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Bahnhofsviertel in Frankfurt bekommt ein eigenes Büro

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Drei Mitarbeiter des neuen Büros im Frankfurter Bahnhofsviertel sollen Ansprechpartner sein und vernetzen. Dahinter steht ein langfristiger Plan.

Frankfurt -„Es ist vollbracht“, verkündete Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) gestern im Gesundheits- und Sozialausschuss: Nach langen Vorplanungen öffnet in diesen Tagen das neue Koordinierungsbüro im Frankfurter Bahnhofsviertel seine Türen.

So soll es im Bahnhofsviertel künftig nicht mehr aussehen: Nach langer Vorarbeit kümmern sich jetzt drei Mitarbeiter direkt vor Ort.
So soll es im Bahnhofsviertel künftig nicht mehr aussehen: Nach langer Vorarbeit kümmern sich jetzt drei Mitarbeiter direkt vor Ort. © Michael Schick

Es ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Gesundheits-, Sozial- und Sicherheitsdezernat, die dafür seit etwas mehr als einem Jahr zusammenarbeiten. „In dieser engen Form ist das etwas Neues“, sagt Voitl. Entsprechend wurde das Büro anteilig finanziert. „Kleinere Beträge aus den Dezernaten gehen für den Anfang, aber dann muss es auf eine breitere Basis gestellt werden“, sagt Voitl. Also im städtischen Haushalt mit eigenen Mitteln bedacht werden.

Neues Büro im Frankfurter Bahnhofsviertel als zentrale Anlaufstelle - Workshops zur Quartiersentwicklung

Die drei Mitarbeiter, die künftig die zentrale Anlaufstelle fürs Viertel sein sollen, teilen sich drei Aufgabenbereiche: Sie sollen für Anliegen und Ideen, sowohl aus der Politik als auch der Bürger, da sein. Einzelne Problemfelder sollen sie direkt bearbeiten, etwa die Situation bei der Essensverteilung oder das Müllproblem.

Außerdem sollen sie Menschen und Institutionen zusammenbringen und so Verbesserungsprozesse vereinfachen. Ein „großer Beteiligungsprozess für eine Quartiersentwicklung, unter anderem mit Workshops“ stehe auf der Aufgabenliste. Schließlich sollen die Mitarbeiter, weil sie direkt vor Ort sind, schnell neue Entwicklungen erkennen und darauf reagieren können.

Erfahrenes Team leitet das neue Büro im Frankfurter Bahnhofviertel

Zuständig sind dafür künftig Silja Polzin, Dirk Herwig und Angela Freiberg. Polzin hat zuletzt im Gesundheitsamt die Stabsstelle „Gut Geht’s“ geleitet, ein stadtweites Projekt zur Prävention und Gesundheitsförderung. Herwig kommt aus dem Präventionsrat und ist gut vernetzt mit Polizei und Ordnungsamt.

Vor der Corona-Pandemie hat er außerdem Führungen durchs Bahnhofsviertel angeboten, kennt sich also bestens aus. Mit Freiberg wird ab 1. März eine erfahrene Quartiersmanagerin zum Team stoßen, die derzeit für das Diakonische Werk im Quartiersbüro in Preungesheim arbeitet.

Noch auf der Suche nach Räumlichkeiten - Büro ist Teil einer langfristigen Strategie fürs Bahnhofsviertel

Noch befindet sich das Koordinierungsbüro im dritten Stock der Niddastraße 49, so bald wie möglich soll es aber in ein Erdgeschoss ziehen, um bürgernäher zu werden, „die Kaiser- oder die Münchner Straße wären super“, sagt Voitl. Man suche noch nach Räumlichkeiten. Dann soll es auch regelmäßige Sprechzeiten geben. Bis dahin sind die Mitarbeiter unter bahnhofsviertelbuero@stadt- frankfurt.de erreichbar.

Das Büro sei aber nur ein Teil der langfristigen Strategie fürs Bahnhofsviertel. Unter Federführung des Drogenreferates laufe derzeit auch eine Bestands- und Bedarfsanalyse, um herauszufinden, was bei der Sucht- und Obdachlosenhilfe noch fehlt, um passgenauere Hilfen anbieten zu können.

„Das Büro kann einen großen Beitrag dazu leisten, die Situation zu verbessern“ - Modellprojekt gegen Crack-Abhängigkeit

Aus der Crack-Tagung im vergangenen Herbst sind Handlungsempfehlungen entstanden, die das Drogenreferat derzeit prüfe. Einzelne Maßnahmen sollen zeitnah umgesetzt werden. In Zusammenarbeit mit anderen deutschen Städten bereite es zudem einen Antrag für ein Modellprojekt zur medikamentösen Behandlung von Crack-Abhängigkeit vor. Im Bereich Verkehr werde das Bahnhofsviertel bei der Kennzeichnung von verbindlichen Abstellplätzen für E-Scooter vorgezogen.

Angela Freiberg, Silja Polzin und Dirk Herwig (von links) sind die neuen Gesichter des Koordinierungsbüros im Bahnhofsviertel.
Angela Freiberg, Silja Polzin und Dirk Herwig (von links) sind die neuen Gesichter des Koordinierungsbüros im Bahnhofsviertel. © Sarah Bernhard

Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP), der das Thema so wichtig war, dass sie im schwarz-weißen Seidenkleid direkt von ihrer Hochzeit in die Ausschusssitzung gekommen war, betonte: „Es ist nicht so, dass ab 1. März alles gut ist, das wird ein langwieriger Prozess. Aber das Büro kann einen großen Beitrag dazu leisten, die Situation zu verbessern.“

Neue Toiletten und Duschen ab März im Frankfurter Bahnhofsviertel

Auch bei den Toiletten fürs Bahnhofsviertel geht es voran: Im Diakoniezentrum Weser 5 seien bereits zwei Container aufgestellt worden, einer mit vier Duschen, einer mit fünf Toiletten und zwei Urinalen, die Installationsarbeiten sollen bald abgeschlossen sein, sagt Voitl. „Ich gehe davon aus, dass sie zum 1. März betriebsbereit sind.“

Finanziert wurden die Interimslösung aus dem Etat des Sozialdezernats. Mittel- bis langfristig plant Voitl öffentliche Duschen und Toiletten im Hauptbahnhof. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zögen sich allerdings schon länger hin.

Land Hessen unterstützt die Veränderung im Frankfurter Bahnhofsviertel mit 900.000 Euro

Eine weitere gute Nachricht hatte Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) zu verkünden: Das Land unterstützt die bisher im Bahnhofsviertel getroffenen Maßnahmen, zu denen unter anderem zwei zusätzliche Streetworker-Stellen, mehr Tagesruhebetten und verlängerte Öffnungszeiten des Nachtcafés gehören, mit 900.000 Euro. „Ohne dieses Geld hätten wir vieles nicht machen können“, sagt Majer, und trat damit der Kritik der CDU entgegen, dass alles zu lange daure. „All diese Maßnahmen kosten Geld. Sehr viel Geld.“ (Sarah Bernhard)

Auch der neue Betreiber der „Pik Dame“, Max Coga, sieht viel Potenzial im Frankfurter Bahnhofsviertel. Er möchte die Probleme des Viertels ebenfalls bekämpfen.

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