Ausstellung schaut in deutsche Hobbykeller
Eine Villa im Tessin konnte sich Anfang der 1960er Jahre für seine Modelleisenbahn-Anlage jeder leisten. 4,75 Mark im Maßstab 1:87 kostete damals der Bausatz der Firma Faller.
Eine Villa im Tessin konnte sich Anfang der 1960er Jahre für seine Modelleisenbahn-Anlage jeder leisten. 4,75 Mark im Maßstab 1:87 kostete damals der Bausatz der Firma Faller. Eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt zeigt unter dem Titel „Märklinmoderne” an Hand von Orginal-Bausätzen, wie modern in den deutschen Hobbykellern nach dem Krieg gebaut wurde.
Die vermeintlich spießigen Märklin-Modelleisenbahner ließen ihre Züge gerne auch Runden durch Stadtlandschaften mit Hochhäusern und modernen Kirchen drehen. Flugdächer, Glaskuppeln oder Rasterfassaden waren selbstverständlich Bestandteil der Bausätze. „Dazu gehörten eben nicht nur Hutzelhäuser”, sagte am Donnerstag Daniel Bartetzko, einer der beiden Kuratoren der Schau. Erst Mitte der 1960er Jahre wurden - spiegelbildlich zu nostalgischen Entwicklungen in der Gesellschaft - Bausätze für Fachwerkhäuser populär.
Die originelle Ausstellung geht vom 19. Mai bis 9. September vor allem den Ideen der Faller-Brüder nach, die in Gütenbach im Schwarzwald ein großes Unternehmen für Modellbausätze aus Kunststoff-Spritzguss aufbauten. Die Tessin-Villa, die in Ambri am Gotthard-Tunnel steht, hatten sie einst auf dem Weg in den Urlaub gesehen und dann zum Modell gemacht. Bis heute hat sich das Haus als Bausatz 400 000 Mal verkauft, wie Bartetzko weiß.
Prunkstück der Ausstellung ist die „Megacity”: Eine aus Hunderten von Bausätzen errichtete Stadtlandschaft - vier Meter lang und drei Meter breit. Sie stammt von dem 54-Jährigen Gerald Fuchs aus Kaufbeuren, einem passionierten Modellbauer. Er besorgt sich sein Material zum Teil auf Flohmärkten.
(dpa)