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Bärlauch-Bratwürste und Bauernkäse

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Setzlinge und selbstgepressten Apfelsaft gab es an den Ständen im Innenhof.
Setzlinge und selbstgepressten Apfelsaft gab es an den Ständen im Innenhof. © rüffer

Der Fleckenbühler Hof setzt auf Natur und biodynamische Landwirtschaft, präsentiert wurden die Produkte beim Kräutertag in Niederrad.

Der Fleckenbühler Hof ist für David Kempen längst zum Beruf und zur Berufung geworden: „Draußen in der Natur und der biodynamischen Landwirtschaft zu arbeiten, das ist für mich ein ehrlicher Weg in der Suchthilfe“, bekennt er offen. Er hat einige Setzlinge auf seinem Verkaufstisch ausgebreitet und berät die Kundschaft gerne: „Fenchel wird im März ausgesät und braucht nur vier bis fünf Wochen, Bohnen werden Mitte April direkt in die Erde gesteckt.“ Und Chili wächst so langsam, dass man bereits an Weihnachten mit der Aussaat im geschützten Raum beginnen kann.

Nutz- und Zierpflanzen

Zum zweiten Kräutertag fanden sich jetzt rund 250 Besucher ein, um die Vielfalt an Nutz- und Zierpflanzen zu bestaunen und zu kaufen, Wild- und Gartenkräuter in Limonaden und natürlich Frankfurter Grüner Soße zu verkosten und so einiges über deren Anwendung in den Kneippkuren des Pfarrers und Heilkundlers Sebastian Kneipp zu erfahren. Daher hatte der Kneippverein Bad Vilbel einen Barfußpfad aufgebaut. „Wir feiern hier zwei Jahresfeste. Früher gab es einen Frühlingsmarkt, zum zweiten Mal veranstalten wir jetzt den Kräutermarkt“, sagt Ludwig Seidel, Geschäftsführer im Frankfurter Haus. Zu feiern gibt es tatsächlich etwas: Denn vor 20 Jahren übernahm der Fleckenbühler Hof, der auf eine Selbsthilfegemeinschaft für Süchtige bei Cölbe (Kreis Marburg) aus dem Jahr 1984 zurückgeht, das Gelände des früheren Bamberger Hofes. Heute leben 65 Bewohnerinnen und Bewohner hier. Als Verweildauer werden ein bis drei Jahre empfohlen.

David Kempen hat sich inzwischen fest am Fleckenbühler Hof niedergelassen und freut sich über die junge Verstärkung durch Leon Liefermann, der ihn am Kräuterstand unterstützt. „Wichtig etwa für unseren Käse sind uns die Wertschöpfungsketten, von der Wiese, auf der die Kuh weidet, über das Futter, ihre Milch und deren Weiterverarbeitung“, betont er. Er hat viele Tipps parat zu Mariendisteln, wilden Tomaten und Ysop, ein Kraut, das nach Anis schmeckt. Der Kräutermarkt geht zurück auf eine Idee der Hauswirtschafterin Monika Sterk, die nebenan mit einem Team des Schwanheimer Waldkindergartens ein Rezept für Oxymel ausprobiert, einen Sauerhonig mit Apfelessig und Wildkräutern.

Janek Braun, der seit drei Jahren in der Niederräder Gemeinschaft lebt und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann macht, verkauft Brotschnitten mit Kräuterpesto, luftgetrocknete Biowürste und Bauernkäse vom Fleckenbühler Hof, schräg gegenüber gibt es an einem weiteren Stand Bärlauch-Bratwurst mit Rharbarbersenf und Kartoffel-Pilzpfanne mit Grüner Soße der Oberräder Gärtnerei Rappelt.

Mario Blaschke und Björn Bittorf haben Erdbeer-Basilikum-Margarita oder auch Limonaden mit Basilikum, Erd-und Waldbeere oder Gurke und Ingwer im Angebot. „Rezeptideen finden wir im Internet, aber die genaue Zusammensetzung hat es in sich“, sagt Bittorf.

Am Stand des Kneippvereins laufen vor allem die Kinder barfuß und springen vergnügt in ein Wasserbecken, wo sie sich auch im Wassertreten versuchen können. „Neben kalten und warmen Bädern und Wasseranwendungen sowie verschiedenen Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen hat Sebastian Kneipp auch eine eigene Kräuterlehre entwickelt“, erklärt Linda Pfeiffer.

„Wichtig war Kneipp bei allen seinen Anwendungen eine gesunde Abwechslung und möglichst geordnete, harmonische Lebensverhältnisse“, erläutert Pfeiffer. Gegen jedes Leiden schien ihm ein Kraut gewachsen.

Aber bitte alles nur in Maßen, wie es schon die alten Griechen lehrten. Immerhin: Der 1821 in Oberschwaben geborene Geistliche, der selbst an einer Lungenerkrankung litt und seine heute zum UNESCO-Erbe zählende Kneippmedizin auch vor Gericht verteidigen musste, wurde 76 Jahre alt - für damalige Verhältnisse durchaus ein beachtliches Alter.

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