Auch Eis hat seinen Preis - So teuer ist die Kugel in Frankfurt im Sommer 2023
Die Temperaturen steigen, die Tage werden länger - doch wie reagieren Frankfurts Eiscafés und ihre Kunden auf die Kostenexplosionen?
Frankfurt – Im Bahnhofsviertel in Frankfurt liegt ein süßer Duft in der Luft, wenn man Richtung Willy-Brandt-Platz läuft. Eine sanfte Brise streichelt das Gesicht; es scheint die Sonne. Die Tischgespräche im Café „Eis Fontanella“ werden zum Hintergrundgeräusch, vereinzelt hört man Gelächter. Ein Mädchen steht neben seinem Vater an der Eistheke und schleckt an seiner Schokokugel, während es die Waffel kontinuierlich dreht. Es ist ein typischer warmer Frühlingstag, um sich ein Eis zu gönnen.
Doch wie zurzeit so vieles teurer wird, müssen wir in dieser Saison auch für den Eisgenuss tiefer in die Tasche greifen: „Zucker ist um 70 Prozent teurer, Milch und Sahne sind um 35 Prozent teurer geworden“, erklärt Jessica Michielin, Inhaberin von „Eis Fontanella“, nachdem sie die Lippen leicht zusammengepresst hat. „Die Kugel Eis kostet jetzt 1,70 Euro, 20 Cent mehr als im Vorjahr“, sagt die Italienerin.
Die Kugel Eis wird auch in Frankfurt teurer
Doch die Grundzutaten sind nicht der einzige Grund, weswegen alle Frankfurter Eiscafés neu kalkulieren müssen. Zusammengefasst lässt sich sagen: Alles ist teurer geworden, um gut 20 Prozent: der Transport, Personal – und vor allem Energie; von der brauchen Eisdielen jede Menge.
Die Kühlsysteme verschlingen seit Beginn der Energiekrise mindestens 1000 Euro mehr im Monat, sagt Corrado Spadotto, Inhaber von „Eis Christina“ im Nordend. Und dann sind da noch die Personalkosten, seit Oktober gilt der Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde statt wie vorher 10,50 Euro. Die Kosten steigen an allen Ecken und Enden.

„Eis Christina“ nimmt neuerdings für die Kugel zwei Euro, 20 Cent mehr als im Vorjahr. Trotzdem, sagt Chefin Petra Spadotto, mache sie weniger Umsatz als vorher – von Gewinn nicht zu reden. „20 Cent mehr pro Kugel reichen bei Weitem nicht aus, um die Gewinne vom Vorjahr zu halten“, erläutert sie die finanzielle Lage. „Um unsere hohe Qualität zu halten, können wir beim großen Kostenfaktor Zutaten nicht sparen. Dagegen sind Personalkosten weniger bedeutend. Trotzdem versuchen wir, für die Kunden die Kosten abzufedern.“
„Eis ist ein Emotionsprodukt“ - Café-Inhaber aus Frankfurt will Kunden nicht zu sehr belasten
Auch Alessandro Papa möchte seine Kunden nicht mit zu hohen Preisen abschrecken. In seinem „Eiscafé San Marco“ in Preungesheim kostet die Kugel 1,60 Euro, nur zehn Cent mehr als in der vergangenen Saison. „Der Endverbraucher wird überall belastet“, sagt Papa, der auch auf Kundschaft aus der nicht ganz so solventen Nachbarschaft angewiesen ist. „Eis ist ein Emotionsprodukt. Den Kunden diesen Luxus zu lassen, ist wichtig, vor allem hier im Wohngebiet. Wenn dann das Eis am Ende des Tages nicht leer wird, bringen höhere Preise auch nichts.“
Das „Mint Ice Cream & Coffee“ in Bornheim musste in diesem Jahr das erste Mal seit 2018 seine Preise anheben – und das merklich um 30 Cent. Zwei Euro kostet dort jetzt die Kugel. Inhaber Fernando Gramajo benennt dabei Kosten, die häufig nicht bedacht werden: „Vom Eiswürfel bis zum Pappbecher ist alles teurer geworden. Auch solche Faktoren fließen in den Preis für die Kugel Eis mit ein. Neben teureren Rohstoffen und Bindemitteln sowie höheren Energie- und Personalkosten steckt das alles mit drin.“
Zurück im Bahnhofsviertel, wo sich gerade eine Schlange vor der Eistheke des Fontanella gebildet hat. „Wenn ich Bock auf Eis habe, kaufe ich es trotzdem. Unabhängig vom Preis“, sagt eine Frau. Der Mann neben ihr hingegen gönnt sich seit der Preiserhöhung seltener ein Eis: „Klar spürt man einen Unterschied, das sind zehn Prozent mehr! Ich achte da jetzt schon mehr drauf.“
Neue Kreationen, aber keine Trends: Die Eis-Saison in Frankfurt startet
Und auch eine Straßenumfrage überall dort in Frankfurt, wo wir auf dem Weg zu den beliebten Eisdielen der Stadt waren, zeigt: Die Reaktionen auf die Verteuerungen an der Eistheke fallen unterschiedlich aus. „Bei einer Eisdiele kann man das voll nachvollziehen, mit Kühlung und Energie und allem“, sagt eine Kundin vor einem Café in Sachsenhausen. „Da sind 20 Cent voll okay.“
- Besonderheiten und Preise bei …
- … Eis Fontanella: Jessica Michielin vom Eiscafé im Bahnhofsviertel nennt als besondere Sorten Rhabarber-Erdbeere mit Holunderblütensirup und Karamell mit gesalzenem Popcorn. Die Kugel kostet 1,70 Euro, 20 Cent mehr als 2022.
- … Eis Christina: Ein Klassiker hier im Nordend ist die Sorte Grüne Soße, besonders noch: Apfelstrudel. Andreas Spadotto und seine Eltern nehmen zwei Euro pro Kugel, 20 Cent mehr als 2022. XXL-Kugeln kosten unverändert 2,50 Euro.
- … Mint Ice Cream & Coffee: Fernando Gramajo setzt im Eiscafé in Bornheim unter anderem auf Zitrone-Limette-Minze und Dulce de Leche („Argentiniens Nutella!“). Eine Kugel kostet zwei Euro und ist erstmals seit 2018 teurer geworden: um 30 Cent.
- … San Marco: Alessandro Papa vom Eiscafé in Preungesheim macht auf seine Cremini-Sorten und auf Zuckerwatte aufmerksam. Für eine Kugel nimmt er 1,60 Euro, für eine Premiumkugel 1,90 Euro – jeweils zehn Cent mehr als 2022.
In einer fünfköpfigen Gruppe fällt ein Mann auf, der als einziger keine Waffel in der Hand hält „Ich esse schon weniger Eis. Früher hat eine Kugel 50 Pfennig gekostet“, erinnert er sich. Ein anderer aus der Gruppe kann darüber nur lachen: „Ob die höheren Preise etwas an meinem Konsum ändern? Nee, da müsste die Kugel Eis schon viel teurer werden, um da was bei mir zu ändern!“
Apfelstrudel ist „Europäisches Eis des Jahres“ - Besonderheiten und Preise in Frankfurt
Und wie sieht es mit den Trends aus, den neuen, besonderen Eissorten, die über die hohen Preise hinwegtrösten können? Immerhin machen alle vier Cafés, die wir besucht haben, ihr Eis noch selbst, importieren dafür Früchte und Gewürze aus Italien, weswegen eben die gestiegenen Transportkosten auch noch ein Faktor sind.
Apfelstrudel ist im Kommen und ist in diesem Jahr auch „Europäisches Eis des Jahres“. Auffallend sind die klassischen Jahrmarktleckereien, die es überall als kalte Kugeln gibt: Popcorn zum Beispiel oder Zuckerwatte. Ein Trend aber lässt sich nicht ausmachen. Am beliebtesten, da sind sich alle Eismacher einig, sind und bleiben die Klassiker wie Vanille, Schokolade & Co. (Ilias Botseas)
Das Eiscafé Hamptons in Frankfurt-Sachsenhausen ist beliebt und bekannt für seine ausgefallenen Sorten. Im Herbst soll es Apfelwein-Eis geben.