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„Was er vermittelt, ist schädlich“: Reddit-Nutzer gehen mit Karriereberater aus Frankfurt hart ins Gericht

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Von: Erik Scharf

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Ein Job in der Finanzwelt treibt viele junge Menschen um. Karriereberater wie David Döbele aus Frankfurt versprechen Untersützung – werden aber auch heftig kritisiert.

Frankfurt – Die Ziele sind oft ehrgeizig gesteckt, die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Karriere groß. Jedes Jahr wollen tausende Uni-Absolventen in die Haifischbecken Investmentbanking oder Unternehmensberatung eintauchen. Einige vertrauen bei der Suche nach dem Traumjob auf externe Hilfe.

Auf Social Media tummeln sich einige Menschen, die Einsteigern Programme anbieten, mit deren Hilfe sie ihre Chancen auf die begehrten Jobs bei den großen Firmen erhöhen wollen. Dass diese Coachings, wie sie vielsagend genannt werden, nicht für jedermann zu finanzieren sind, liegt auf der Hand. Schließlich geht es in der Finanzbranche immer um das große Geld. Und danach strebt der überwiegende Teil der BWL-Studenten auch.

Kritik an Karriereberatung: David Döbele glorifiziert den „Highperformer“

Einer dieser Menschen, der öffentlichkeitswirksam anderen Menschen verspricht, mit seinem Wissen den entscheidenden Vorteil im Kampf um den Traumjob zu bieten, ist David Döbele aus Frankfurt. Nach dem Studium an der JGoethe-Universität in Frankfurt gründete er gemeinsam mit seinem Kommilitonen Jonas Stegh das Unternehmen „carrerpumpkins“. Eine Karriereberatung von Döbele und Stegh soll im mittleren vierstelligen Bereich kosten. Die Lieblingsfrage ihrer Community: „Investmentbanking mit 1,7 noch möglich?“

David Döbele aus Frankfurt muss für das Geschäftsmodell seiner Karriereberatung viel Kritik einstecken.
David Döbele aus Frankfurt muss für das Geschäftsmodell seiner Karriereberatung viel Kritik einstecken. © TikTok/Screenshot/david.doebele

Das Credo von Döbele: Man muss „Highperformer“ sein. Rund um die Uhr Leistung bringen. Selbst für den Friseurbesuch hat Döbele klare Vorstellungen an seine Schützlinge – ein Graubereich zwischen ernst gemeint und Satire, der ihm in puncto Aufbau von Leistungsdruck immer wieder viel Kritik einbringt. Döbele ist in dem Unternehmen laut Homepage „durch seine Erfahrungen vor allem für Bestnoten im Studium sowie für die schriftliche Bewerbung zuständig“ und sorge dafür, dass man „zahlreiche Einladungen zu Interviews“ erhalte.

Reddit-Nutzer über Döbele: „Ist schädlich und baut Druck auf, wo er überhaupt nicht sein müsste“

Auf der Social-Media-Plattform Reddit ist nun eine Diskussion um das Geschäftsmodell entfacht – angestoßen von einem BWL-Student. „Ich bin selbst BWL-Student, aber kann ihn überhaupt nicht ab. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, was er vermittelt (1 vor dem Komma ist ein Muss, Arbeiten ist der Sinn des Lebens, High-Performer Leben etc.) ist schädlich und baut Druck auf, wo er überhaupt nicht sein müsste“, schreibt ein Nutzer. Damit sticht er in ein Wespennest.

Zwar bewerten einige Nutzer in den Kommentaren die Notwendigkeit eines guten Notenschnitts als die Wahrheit und eher ein Problem der Branche statt von Karriereberatungs-Unternehmen wie jenem aus Frankfurt. Der Großteil sieht in dem Konzept aber auch viel heiße Luft. „Gerade im Studium führen viele Wege nach Rom und ein Praktikum/Nebenjob im High-Performing-Unternehmen muss kein notwendiger Meilenstein sein, um am Ende einen erfolgreichen Job zu landen“, schreibt ein Nutzer.

Karriereberatung aus Frankfurt: „Kann sehr schnell demotivierend sein“

Ein anderer Nutzer, der sich selbst als BWL-Student an einer renommierten Uni vorstellt, sieht Begriff wie „Highperformer“ und die laut Döbele und seinem Team unverzichtbaren Praktika bei den großen Häusern des Investmentbankings ebenfalls kritisch. „Die Studiengänge sind riesig und die Konkurrenz sehr groß. (...) Wenn du dann auch noch online ständig mit Leuten in Kontakt kommst, die dir sagen, dass du mit einem mittelmäßigen Notenschnitt und ohne Kontakte keine Chance hast einen anständigen Job zu bekommen, kann das sehr schnell demotivierend werden. Besonders in den ersten Semestern hat kaum jemand so recht einen Plan, wie etwas läuft und da treffen David Döbele und co auf fruchtbaren Boden: Verunsicherte Studenten, die ständigem Leistungsdruck ausgesetzt werden“, schreibt der Reddit-Nutzer.

Nicht nur im Netz, auch bei Experten ruft das Geschäftsmodell der Karriereberatung von Döbele keine Begeisterung hervor. „Wenn ein Unternehmen mit besonderen Emotionen, etwa Angst, wirbt, ist Vorsicht geboten“, sagte Micaela Schwanenberg von der Verbraucherzentrale Sachsen gegenüber der Welt. Die Angst wird hier verbunden mit Leistungsdruck, der nach dem Eintritt in die Berufswelt sicher nicht kleiner wird – erst recht nicht, wenn man nebenher noch mehrere tausend Euro für eine Karriereberatung abstottern muss. (esa)

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