Frankfurter Rennbahn-Hotel – Insolvenz sorgt für Verwunderung

Der Bau des Hotels The Diaoyutai Mansion an der ehemaligen Rennbahn in Frankfurt legte Fortschritte hin. Doch jetzt ist alles schon vorbei.
Frankfurt – Eine neue Runde der Ungewissheit für das Hotel an der ehemaligen Rennbahn, das Diaoyutai Mansion. Fertiggestellt ist es inzwischen, nach 13 Jahren Bauzeit. Nun jedoch ist, wie gestern bekannt wurde, die Betreiberin Diaoyutai Mansion Hospitality GmbH, in die Insolvenz gegangen. Das Hotel sei nicht betroffen, wurde aus Kreisen der Eigentümerin, der Huarong Group, bekannt. Weitere Aussagen verweigerte man indes.
Das Amtsgericht hat den Beschluss vom 1. Juni veröffentlicht: Demnach ist im Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Diaoyutai Mansion Hospitality GmbH an der Rennbahnstraße 5, der Hoteladresse, Rechtsanwalt Karl-Heinz Trebing zum vorläufigen Vermögensverwalter bestimmt worden. Trebing war gestern ebenso wenig zu erreichen, wie jemand von der Diaoyutai Mansion GmbH. Unter der Adresse residiert auch die Eigentümerin, die Huarong Group Deutschland GmbH, die in den vergangenen Jahren selbst am Rande der Zahlungsfähigkeit schrammte.
Frankfurt: Betreiber des Rennbahn-Hotels geht in Insolvenz – Gerüchte drangen zur Hotel Alliance
Dass keine Kommunikation stattfindet, bedauert ein anonymer Informant. Demnach befinden sich alle Mitarbeiter seit vergangenem Jahr in Kurzarbeit. Rund um das Hotel gebe es verschiedene Firmenkonstrukte.
Aus der Frankfurt Hotel Alliance ist Diaoyutai Mansion GmbH noch nicht ausgetreten. "Wir haben gerüchteweise von der Insolvenz gehört", sagte eine Vertreterin eines der Häuser. "Aber da ist bis jetzt niemand auf uns zugekommen, etwa der Insolvenzverwalter wegen Aufschiebens der Mitgliedsbeiträge."
Frankfurt: Geschichte des Rennbahn-Hotels erinnert an Berliner Flughafen BER
Die Diaoyutai Mansion Hospitality GmbH gehört zur chinesischen Diaoyutai MGM Hospitality, die bislang fünf Luxushotels in China betreibt. Frankfurt sollte ihr Vorposten in Europa werden. Jetzt, kurz vor der Eröffnung, hat die Betreibergesellschaft aufgeben müssen. Dabei erinnert die Geschichte des Hotelbaus an den Berliner Flughafen - dort erfolgte 2006 der Spatenstich, 2011 sollte BER eröffnen - letztlich wurde daraus der 31. Oktober 2020.
2007, vor 14 Jahren, war die Baugenehmigung in Niederrad erteilt worden. Und seitdem wurde (nicht immer) gebaut. 2011, drei Jahre nach dem Spatenstich, setzte die Stadt der Huarong Group erstmals die Pistole auf die Brust, setzte eine Frist für die Fortsetzung des Baues. Dabei hätte das Hotel, wie in den Jahren vorher vollmundig versprochen, bereits 2009 fertig sein sollen. Eröffnungsversprechen folgten 2010 und 2011.
Doch immer wieder gab es Verzögerungen. Die Architekten wechselten, auch die Betreiber wechselten. Zuletzt kündigten Sprecher der Diaoyutai an, nach Corona sollte jetzt endgültig eröffnet werden.
Frankfurt: Hotel an Rennbahn 13 Jahre im Bau – Auch Corona sorgte für Lieferstopps
Corona brachte auch die letzten Bauarbeiten ins Stocken, weil etwa italienischer Marmor nicht geliefert werden konnte. Chinesische Spezialisten für den Innenausbau mussten ihre Arbeit abbrechen und heimkehren, konnten dann aber aus China nicht mehr einreisen, schilderte ein Sprecher. Nun gingen die Bauarbeiten aber voran, seit Herbst sei man wieder "in der Spur".
Kurz vor dem Ziel also ist der Diaoyutai die Puste ausgegangen, und die Eigentümerin wird sich nun wohl nach einem neuen Betreiber umsehen. Keine günstigen Voraussetzung dafür dürfte auch die weltweite Corona-Pandemie sein, die ebenso weltweit den Hotelbetreibern zusetzt. Das neue Hotel hat 214 Zimmer, davon 41 Suiten, einen Ballsaal und mehrere Restaurants mit "authentischer chinesischer Küche", hinzu kommen eine große Spa-Abteilung mit Hallenbad sowie ein Fitness-Center. Das Haus sollte europäisches Flaggschiff der chinesisch-amerikanischen Firmengruppe Diaoyutai MGM Hospitality werden.
Zuletzt war auf dem Außengelände vieles fertiggestellt worden, etwa wurde der Eingangbereich zur Rennbahnstraße hin asphaltiert, und auch an der Terrasse, dem Prunkstück des Hotels mit Ausblick auf die Skyline. (Thomas J. Schmidt)