Auch Frankfurter Handwerker nutzen jetzt das Lastenrad

Acht Unternehmen testen fünf Wochen lang acht verschiedene Räder.
Frankfurt -„Schon mein Vater ist mit dem Fahrrad zur Baustelle gefahren“, sagt Joachim Baier, Inhaber der Otto Baier GmbH. „Er hatte einen Anhänger dran, darin waren Material und Werkzeug.“ Irgendwann - die Sanitär-Heizung-Klima-Firma wuchs - wurde das Rad durch die ersten Firmenwagen abgelöst. „Ich will wieder zurück“, sagt Baier. Er hat gestern bei der Industrie- und Handelskammer sein erstes Lasten-Elektrorad abgeholt. Bis zu 100 Kilogramm kann er jetzt zu Baustellen transportieren.
„Flottes Gewerbe“ heißt die Initiative von IHK, Handwerkskammer und der Stadt, die im Zusammenhang mit der bevorstehenden Messe „Eurobike“ die Verleihaktion starten. Acht solcher Lastenräder sind gestern an Frankfurter Unternehmer abgegeben worden - für eine Testphase, die bis zum 7. Juli dauert. Acht verschiedene Räder - mit unterschiedlichen Zuladungen, unterschiedlichen Ladevolumen, ein- oder zweispurig - für acht verschiedene Firmen.
Frankfurter Caritas muss viel transportieren
Darunter auch die Caritas. „Wir müssen viel transportieren“, sagt Astrid Böhm, die bei der Caritas im „Kleider am Alleehaus“ in der Königsteiner Sraße arbeitet. „Wir sind ein Secondhand-Laden“, sagt sie. „Bürger spenden Kleidung, die dann zum Sortieren gebracht wird, von dort zum Lager, von dort zurück ins Geschäft.“ Samstags seien mitunter mehrere Autofahrten erforderlich. „Wir probieren jetzt, ob es mit dem Lastenrad geht“, so Böhm. Die Entfernungen sind nicht groß.
Stefan Majer (Grüne), Verkehrsdezernent der Stadt, sieht Vorteile bei den Rädern. „Man kann, gerade in Fußgängerzonen, problemlos liefern, man findet immer einen Parkplatz“, sagt er. Es sei ein Vorteil für alle Beteiligten. Und auch die breiten, mannshohen Transporter mit drei Rädern dürften auf dem Radweg fahren.
Mobilität ist wichtig für Uwe Gottschalk, Bezirkleiter der Bäckereien Eifler. „Ich muss 16 Filialen in der Innenstadt betreuen, viele von ihnen in Fußgängerzonen“, berichtet er. „Ich muss mal Werkzeug mitnehmen, wenn eine Tür klemmt, oder belegte Schnittchen abholen für ein Catering.“ Dies sei nun problemlos möglich.
Akku-Reichweite ist besonders relevant
Lasten von 100 Kilogramm muss Gottschalk nicht transportieren. Dafür sind seine Wege länger: „Ich bin praktisch den ganzen Tag auf Achse.“ Deswegen komme es ihm eher auf die Akku-Reichweite an.
Die acht Unternehmen, die als „Testpiloten“ ausgewählt wurden, sind unter insgesamt 30 Bewerbern ausgewählt worden. Die Aktion „Flottes Gewerbe“ ist in ähnlicher Form auch schon in Karlsruhe und Stuttgart aktiv. Auch dort soll kleinen und mittelgroßen Firmen die Verwendung von Lastenrädern nahegebracht werden. Denn während diese Fahrzeuge bei Familien, gerade in größeren Städten, zunehmend beliebt sind, fremdelt das Gewerbe noch mit den Fahrzeugen. Sind doch die Wartung und der Umgang mit dem Akku noch längst keine Routine.