1. Startseite
  2. Frankfurt

Frankfurter Multi-Investor Tom Bock hat Insolvenz angemeldet

Kommentare

Ein Bild aus besseren Tagen: 2017 eröffnete Tom Bock sein Restaurant Biacalani - in Sachsenhausen, wo der Tausendsassa vor allem dem Viertel am Cronberg-Platz seinen Stempel aufdrückte.
Ein Bild aus besseren Tagen: 2017 eröffnete Tom Bock sein Restaurant Biacalani - in Sachsenhausen, wo der Tausendsassa vor allem dem Viertel am Cronberg-Platz seinen Stempel aufdrückte. © Holger Menzel

Gegen Investor Tom Bock aus Frankfurt läuft ein Insolvenzverfahren. Restaurants und Firmenbeteiligungen des bekannten Projektentwicklers ruhen.

Frankfurt – Dem Deutschherrnviertel hat der Projektentwickler Thomas Egon Bock bei der Konversion vom ehemaligen Schlachthofgelände zum Quartier für Wohnen, Arbeiten, Leben seinen Stempel aufgedrückt: Als Bauherr des mit seinen goldenen Spitzen ikonographischen 88 Meter hohen Turm Main Plaza, als Ideengeber für den Walther-von-Cronberg-Platz mit dem großzügigen Brunnen und dem markanten Büro-Rundbau Colosseo. Mediterranes Lebensgefühl vermitteln wollen auch die als „Trapezio Fiorentino“ etikettierten sieben Wohn- und Geschäftshäuser. Komplett wird das südliche Flair durch mediterrane Edelgastronomie wie das A Casa di Tomilaia, durch Cafés und Bars.

Nun weht ein kühler Hauch durch die Süd-Idylle. Im Restaurant A Casa di Tomilaia, dessen Inhaber Tom Bock ist, sind die Lichter aus und werden es wohl auch bleiben. Tom Bock ist insolvent. Das Amtsgericht Frankfurt hat ein Insolvenzverfahren über das persönliche Vermögen des Bauunternehmers eingeleitet und zum Verwalter den Rechtsanwalt Prof. Jan Roth, Partner der renommierten Kanzlei Wellensiek, bestellt. Er hat auftragsgemäß sämtliches Privatvermögen von Bock inklusive Immobilien und Gesellschaftsbeteiligungen als Insolvenzmasse in Besitz genommen mit dem Ziel, Ansprüche von Gläubigern daraus zu bedienen.

Tom Bock: Breit gestreutes Engagement

Wie groß der Kreis der Gläubiger ist, will Roth auf Anfrage ebenso wenig benennen wie die Summe der Forderungen gegen Bock. Das Forderungsanmeldungsverfahren sei überdies noch nicht abgeschlossen, so Roth, ebenso wenig die Ermittlung von etwaigen „Auslandsvermögen“.

Tom Bock ist an zahlreichen Firmen beteiligt. Wie breit gestreut sein Engagement ist oder war, zeigt die Homepage der Tom Bock Group: Von Baukunst über Think Tank, Gastronomie und Agrikultur reichen laut Selbstauskunft seine Beschäftigungsfelder. Das florentinische Viertel in Sachsenhausen zu bauen, war wohl nur eine Ambition des Investors. Es mit mediterranem Lebensgefühl erfüllen, dem Bock sich selbst offenkundig verbunden fühlt, sollten seine Demarchi Bar e Tabacchi, das als Flagship Restaurant bezeichnete A Casa di Tomilaia und die Biancalani Cucina.

Tom Bock: Bedenkliche Signale schon seit Jahren

Als „Patrone Tom Bock“ grüßt der ehrgeizige Geschäftsmann zudem aus der Toscana von einem Weingut mit dem interessanten Namen „Clan BockDemarchi“.

Als Tom Bock vor gut einem Jahr dem Stadtmagazin „Frankfurt geht aus“ zu Protokoll gab, dass er die Casa schließen wolle, nach 20 Jahren, machte er vor allem den Mangel an qualifiziertem Küchenpersonal und ein bisschen auch Corona verantwortlich. Tatsächlich dürften aber gewisse wirtschaftliche Schwierigkeiten des Inhabers da schon erste Wirkung entfaltet haben. Auch aus anderen von Bock verantworteten Unternehmen gab es bereits vor Jahren bedenkliche Signale, die Fragen nach deren Leistungsfähigkeit aufwerfen. So stammt die letzte Bilanzveröffentlichung der United A Capital aus dem Jahr 2014.

Der Wirtschaftsauskunftsdienst Companyhouse meldete im letzten Jahr eine „Bonitätsveränderung“, was als ein deutlicher Hinweis auf finanzielle Schwierigkeiten zu verstehen sein dürfte. Einen solchen Eintrag hat auch die Bock Baukunst Development GmbH, die zuletzt 2018 eine Bilanz veröffentlichte: Jahresumsatz 58,8 Millionen Euro, Jahresfehlbetrag 172.257 Euro. 2017 waren noch 46,2 Millionen Euro Umsatz ausgewiesen worden und ein Gewinn von 20.076 Euro.

Frankfurt: Tom Bock stellt weiteren Antrag

Dass nach 2018 keine Bilanzen mehr veröffentlicht wurden, lässt vermuten, wie trübe es um die Finanzen in den Bockschen Unternehmen da schon bestellt war. Den Ausschlag für die Einleitung des nun beim Amtsgericht Frankfurt anhängigen Insolvenzverfahrens dürften Steuerschulden gegeben haben. Die Finanzverwaltung habe Antrag auf Insolvenz gestellt, bestätigt Verwalter Jan Roth. Einen weiteren Antrag habe Tom Bock selbst gestellt.

Tom Bock war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen. Die E-Mail-Adressen seiner Unternehmen sind offenbar abgeschaltet: Anschreiben kommen als unzustellbar zurück. (Syvlia Amanda Menzdorf)

Zuletzt meldete die Porzellan-Manufaktur in Frankfurt-Höchst Insolvenz an.

Auch interessant

Kommentare