1. Startseite
  2. Frankfurt

Autonomes Fahren in Frankfurt: Testlauf für Easy-Bus im Riederwald endet

Kommentare

Ein Jahr für den Riederwald: Die Operatoren des Easy-Busses sagen dem Stadtteil bald adé.
Ein Jahr für den Riederwald: Die Operatoren des Easy-Busses sagen dem Stadtteil bald adé. © Friedrich Reinhardt

Ende Oktober ist Schluss mit dem Testlauf für den Easy Bus in Frankfurt. 2700 autonome Fahrten wurden 2022 per App gebucht.

Frankfurt – Die Fahrer des kleinen Easy-Busses haben den Frankfurter Riederwald im vergangenen Jahr ganz detailliert kennengelernt. Den Sensoren des autonom fahrenden Busses sei dank. Bei dem Testlauf im vergangenen Jahre mussten die Operatoren manches Mal zum Steuergerät greifen. „An manchen Tagen fuhr der Bus tagelang, ohne dass wir eingreifen mussten, an anderen mussten wir fast die ganze Zeit selbst steuern“, erzählt Fahrer Dennis Greim. Dann standen die Fahrer oft vor der Frage: Warum will der Bus da nicht weiterfahren?

„Neulich erst wieder“, erzählt Greims Kollege Ivica Pejkovic, „war da wieder so eine Stelle.“ Die Operatoren hätten sich die Stelle an der Straße genau angeschaut, gesucht, was die Sensoren des Easy-Bus zum Halten bewegen könnte. Abgestellte Autos, die in den Straßenraum reichen? Das war es oft, aber nicht diesmal. Eine Mülltonne, die zu nah am Bordstein steht? Auch nicht. Müll oder Laub? Ebenfalls nicht. „Es hatte kurz zuvor geregnet“, sagt Pejkovic, das habe ihn auf die Spur gebracht. „Am Bordstein waren ein paar Grashalme aus einer Asphaltritze gewachsen.“ Die habe der Bus als Hindernis erkannt und wollte deshalb nicht weiterfahren.

Easy-Bus in Frankfurt: 1,2 Millionen Euro und 2700 Fahrgäste

Nach knapp einem Jahr geht das Versuchsprojekt im Riederwald am Dienstag, 31. Oktober, zu Ende. Mit dem Easy-Bus haben die Rhein-Main-Verkehrsbetriebe (RMV) das erste Mal einen autonom fahrenden Bus in sinnvoller Weise im Frankfurter Nahverkehr eingesetzt. „Der Einsatz am Mainufer hatte ja eher Show-Charakter“, sagte Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Im Riederwald hätte der autonome Bus erstmals einen echten Mehrwert für die Fahrgäste gehabt. Das bestätigte auch Ortsbeiratsmitglied Stefan Helming (SPD). Ältere Menschen, für die der Weg zum Netto eine weite Strecke sei, hätten den Bus genutzt. 2700 Fahrgäste zählte im vergangenen Jahr der RMV

Rund 1,2 Millionen Euro haben RMV, VGF und Traffiq in das Versuchsprojekt im Riederwald gesteckt, 70 Prozent der Kosten wurden aus Fördermitteln gedeckt. Untersucht werden sollte, wie ein autonom fahrender Bus mit einem On-Demand-System genutzt werden kann. Das heißt, dass der Bus keine festen Haltestellen nach Fahrplan anfährt, sondern eine Fahrt über eine App gebucht werden kann.

Verglichen etwa mit dem Ruf-Bus „Knut“, der im Frankfurter Norden fährt, wird die Route bei „Easy“ nicht auf der Kartengrundlage von Google-Maps berechnet. Für Easy wurden die Straßen im Riederwald mit Sensoren vermessen, damit die Künstliche Intelligenz erkennt, was Straße und was Hindernis ist. „Wir mussten zweimal vermessen. Einmal mit Blättern an den Bäumen und einmal ohne“, sagt Operator Greim. Dank des Versuchs konnte das System so weit verbessert werden, dass der Bus nicht mehr hält, weil Laub auf der Straße liegt, sagte Michael Rüffer, Geschäftsführer des Bereichs Technik und Betrieb bei der VGF.

Easy Bus in Frankfurt: „Die Menschen hatten keine Angst, in einem autonom fahrenden Bus mitzufahren“

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Verkehrsdezernent Siefert: „Die Menschen hatten keine Angst, in einem autonom fahrenden Bus mitzufahren.“ Bis die Technik so weit sei, dass sie im Regelbetrieb eingesetzt werden kann, darüber wollen Siefert oder Rüffer nicht spekulieren. Im Riederwald fuhr Easy nur 20 Kilometer pro Stunde, und es gibt vergleichsweise wenig Verkehr auf den Straße. „Die Komplexität nimmt mit der Geschwindigkeit zu“, sagt Siefert. Und Rüffer: „Bei größeren Straßen kommen schwierigere Verkehrssituationen hinzu, beispielsweise Spurwechsel.“ Es seien also noch viele Testfahrten nötig. Beim Pilotprojekt KIRA wird als nächstes in Darmstadt erstmals ein RMV-Bus im regulären Straßenverkehr fahren.

Easy-Operator Greim findet es schade, dass der Versuch im Riederwald endet. „Viele Stammgäste sind einem ans Herz gewachsen, und es ist eine spannende Abwechslung zum üblichen Arbeitsalltag.“ Gemischte Gefühle hätten er und seine Kollegen nicht, obwohl sie praktisch daran mitwirken, ihren Job überflüssig zu machen, sagt Greim. „Es wird immer etwas für Menschen zu tun geben.“

Auch interessant

Kommentare