Auch Nistkisten muss man entmisten

Die Ortsgruppe des Naturschutzbundes hat 150 Nistkästen gereinigt und kontrolliert, weitere 100 fehlen noch.
Frankfurt -Mehre Meter lang ist die Leiter, die an dem kräftigen Baumstamm mitten im Pfingstwald steht. Während ein Helfer sie von unten sichert, klettert der andere die Metallstufen hinauf. Bis zum am Baum hängenden Nistkasten, öffnet diesen, säubert ihn und schreitet die Leiter wieder abwärts. Nachdem alles ordentlich dokumentiert wurde, unter anderem, ob der Kasten bebrütet wurde oder nicht, geht es weiter zur nächsten Nistkiste.
150 Mal haben die Ortsgruppe Nieder-Eschbach des Naturschutzbundes (Nabu) jüngst diesen Vorgang wiederholt. Mit Unterstützung der Höchster Firma Celanese, die bereits zum zweiten Mal im Rahmen eines Social Days dabei war, und so dazu beigetragen hat, dass die Nistkästen ab sofort wieder einzugsbereit sind. „Die ersten Meisen sind bereits auf der Suche“, sagt Andreas Glienke von der Nabu-Ortsgruppe. Deswegen sei es auch höchste Zeit für die Reinigung und Kontrolle der Nistkästen gewesen, die einmal im Jahr und eigentlich bereits im Dezember und damit außerhalb der Brutzeiten durchgeführt wird. Doch auch bei den Naturschützern gab es viele Krankheitsfälle, weshalb die Aktion in den Januar verlegt wurde.
100 Kästen fehlen noch
Insgesamt sind es 250 Nistkästen in und um Nieder-Eschbach, um die sich die Ortsgruppe kümmert. Viele davon hängen an den stattlichen Bäumen im Pfingstwald. Die übrigen 100 würden freilich auch noch kontrolliert, unter anderem vom Nabu-Nachwuchs. Die Brut-reste aus dem vergangenen Frühjahr, vor allem Gräser, Blätter und Äste, manchmal aber auch noch Eierschalen, müssen Jahr für Jahr aus den Kästen entfernt werden. So wie die Insekten, die sich darin sammeln.
In drei Kästen habe man auch Mäuse gefunden, sagt Glienke. Siebenschläfer, wie in den Vorjahren, wurden in diesem Jahr nicht entdeckt. Die Mäuse dürfen derweil noch in den kleinen Holzkästen überwintern, sie werden erst für die neuen Bewohner freigemacht, wenn der Frühling da ist. In einem Kasten fanden die insgesamt 15 ehrenamtlichen Helfer sogar ein nicht ausgebrütetes Gelege mit drei Eiern. Warum die Eltern es im Stich ließen, weiß Glienke nicht. Wahrscheinlich handle es sich um ein verlassenes Meisennest.
Schalen lassen auf Bewohner schließen
Insgesamt 90 Prozent der Nistkästen seien im vergangenen Jahr bebrütet worden. Das sei eine „sehr sehr gute Quote“, meint der Experte. Um welche Vögel es sich genau handle, könne man oft nicht sagen. Lediglich wenn noch Schalen von Eiern übrig sind, könne man feststellen, welche gefiederten Bewohner dort zu Hause waren. Auch könne man keinen Einfluss darauf nehmen, welche Kästen bebrütet würden und welche nicht. „Kästen die in den vergangenen Jahren stets besetzt waren, bleiben plötzlich leer. Den Grund dafür kennen nur die Vögel, von denen derzeit noch viele im Süden überwintern, selber“, sagt Glienke.
Neben den in den Nistkästen brütenden Vögeln gebe es freilich auch noch Arten, die ihre Nester in Hecken oder auf dem Boden bauen. Wie die Wasseramsel oder der Eisvogel, die beide am Eschbach leben und sich ihre Nistplätze nahe des Wassers suchen. Amseln und Grünfinke richten sich ihren Brutplatz lieber in Hecken ein. Diese bieten dafür nicht nur zahlreiche Möglichkeiten, sondern mit ihren Früchten zugleich auch Nahrung. Außerdem sind ihre Dornen und Stacheln ein natürlicher Schutz gegen Fressfeinde.
Vögel fühlen sich in Frankfurts Norden wohl
„Das fast alles Nistkästen bebrütet waren zeigt, dass sich die Vögel bei uns wohlfühlen. Für uns ist das ein toller Erfolg“, sagt Andreas Glienke, für den die Reinigungsaktion aber noch viel mehr ist. Auch, weil sie von den Helfern aus Höchst unterstützt werden. „Wir freuen uns freilich auch über Spenden, aber oft sind solche Unternehmenskooperationen, bei denen gemeinsam etwas geschafft werden kann, viel wertvoller als ein paar Zahlen auf einem Konto“, sagt er.
Nicht nur für die Gemeinschaft, sondern auch für die Natur und die Vögel. Die sich nur so auch bei ihrer Rückkehr in diesem Frühjahr wieder darauf freuen können, die frisch geputzten Wohnungen in Nieder-Eschbach zu beziehen.