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Legendäres Fest in Frankfurt wartet mit Superlativ auf

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Um viele Straßenecken musste der 32,52 Meter lange Kerbebaum aus dem Enkheimer Wald gehievt werden.
Um viele Straßenecken musste der 32,52 Meter lange Kerbebaum aus dem Enkheimer Wald gehievt werden. © Rainer Rüffer

Land unter in Frankfurt: Bei strömendem Regen wurde der Kerbebaum in Bornheim aufgestellt. Doch dann begann die Party.

Frankfurt -Die Skyline Big Band spielt „Velvet Sky“, doch der Himmel öffnet gerade seine Schleusen. Es regnet wie aus Kübeln, während das Bornheimer Kerbevolk ungeduldig über den Platz an der „Zwiwwelkersch“ (Johanniskirche) blickt. Ein Kerbebaum ist weit und breit nicht in Sicht. Erst mit einer guten Stunde Verspätung biegt der Traktor endlich am Kirchturm vorbei um die Ecke. Und dann heißt es erst mal Schälen und bei Dauerregen den Baum von seiner Rinde befreien. Ja, Kerbeburschen und -mädels müssen eben hart im Nehmen sein.

„Der längste Baum ever“

„Dafür ist es auch der längste Baum ever“, moderiert Kerbebursch Joshua Lear in stilvollem Denglisch. Ganz genau 32,52 Meter wächst er in die Höhe und steht statt um 12 Uhr endlich um 13.44 Uhr. „Diesen überlangen Baum auf dem Wagen und Anhänger immer wieder um die Straßenecken zu bugsieren, das hat am Ende so lange gedauert“, erklärt Armin Funk, gebürtiger Höchster, seit 50 Jahren Bornheimer und zum ersten Mal mit im Enkheimer Wald. Zur Belohnung trägt er das leuchtend grüne T-Shirt der Kerbeburschen.

Kerbeburschen mussten früh aufstehen

Für rund 60 Burschen und Mädels, quer durch alle Altersgruppen, rappelt der Wecker früh, die ersten stehen um 5.30 Uhr auf dem Kerbeplatz. Das Baumholen und -aufstellen gehören ebenso zur Tradition der Bernemer Kerb wie der Festzug, der ökumenische Gottesdienst und der Gickelschmiss mit dem Sieger Bastian Moldenhauer. Als der Baum samt Kerbelisbeth mit dem Kran emporgehoben wird, verdreht sich die Lisbeth mit dem Rücken zum Kerbevolk. „Dafür bewacht sie jetzt die Baustelle vom Riederwaldtunnel“, scherzt Lear.

Erst, als die Sonne durch die Wolkendecke blinzelt, steigt auch das Kinderfest der Freiwilligen Feuerwehr Seckbach im Hof der Evangelischen Gemeinde. Neben der Hüpfburg und der Bastelstation für selbst gemachte Buttons gehört die Spritzwand zu den Highlights: Und als Henri (3) nach einigem Üben endlich mit dem Schlauch die richtige Stelle trifft, die Wand vollläuft und das Blaulicht aufleuchtet, ist die Freude auch bei Mutter Alina riesengroß.

In so manchem Innenhof steigen wieder private Kerbepartys für Nachbarn und Freunde. Auch bei Tina und Ralf Conrad in der Großen Spillingsgasse, die neben Frankfurter Schneegestöber nach Hausrezept sogar selbst aufgesetzten Limoncello bieten. So fiebert man an zahlreichen Ständen in Bornheims Straßen dem Festumzug entgegen, eingeläutet durch den Ortsdiener Dieter Bender und angeführt durch den Kerbebürgermeister Ralf Moritz. Wobei hier im nächsten Jahr ein Generationswechsel ansteht.

Ein Umzug wie zur Fassenacht

„Es ist wie eine Festa an Carnevale“, findet Davide Zecca, gebürtiger Frankfurter mit italienischen Wurzeln. Zahlreiche Zugwagen sind närrisch besetzt und geschmückt. Dabei sind der Große Rat der Frankfurter Karnevalvereine, der Erste Sachsenhäuser Carneval-Club „Die Elfer“ und die Große Bornheimer Karnevalgesellschaft „Stutzer 1910“, die Karnevalgesellschaft „Bernemer Käwwern 1935“ und die FKG „Die Eulen 1950“. Der Wagen des Skiclubs „Mount Lohr“ (Lohrberg) mit schneeweißen Seifenblasen passt eher in die fünfte Jahreszeit.

Neben Kaufhaus Meder und Wein Dünker geben sich mit ihren Festwagen auch Majestäten wie die Sachsenhäuser Brunnenkönigin Gabriele I., die Apfelweinköniginnen aus Bergen-Enkheim und dem Gallus, Lea I. und Manuela I., die Ehre. Mit wenigen Schlägen erfolgt der Fassbieranstich durch Hermann Steib, Ortsvorsteher im Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend), bevor die Rock Coverband Sounds-Like quer durch die Hitparade spielt.

Zum großen Finale der Bernemer Mittwoch

Weiter geht es heute ab 16 Uhr mit dem Herrenabend der Kerbeburschen in der Wirtschaft „Zur Straßenbahn“, Heidestraße 152b, und dem Damenabend der Kerbemädchen im Gasthaus „Zur Sonne“, Berger Straße 312. Zum Abschluss steigt übermorgen ab 12 Uhr der Bernemer Mittwoch. (Gernot Gottwals)

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