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Frankfurt im Kampf gegen Drogenkriminalität: Erneut Großrazzia im Bahnhofsviertel

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Polizeibeamte überwältigen einen Mann, der sich einer Kontrolle entziehen wollte.
Polizeibeamte überwältigen einen Mann, der sich einer Kontrolle entziehen wollte. © Rainer Rüffer

200 Polizisten sind bei einer Großrazzia im Frankfurter Bahnhofsviertel im Einsatz. Es kommt zu acht Festnahmen und 20 Ermittlungsverfahren.

Frankfurt – Im Dunkeln sieht man sie nicht kommen. Man hört sie nicht. In voller Uniform laufen Dutzende Polizeibeamte im lockeren Trab zu Fuß durch die Elbestraße auf die Taunusstraße, halten Leute auf und nehmen sie mit vor eine Spielothek. „Halt. Stehenbleiben! Polizei!“, ruft ein Mann in Zivil. Der Mann, der mitten auf der Straße läuft, versucht zu fliehen. Er kommt nicht weit, wird zu Boden gebracht und nach einigem Gerangel mit Handschellen an die Hauswand gestellt. Innerhalb von Sekunden stehen an der Spielothek mehr als 50 Männer wie er. Es sind eindeutig keine schwankenden Drogenabhängigen, sie tragen alle Markenklamotten und teure Uhren.

Es sind Szenen im Bahnhofsviertel, wie sie seit August 2022 häufig zu sehen sind. Allein in den vergangenen knapp sechs Wochen zum dritten Mal. Abseits der ohnehin hohen Polizeipräsenz. „Wir sorgen mit Großkontrollen wie heute mit 200 Einsatzkräften für mehr Ordnung und Sicherheit im Bahnhofsviertel“, sagt Polizeidirektor Christoph Bosecker, Leiter der Regionalen Einsatz- und Ermittlungseinheit der Polizeidirektion Mitte. Dealer sollen verunsichert werden, wenn immer wieder ihre Bunker ausgehoben und jede Menge Einsatzwagen vorfahren und sie durchsucht werden.

Großrazzia in Frankfurt: „Mehr Ordnung und Sicherheit im Bahnhofsviertel“

Schon am Donnerstagnachmittag haben die Beamten zwei Großeinsätze im Bahnhofsviertel gemacht. Dort, wo Schmutz, Dreck und Elend am größten sind. Am mit Holz und alten Fotos verblendeten Bauzaun werden Männer durchsucht. Einige murren, versuchen kurz, sich zu wehren. Ringsum E-Scooter, die völlig durcheinander liegen. „Das Eine ist die Sicherheit. Das andere ist die Ordnung im Bahnhofsviertel. Es fängt bei E-Scootern an, die hier liegen und als Drogenbunker und Sitzfläche genutzt werden. Sie könnten auch am Willy-Brandt-Platz stehen. Das wäre nicht zu weit für Nutzer.“ Die Baustellenzäume tragen ihr Übriges dazu bei, dass überall mit Drogen gehandelt wird. „Dagegen kann man nichts machen, aber wir können kontrollieren“, so der Einsatzleiter.

Männern werden Handschellen angelegt, sie werden überprüft und durchsucht. Wenig Stunden später die gleiche Situation an der Ecke Münchener Straße und Hauptbahnhof. Murren, kurzes Wehren, Gewähren lassen. Zivilbeamte durchkämmen jede Ritze, jeden Winkel von Zäunen, jedes Stück Straßenpflaster nach Drogen und werden fündig. Immer wieder ziehen sie kleine Päckchen hervor. Ebenso wie später in der Nacht in der Taunusstraße. In Briefkästen und Torritzen, unter Gittern und in Schuhen. Überall wird gesucht und einiges gefunden. Die Polizei nimmt Männer fest, führt einige ab und andere zur erkennungsdienstlichen Maßnahmen in Streifenwagen.

Frankfurter Bahnhofsviertel: Polizei fordert erneut Waffenverbotszone

Direkt gegenüber der Absperrung sitzen Drogenkranke und rauchen Crack. „Es braucht hier mehr Hilfe für Crack-Konsumenten über die Drogenhilfe“, so Bosecker. Nicht die Drogenkonsumräume seien das Problem, sondern eher, dass das Frankfurter Programm ausgeweitet werden müsse. „Und es braucht mehr Sauberkeit in den Straßen.“ Nur so könne das Problem Bahnhofsviertel gelöst werden, wenn alle Faktoren ineinander greifen. „Es gibt drei Milieus im Viertel. Das eine ist die Drogenhilfe, die Drogenkranke begleitet. Das andere ist das Rotlichtmilieu und das Dritte das Partyvolk in der Münchner Straße. Alle drei liegen direkt übereinander, und wir sind dafür da, dass das Leben hier nicht in Gewalt und Straftaten ausartet.“

Die Polizeipräsenz ist grundsätzlich hoch. Schon lange fordert sie Kameras zur besseren Überwachung. Und eine Waffenverbotszone. Das muss die Stadt entscheiden. In anderen Städten funktioniert das. Es würde auch in Frankfurt funktionieren. Es ist und bleibt sonst eine Dauerbaustelle, wenn nicht alle Faktoren ineinandergreifen, um das Bahnhofsviertel für alle besser, sicherer und erträglicher zu machen.

In der Nacht zum Freitag hat die Polizei bei der Großrazzia 110 Personen kontrolliert, 20 Ermittlungsverfahren eingeleitet, darunter acht Personen wegen Drogenhandels festgenommen und vier Haftbefehle vollstreckt sowie 30 Gramm Crack sichergestellt. (Sabine Schramek)

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser machte sich vor Kurzem ein Bild von der Situation im Frankfurter Bahnhofsviertel und zeigte sich offen für eine Waffenverbotszone.

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