1. Startseite
  2. Frankfurt

„Cockpit wird richtig hell“: Gefährliche Laserpointer-Attacken nehmen zu – lange Gefängnisstrafen drohen

Kommentare

Flugzeuge im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen werden immer häufiger mit Laserpointern attackiert. Die Suche nach den Tätern gestaltet sich schwierig.

Frankfurt – Es ist ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr. Im schlimmsten Fall kann die Landung in einer Katastrophe enden. Laserpointer-Angriffe auf Flugzeuge sind für Piloten der Horror auf den letzten Metern.

Im Umkreis des Flughafen Frankfurt hat es in den letzten Monaten eine Zunahme von Laserpointer-Angriffen auf Flugzeuge gegeben. Im August und September wurden insgesamt 44 solcher riskanten Zwischenfälle nahe Deutschlands größtem Flughafen verzeichnet. Das berichtete das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Im gesamten Jahr 2022 gab es 60 solcher Vorfälle.

Angriffe mit Laserpointern auf Flugzeuge nehmen am Flughafen Frankfurt zu.
Angriffe mit Laserpointern auf Flugzeuge nehmen am Flughafen Frankfurt zu. © teutopress/Imago

Flughafen Frankfurt: Sichtbeeinträchtigungen bei Piloten nach Laserattacken

Flugzeuge werden laut LBA hauptsächlich während des Landeanflugs mit Lasern angegriffen. Es gibt jedoch auch Fälle von Laserattacken auf startende Flugzeuge und Maschinen im Reiseflug. In der Regel führt dies zu einer kurzzeitigen Ablenkung der Cockpit-Crew. Gelegentlich gibt es jedoch auch vorübergehende Sichtbeeinträchtigungen bei den Piloten, die ärztlich untersucht werden müssen, wenn sie nicht schnell verschwinden.

Gefahr fürs Auge

Laserpointer erzeugen einen Lichtstrahl mit minimaler Streuung und können selbst auf größere Entfernung einen genauen Punkt anzeigen. Mit zunehmender Stärke werden die Strahlen von Laserpointern für das menschliche Auge gefährlich. Die Europäische Norm DIN-EN 60825-1 unterteilt die Gefährlichkeit von Lasergeräten in verschiedene Klassen. Laser bis Klasse zwei, also einer Leistung unter einem Milliwatt, gelten als ungefährlich. Hier kann sich das Auge im Reflex schließen, bevor es Schaden nimmt. Ab einem Grenzwert von über fünf Milliwatt sind zusätzliche Sicherheitseinrichtungen notwendig, wie das Tragen einer Laserschutzbrille.

„Das ist eine unangenehme Sache und kann auch gefährlich werden“, erklärte Matthias Baier, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, der selbst schon eine Laserblendung erlebt hat. „Was Sie sofort verlieren, wenn Sie in die Quelle reinschauen, ist die Nachtsicht. Das Cockpit wird richtig hell“, so Baier. Die meist nächtlichen Zwischenfälle können insbesondere während des Landeanflugs gefährlich sein und die Sicht auf die Fluginstrumente behindern.

Angriffe mit Laserpointern auf Flugzeuge: Bis zu zehn Jahren Gefängnis möglich

Das LBA erklärte, eine schnelle Alarmkette solle helfen, die Täter zu ermitteln: Die Cockpit-Crew meldet den Laserangriff der Flugsicherung. Diese informiert dann von ihrem Turm aus die Polizei. Als Pilot der Polizei zu erklären, woher der Laser genau kam, ist oft unbefriedigend: „Wenn man sich nicht auskennt, kann man das schlecht zuordnen“, sagte Baier. Aufgrund der Schwierigkeit, die Täter zu finden, hält Baier es für sinnvoll, den Zugang zu starken Laserpointern zu beschränken. „Ein Bedarfsnachweis wie bei Signalpistolen wäre eine Diskussion wert“, meinte der Pilot.

Nach dem Strafgesetzbuch sind Laser-Angriffe gefährliche Eingriffe in den Luftverkehr und können mit sechs Monaten bis zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Auch bei fahrlässigen Blendungen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.

Attacke mit Laserpointer: US-Militärflugzeug in Wiesbaden angeleuchtet

„Oftmals dürfte die Unwissenheit über die Strafbarkeit Grund für eine Blendung mit einem Laserpointer sein“, sagte Hauptkommissar Lars Krämer von der Kriminalpolizei in Offenbach. Das Polizeipräsidium Südosthessen berichtete von einer gestiegenen Anzahl von Laser-Vorfällen in den letzten beiden Monaten in ihrem Zuständigkeitsbereich. Mögliche Tatorte waren unter anderem in Offenbach, Mühlheim am Main, Neu-Isenburg und Langen.

Letzte Woche wurde eine US-Militärmaschine über dem Rhein in Wiesbaden mit einem Laserstrahl angeleuchtet. Der Ursprung des Lasers konnte zwar grob einer Straße zugeordnet werden, Täter wurden jedoch bislang nicht ermittelt, so eine Polizeisprecherin.

Lasserpointer-Attacken auf Flugzeuge: Vorfälle über langen Zeitraum rückläufig

Laut Daten der Deutschen Flugsicherung (DFS) hat sich die Anzahl der Laserblendungen in Deutschland in den letzten Jahren rückläufig entwickelt. Im laufenden Jahr verzeichnet die DFS deutschlandweit bis Mitte Oktober 368 gemeldete Fälle. Im Jahr 2022 gab es 385 gemeldete Laserblendungen.

In den frühen 2010er Jahren gab es deutlich höhere Zahlen: „2011 gab es bundesweit 636 Fälle, 2012 waren es 720“, sagte Kristina Kelek, Sprecherin der DFS in Langen. Die Deutsche Flugsicherung führt eine vom Luftfahrt-Bundesamt unabhängige Statistik zu Meldungen von Vorfällen in der Luftfahrt. (esa/dpa)

Dieser Artikel wurde mithilfe maschineller Unterstützung bearbeitet und vor der Veröffentlichung von Redakteur Erik Scharf sorgfältig geprüft.

Auch interessant

Kommentare