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Nach Filial-Schließung: Sparkassen-Bus soll wieder durch Frankfurt rollen

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Eine Zweigstelle auf Rädern: Von 1955 bis in die 1980er-Jahre fuhr der Sparkassen-Bus durch die Stadtteile.
Eine Zweigstelle auf Rädern: Von 1955 bis in die 1980er-Jahre fuhr der Sparkassen-Bus durch die Stadtteile. © Frankfurter Sparkasse

Im Frankfurter Stadtteil Ginnheim schließt eine Filiale der Sparkasse. Die örtliche SPD will deshalb ein Modell aus der Nachkriegszeit wieder aufleben lassen.

Frankfurt - Er war in der Nachkriegszeit fester Bestandteil des Frankfurter Stadtbilds: der Bus der Frankfurter Sparkasse. Regelmäßig rollte er ab 1955 durch die Stadtteile - mit Kundenraum, Tresen und Kasse. Gehalten wurde an neun mit Schildern gekennzeichneten Haltepunkten. Besetzt war der Bus mit Zweigstellenleiter, Kassierer und dem Fahrer, der Hilfsdienste leistete.

Eingesetzt wurde der Bus wegen des damals noch schlecht ausgebauten Filialnetzes, unterwegs war er bis in die 1980er-Jahre. Und heute? Heute wird der Ruf nach solch einem Angebot der Sparkasse wieder lauter. Zumindest im Ortsbezirk 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim). Schließt dort die Ginnheimer Filiale, Kurhessenstraße 166, doch bereits zum 30. Juni dieses Jahres. Statt wie ursprünglich geplant erst Ende 2024. Bereits 2021 hatte das Geldinstitut beschlossen, 17 der 35 Standorte in den Stadtteilen zu schließen, mit nächstgelegenen Filialen zusammenzulegen und stattdessen sein digitales Angebot auszubauen.

Was Ginnheim ebenso hart treffe wie die ländlicheren Stadtteile. Das sieht zumindest die SPD-Fraktion im Ortsbeirat so. Zu weit entfernt lägen die nächste Filiale in der Eschersheimer Landstraße 238 und das SB-Terminal in der Ginnheimer Landstraße 118. Vor allem für ältere Menschen seien die Wege „eine Zumutung“, heißt es in dem Antrag für die kommende Sitzung des Stadtteilgremiums. Mit dem die Fraktion nun eben einen Sparkassen-Bus, eine mobile Filiale, fordert.

Nach Filial-Schließung: Sparkassen-Bus soll wieder durch Frankfurt rollen

„Zweimal die Woche sollte so ein Bus den Stadtteil anfahren. In Form eines Pilotprojektes, angesetzt auf ein Jahr. Danach kann man entscheiden, ob es sich lohnt oder nicht“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Rachid Rawas. Für ihn selber sei das „radikale Verschwinden der Filiale“ weniger schlimm, könne er doch noch „hüpfen, springen und mit dem Fahrrad fahren“. Viele Senioren aber eben nicht mehr. Zwar gebe es eine Busverbindung in die Ginnheimer Landstraße, aber selbst das sei für viele ältere Menschen belastend. Aus Frankreich und Spanien kenne er das Angebot solch mobiler, rollender Geschäftsstellen. „Was dort funktioniert, kann auch bei uns gelingen“, ist er überzeugt.

Das klingt bei der Sparkasse Frankfurt weniger positiv. „Dieses Konzept stammt aus der Nachkriegszeit, in der noch wenige stationäre Anlaufpunkte zur Verfügung standen. Im Gegensatz zu heute waren die Filialen aber unbedingte Voraussetzung für Bankgeschäfte jedweder Art“, erklärt Sprecher Dennis Vollmer. Heute könnten die Kunden ihre Bankgeschäfte rund um die Uhr erledigen - in den SB-Filialen, online oder über zahlreiche weitere Kanäle. Fahrbare Filialen würden nicht mehr benötigt und seien daher seit den 1980er-Jahren auch nicht mehr in Betrieb.

Filial-Schließung in Frankfurt: In anderen Städten gibt es den Sparkassen-Bus

Das betrifft zumindest Frankfurt, in anderen Städten, wie auch in Berlin, gibt es dieses Angebot nach wie vor. Regelmäßig fährt dort der Sparkassen-Bus „Justav“ verschiedene Bezirke der Hauptstadt an. Was wohl eher eine Ausnahme ist. „Mir ist bekannt, dass manche Sparkassen nach wie vor mobile Filialen betreiben. In der Regel sind das Flächen-Sparkassen, deren Geschäftsgebiet sehr ländlich geprägt ist“, so Vollmer.

Ortsbeirats-Mitglied Thomas Budenz (BFF), der bereits Anfang des Jahres über die vorgezogene Schließung der Ginnheimer Filiale klagte, sieht den SPD-Vorschlag kritisch. „Für Diebe ist das ein gefundenes Fressen. Es gibt einen festen Termin, der öffentlich bekannt ist. Wenn Senioren dann Geld abholen, besteht das Risiko, dass ihnen aufgelauert und sie ausgeraubt werden“, beschreibt er seine Befürchtung. Stattdessen sollte man darüber nachdenken, dass das SB-Terminal in der Ginnheimer Landstraße barrierefrei wird. Gibt es dort doch Treppenstufen. „Das wäre ein Anfang“, so Budenz. (Judith Dietermann)

Der Ortsbeirat tagt

Die Sitzung beginnt am Donnerstag, 1. Juni, um 19.30 Uhr, im Begegnungszentrums, Ginnheimer Landstraße 172 -174.

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