Nach Todesfällen: Gefährliche Partydroge in Frankfurt aufgetaucht

Nicht erst nach den zwei tödlichen Fällen in Ostdeutschland sind Polizei und Experten alarmiert. Jetzt ist die Droge auch in Frankfurt angekommen.
Frankfurt -Die als gefährlich eingestufte neue Partydroge „Blue Punisher“, die unlängst in zwei Fällen in Deutschland zum Tod geführt hat, ist auch in Frankfurt angekommen. Die blauen Pillen mit dem Totenkopf-Emblem haben einen besonders hohen Gehalt an MDMA, einem Amphetamin, und sind damit eine Art Super-Ecstasy. Der darin enthaltene Wirkstoff putscht auf, verbreitet ein wohliges Gefühl von Tanzlust, Liebe und Wärme. Mitunter ist es ein Übermaß an Wärme: Der Körper überhitzt und dehydriert, im Gehirn herrscht eine Art Dauerfeuer der Nervenzellen, am Ende stehen im schlimmsten Fall Koma und Tod.
Experten ordnen „Blue Punisher“ („Blauer Bestrafer“) als besonders gefährlich ein. Es gibt bereits erste Todesopfer. Vor zehn Tagen starb ein 13-jähriges Mädchen in Altentreptow (Mecklenburg-Vorpommern) nach Einnahme der blauen Pille mit dem Totenkopf-Emblem, in der vergangenen Woche eine 18-Jährige in Halle (Sachsen-Anhalt). Zwei Mädchen aus Neubrandenburg, 14 und 15 Jahre alt, mussten nach Einnahme von „Blue Punisher“-Pillen auf der Intensivstation behandelt werden.
Zu schweren gesundheitlichen Zwischenfällen mit der Hochdosis-Pille ist es nach bisheriger Kenntnis von Polizei und Drogenreferat in Frankfurt bislang nicht gekommen.
Auch in Frankfurt: Blue Punisher bei einem Dealer gefunden
Tatsächlich aber ist die Droge bereits im Bahnhofsviertel aufgetaucht. Polizeibeamte hätten bei einem Dealer neben Cannabis und Crack auch blaue Pillen mit der charakteristischen Totenkopf-Pressung gefunden und sichergestellt. In „niedriger zweistelliger Zahl“, wie Thomas Hollerbach, Sprecher der Polizei Frankfurt erläutert. Die beschlagnahmten Pillen würden aktuell in einem Speziallabor des Bundeskriminalamtes (BKA) untersucht, insbesondere auf ihren MDMA-Gehalt.
Beim Frankfurter Drogenreferat hat man „Blue Punisher“ eigenem Bekunden zufolge bereits seit 2021 auf dem Radar und verweist auf das Projekt „Safe Party People“ des Vereins „BASIS - Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur“, der „szenenahe Beratung in Frankfurter Clubs, auf großen regionalen und überregionalen Festivals, auf Underground-Partys und in anderen Locations“ anbiete. Die hochdosierte Tablette „Blue Punisher“ sei dort über europäische Netzwerke seit zwei Jahren bekannt. Im Partyumfeld und bei Beratungen in Frankfurt sei diese Droge bislang nicht aufgetaucht.
Gefahr durch MDMA: Blue Punisher mit extremer Konzentration
„Die wahre Gefahr ist nicht die jetzt breit bekannt gewordene „Blue Punisher“, sagt Karten Tögel-Lins, Sozialpädagoge und Geschäftsführer bei BASIS. „Die wahre Gefahr sind sämtliche Pillen mit hochdosiertem MDMA-Gehalt, ganz egal wie sie aussehen.“ Früher hätten Experten vor Ecstasy-Pillen mit einem MDMA-Gehalt von 100 Milligramm gewarnt. Inzwischen hätten die Party-Pillen fast regelhaft um die 150 Milligramm.
„Deshalb sagen wir immer und überall: Nie mehr als eine halbe nehmen“, so Tögel-Lins. Noch besser finde er die international bekannte wie eingängige Faustregel: Only take a quarter with a bottle of water - Nimm nur eine Viertel mit einer Flasche Wasser. Als nicht unmittelbar gesundheitsgefährdend sähen Drogenexperten 1,5 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht bei Männern und maximal ein Milligramm bei Frauen an.

Die nun als „Blue Punisher“ breit bekannt gewordenen Pille hätten zwischen 300 und 400 Milligramm MDMA-Gehalt. Allerdings warnt Tögel-Lins davor, den Fokus auf die blaue Pille mit dem Totenkopf zu verengen. „Alle hochdosierten Ecstasy-Pillen, egal wie sie aussehen, sind problematisch.“ Vor „Blue Punisher“ seien Ecstasy-Pillen „Bart Simpson“ auf dem Markt gewesen. Ihren Namen verdankten sie ihrer Form, die dem Kopf der Comic-Figur nachempfunden war. Auch sie seien Hochdosis-Drogen gewesen. „Egal, wie sie aussehen: alle Ecstasy-Pillen mit hohem MDMA-Gehalt sind das Problem, das sich manche Konsumenten nicht klar machen“, so Tögel-Lins. Eine ausdrückliche Warnung vor „Blue Punisher“ halte er für verfehlt, sogar gefährlich. „Weil Konsumenten den fatalen Rückschluss ziehen könnten, Pillen in anderem Design seien harmlos“, erklär er.
Der Experte setzt auf die Einführung von „drug-checking“, kostenlosen Drogenprüfungen für Konsumenten. Dabei sollen diese die Inhaltsstoffe ihrer gekauften Drogen auf Gesundheitsgefahren untersuchen lassen können.
Nach Pilotprojekten in Berlin und Thüringen will auch Hessen das Angebot einführen. Hintergrund ist ein neues Gesetz, das dieses Angebot bundesweit ermöglichen will, wenn mit der Analyse eine Risikobewertung und gesundheitliche Aufklärung verbunden ist. Bis „drug-checking“ in Frankfurt Realität wird, dürfte indessen noch eine gewisse Zeit vergehen. Bis dahin raten Drogen-Berater und Polizei Konsumenten zu Vernunft und Umsicht. (Sylvia Amanda Menzdorf)