Bald ganz neue Umsteigewege am Hauptbahnhof Frankfurt: Das plant die Bahn

Mit dem neuen Fernbahntunnel wird es für Fahrgäste ganz neue Umsteigewege am Hauptbahnhof Frankfurt geben. Die geplante Querpassage soll kein reiner Zweckbau sein.
Frankfurt - Zusammen mit dem Fernbahntunnel soll unter dem Hauptbahnhof eine neue, unterirdische Querpassage für Fahrgäste entstehen. Das ist nicht nur nötig, um die doppelte Anzahl Reisender durch die meistfrequentierte Fernverkehrsstation Deutschlands schleusen zu können. Die neue Nord-Süd-Achse dürfte auch einen Nutzen für die benachbarten Wohnviertel haben.
Hauptbahnhof Frankfurt: „Wir müssen die Reisenden neu verteilen“
Angesichts von 3,5 Milliarden Euro und wohl noch mehr als Investition für den Fernbahntunnel wirkt das Detail eher klein. Doch wer ihn kennt, weiß: Der heutige Fußgängertunnel, der am westlichen Ende der Bahnsteighallen die Bahnsteige miteinander verbindet, wäre einer Verdopplung der Fahrgastzahl nicht gewachsen. Niedrig, nicht sonderlich breit, wenig wohlriechend und bloß je mit einer Treppe erreichbar, genügt der alte Fußgängertunnel schon heute modernen Ansprüchen nicht mehr. Wer in Frankfurt umsteigt, läuft meist erst den ganzen Bahnsteig hinunter, dann über den Querbahnsteig und den Abfahrtbahnsteig wieder hinauf.
Mit derart langen Fußwegen und dem heutigen Platz aber sind die Massen nicht zu bewältigen, die 2040 nach Eröffnung des Tiefbahnhofs des Fernbahntunnels durch die Station strömen sollen. „Wir müssen die Reisenden neu verteilen“, erklärt Torsten Sandtel, Projektsteuerer bei der DB Netz AG. „Und wir müssen die Umsteigezeiträume optimieren zwischen dem neuen Tiefbahnhof, den oberen Gleisen und der S-Bahn.“
Der neue Fern-Tiefbahnhof soll unter den Gleisen 1a bis 4, unterm Südflügel des Bahnhofs sowie der Mannheimer Straße liegen in 27 Metern Tiefe. Allein um nach oben zu kommen, müssen Fahrgäste mehrere Rolltreppen nehmen. Außerdem liegt der neue Tiefbahnhof - inklusive einer darüber verlaufenden Längspassage - etwas nach Westen versetzt zu den oberirdischen Gleisen.
Neuer Querpassage am Hauptbahnhof Frankfurt: 200 Meter lang und 20 Meter breit
Die Lösung: Wer umsteigt, soll in der Regel nicht mehr den Querbahnsteig am östlichen Ende der Haupthalle nutzen. Stattdessen plant die Bahn den neuen, um die 200 Meter langen und wohl mindestens 20 Meter breiten Fußgänger-Quertunnel. Er soll in etwa in der Flucht der Ludwig- und der Stuttgarter Straße verlaufen - „deutlich außerhalb der Bahnhofshallen“, erklärt Sandtel. Die Querpassage läge etwa in der Mitte der fünf langen, oberirdischen ICE-Bahnsteige. Ganz genau festgelegt sei die Lage noch nicht. „Wir fangen jetzt an zu planen.“
Wie kein anderer Verbindungsbau soll die Querpassage alle Gleise miteinander verbinden. Nicht nur Abgänge von den oberirdischen Gleisen 1a bis 25 sind vorgesehen sowie der Übergang zum Fernbahn-Tiefbahnhof. Ebenso soll es einen Zugang zum Tiefbahnhof der S-Bahn geben - und zwar just zu den bisher wenig genutzten westlichen Enden der Bahnsteige, was den heutigen, oft überbevölkerten Zugang entlastet. Ebenfalls soll die Passage Zugänge zur Stadt enthalten: Im Norden in die Poststraße im Gallus, im Süden in die Stuttgarter Straße im Gutleutviertel nahe Fernbusbahnhof, Intercity-Hotel und dem neuen Parkhaus.
Umsteigen so bequem wie in Zürich
Die neue Passage soll dabei - anders als der heutige Fußgängertunnel - kein reiner Zweckbau nur fürs Entlanglaufen sein. „Auch Nutzungen“ solle es dort geben, sagt Sandtel. Wie viel Bedarf es gebe und wie viele Flächen möglich seien, werde noch geprüft. Denkbar sind Ladenlokale für Reisebedarf, Gastronomie, Dienstleister. „Wir sind noch in einer sehr frühen Phase.“
Aussehen könne die Querpassage am Ende beispielsweise wie die im Kölner Hauptbahnhof oder am Sihlquai in Zürich, erläutert der Projektsteuerer. Zürich gilt ohnehin als Vorbild. Dort war 2015 nach 13 Jahren Planungs- und Bauzeit ebenfalls ein Fernbahn-Tiefbahnhof mit langem Fernbahntunnel und neuer Querpassage in Betrieb gegangen. Ähnliche Umsteigepassagen mit Läden und Restaurants unter den Gleisen haben auch die Hauptbahnhöfe in Hannover und Wien.
Info-Veranstaltung bereits im Herbst
„Die Querpassage ist nicht vornehmlich als Stadtteilverbindung gedacht“, mahnt Torsten Sandtel von DB Netz. „Aber sie wird natürlich auch diesen Zweck erfüllen.“ Zu allererst plane die Bahn sie aber als neuen Zu- und Ausgang für den Hauptbahnhof. Sollte es Wünsche der Stadt geben, „sind wir natürlich offen“. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe stimmen sich seit kurzem Bahn sowie die städtische Dezernate für Planung und Verkehr über alles ab, was den Ausbau und die Sanierung des Hauptbahnhofs betrifft. Auch über die Querpassage „wird auf Arbeitsebene gesprochen“, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). „Es geht darum, dass die Passage und der neue Tiefbahnhof städtebaulich gut integriert werden.“
Bis Ende 2026 will die Bahn die Vorplanungen für die Querpassage, die intern erarbeitet werden, fertig haben. Schon vorher sollten alle Betroffenen eingebunden werden, diesen Herbst werde es eine Info-Veranstaltung geben, kündigt Julia Henderichs, Sprecherin von DB Netz, an. „Der Bahnhof ist ja das Tor zur Stadt, da wollen wir die Öffentlichkeit mitnehmen.“ ( Dennis Pfeiffer-Goldmann)