Am Schlösschen spielt die Musik

Beim 20. Kinderliedermacherfestival im Holzhausenpark im Nordend tanzen alle mit
Niemand hält still. Sogar das Teichhuhn mit dem knallroten Schnabel wippt beim Schwimmen auf den Burgweiher im Takt der Musik. Auf Picknickdecken wird gehopst, auf den Stufen zum Ufer, auf dem Weg zum Holzhausenpark und im Park. Ferri und die Kinderliedermacher All-Star-Band gucken aus den Fenstern zwischen den grünen Holzläden aus dem Holzhausenschlösschen, winken und singen „Hey, lange nicht gesehen“.
Geraldino aus Nürnberg, Andi Steil und Markus Rohde aus Oldenburg und der Frankfurter „Gummibären“-Kultsänger Georg Feils „Ferri“ schaffen es binnen Sekunden, dass Hunderte Kinder, Eltern, Omas und Opas Luftgitarren in der Hand halten, Head Bangs im Park machen und kichern. Der graue Alltag ist ebenso verflogen wie die Wolken am Himmel.
Jeder singt mit
Knallbunt sind die Kostüme der Musiker, die im Schatten an den Fenstern musizieren und mitsingen. Jeder macht mit. Egal, ob zufällig im Park oder extra gekommen, um mit den Musikern das 20-jährige Bestehen des Frankfurter Kinderliederfestivals zu feiern, und ist dabei, als die Musiker zur Kinder-Heavy Metal Rockshow rufen.
Auf T-Shirts, Sweatern und Jacken der Kids leuchten Schmetterlinge, Roboter, Füchse, Schwäne, Elefanten und anderes Getier jeder Art. Nur Mäuse sieht man nicht auf ihnen, dafür spielen sie mit beim Mäuselied. Sie reißen die Hände hoch beim „Yeah“, raspeln Käse, zeigen Speck, lang und breit zur „Mi-Ma-Mausemusik“. Die Musiker singen dabei a capella und machen die Bewegungen zum Text dabei so intensiv mit, dass es aussieht, als würden sie fast aus den Fenstern in den See zum Teichhuhn fallen. Sehr zum Vergnügen der Kinder, die schnell merken, dass sie sich viel besser die Texte und Bewegungen merken können, als die Erwachsenen, die selbst wieder zum Kind werden.
Die Mainova hat den bunten tollpatschigen Vogel Ignaz vorbeigeschickt. Die Kinder zupfen an seinem grauen Schwanz, während auch er tanzt. Und wie verhext tanzen die Kinder mit und halten plötzlich sanft die Schwanzfedern von Ignaz wie eine Schleppe. Kein Murren, keine Tränen, keine Bockigkeit, sondern einfach nur grenzenlosen Spaß, Ausgelassenheit und Freude gibt es im Park. Eine Woche lang waren die Musiker da. Von Montag bis Freitag gab es Fenster-Schulkonzerte, am Wochenende für alle. Mit Tombola und 200 Preisen inklusive Musikinstrumenten, die Ferri aus seinem Lager mitgebracht hat, damit möglichst viele Kinder Musik machen können.
Kreischendes Martinshorn
Sogar Monster spielen dürfen die Kleinen. Beim Lied über den Schulbus, auf den man so lange warten muss. Bei dem Wort „Schule“ sollen alle ein Dach über dem Kopf mit den Händen zeigen und bei dem Wort „Bus“ Monstergrimassen ziehen und knurren wie Zombies. Das Knurren klappt nur halb, weil alle so viel lachen müssen bei dem Text. Das ewige Warten wegen einer Reifenpanne, wenn die Feuerwehr nicht durchkommt, weil sie im Stau steht, weil ein Bus eine Reifenpanne hat und die Polizei mit kreischendem Martinshorn angerast kommt.
„Keine Schule, es fährt kein Bus“, jubeln alle, bevor es kratzig wird. Es geht um Flöhe und alle Kinder dürfen hüpfen, beißen und schlürfen, während sich die Erwachsenen überall kratzen. Der Jubel nimmt kein Ende und beim „Gummi-, Gummi-, Gummibär“ sind alle völlig außer Rand und Band. Die Kinder singen so laut mit, dass die Musiker eigentlich gar nicht mehr singen müssten. Sie tun es dennoch und scheinen genauso großen Spaß dabei zu haben, wie die kleinen und großen Zuschauer, die sich dicht an dicht drängen und eine Stunde lang im Park tief eintauchen in das Leben der Kinderlieder. Fast wie das Teichhuhn mit dem roten Schnabel, das im Takt mit dem Kopf wippt und ab und zu abtaucht, als wolle es Gummibären unter Wasser naschen.