mitgekommen wäre – diese Frage hat sich Kurt-Helmuth Eimuth nie gestellt. Sein Freund Martin Jürges hatte ihn ja gefragt. Ein Pfingstausflug ins Grüne sollte es werden. Wohin genau, das hat Eimuth nie erfahren, er hatte damals die Schwiegereltern zu Besuch und blieb in Frankfurt. Es war der 22. Mai 1983, heute vor 40 Jahren. Der Tag, an dem Pfarrer Martin Jürges und seine Familie auf der B44 am Frankfurter Waldstadion starben. Getötet von einem kanadischen Militärflugzeug, das vom Himmel fiel.
Kurt-Helmuth Eimuth, Theologe, Pädagoge und Journalist, kannte Martin Jürges damals schon seit einigen Jahren. Ende 1976 hatte er als Mitarbeiter beim Stadtjugendpfarramt angefangen. Jürges war damals Jugendpfarrer und damit Eimuths Chef. Daraus entstand eine Freundschaft, an die sich Eimuth in seinem Podcast „Conny und Kurt“ erinnert. Gemeinsam mit dem einstigen Leiter der evangelischen Notfallseelsorge, Conny von Schumann, und Stadionpfarrer Eugen Eckert spricht Eimuth über das Unglück.

Flugzeugabsturz vor 40 Jahren reißt Frankfurter Pfarrersfamilie in den Tod
An jenem Pfingstsonntag waren Hunderttausende auf die US Air Base am Flughafen gekommen. Das Gelände war für die deutsche Zivilbevölkerung in der Regel nicht zugänglich, nun wurde dort gefeiert. Höhepunkt des Tages sollte eine Flugshow werden, an dem auch eine kanadische Staffel teilnahm. Die „Tigers“ bestanden aus fünf Düsenjägern vom Typ F-104 Starfighter.
Eine der Maschinen brach gegen 14 Uhr plötzlich aus der Formation aus. Scheinbar unkontrolliert flog sie in Richtung Frankfurt. In Höhe des Waldstadions stürzte der Starfighter ab. Nahezu senkrecht fiel er auf die Bundesstraße und traf das Auto von Pfarrer Jürges und seiner Familie. Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Jan (11) und Katharina (1) starben an der Unglücksstelle. Gesine Wagner, die 19 Jahre alte Nichte von Martin Jürges, erlag 81 Tage später im Krankenhaus ihren schweren Verbrennungen. Ein Buch mit Briefen und Tagebuchaufzeichnungen erinnert an sie.

Frankfurt: Ursache des Unglücks bis heute nicht geklärt
Wieso die Maschine abstürzte, ob es an einem technischem Defekt lag oder ob der Pilot (der sich mit dem Schleudersitz rettete und alsbald nach Kanada gebracht wurde) einen Fehler gemacht hatte, wurde nie eindeutig geklärt. Kurt-Helmut Eimuth hat das auch nie wirklich interessiert. Sein Freund war tot. Und Eimuth und seine Frau waren traurig und wütend. Wütend auf das Militär, das diesen unsinnigen Tod zu verantworten hatte. Sechs Menschen waren gestorben. Es hätten noch viel mehr sein können, wäre die Maschine einige Meter weiter über dem Wäldchestag abgestürzt. Dort feierten am Pfingstsonntag Zehntausende.
Gedenken
Zur Erinnerung an Pfarrer Martin Jürges gibt es am heutigen Montag, 22. Mai, um 18 Uhr ein Treffen an der Gutleutstraße 131. Danach ziehen die Teilnehmer:innen einige Meter weiter in die Gutleutstraße 121, wo einst die Gutleutkirche stand. Dort ist mittlerweile ein Jugendzentrum untergebracht, in dem eine Tafel an Martin Jürges erinnert.
Zur Absturzstelle zieht eine Gruppe am Pfingstsonntag, 28. Mai. Treffpunkt (mit Fahrrädern) ist um 11.30 Uhr an der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad, Gerauer Straße 52, oder um 12 Uhr am Kreuz an der Mörfelder Landstraße. geo
Demonstrationen in Frankfurt nach tragischem Tod von Pfarrersfamilie
Getroffen hatte es ausgerechnet die Familie von Pfarrer Jürges, der in der christlichen Friedensbewegung aktiv war. Jürges, der zum Zeitpunkt des Unglücks seit zwei Jahren an der Gutleutgemeinde arbeitete und sich in dem damals sozial schwierigen Viertel einen guten Namen gemacht hatte, wollte im Juni 1983 einen Ausflug zum Kirchentag in Hannover machen. Für seine Gemeinde hatte er 30 lila Tücher gekauft. Eines davon hängt seit 40 Jahren an Kurt-Helmuth Eimuths Schreibtisch.
„Waffen töten – auch im Frieden“, stand bei den Demonstrationen in den nächsten Tagen auf den Transparenten. Die Menschen forderten ein Verbot von Flugshows. Zumindest Formationsflüge wurden in Deutschland schließlich untersagt – aber erst nach dem Unglück von Ramstein, das 70 Menschen das Leben kostete – fünf Jahre nach dem Tod von Pfarrer Jürges und seiner Familie.

Der Podcast mit Erinnerungen an Martin Jürges ist unter anderem unter eimuth.de abrufbar.
Bei einem Flugzeugabsturz bei Gelnhausen verunglücken jüngst zwei Männer – erfahrene Piloten. Fragen wirft das eingebaute Notfallrettungssystem auf.