Bahnstreiks könnten im Sommer Hessen lahmlegen: Tarifverhandlungen gescheitert
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der GEV sind vorerst gescheitert. Mögliche Streiks könnten auch Hessen treffen.
Frankfurt – Viele Bahnkunden werden sich wohl noch an den letzten Bahnstreik am 21. April 2023 erinnern. Gähnend leere Bahnsteige zierten die Bahnhöfe auch in Hessen. Dieses Stillstand-Szenario könnte bald schon wieder Realität werden – möglicherweise schon zu einem maximal ungünstigen Zeitpunkt.
Tarifstreit zwischen der Deutsche Bahn und der EVG sorgte 2023 schon für Streiks in Hessen
Nahezu gespenstisch ging es auf dem Frankfurter Hauptbahnhof zu, als die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Mitte April die Arbeit ruhen ließ. Die Streikenden trafen sich am 21. April und machten am berühmt-berüchtigten „Kaisersack“ auf sich aufmerksam.
Doch mit der Rückkehr in den Planbetrieb unter anderem in Hessen kehrte keinesfalls Ruhe ein. Die zähen Verhandlungen zwischen der EVG und der Deutschen Bahn gingen weiter. Zwischenzeitlich hatte die Gewerkschaft neue Streiks ins Aussicht gestellt. Mitte Mai konnte ein 50-Stunden-Streik gerade noch abgewendet werden – das Bahn-Unternehmen sprach dennoch eine Warnung aus.
Sommerferien in Hessen könnten von Bahnstreiks überschattet werden – DB und EVG einigen sich nicht
In den kommenden Sommerferien, die in Hessen vom 24. Juli bis zum 01. September 2023 dauern, könnte die EVG nun wieder streiken. Grund dafür sind die laut der Tarifkommission der EVG am Mittwochabend (21. Juni) für gescheitert erklärten Verhandlungen mit der Deutschen Bahn.
Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn abgebrochen, weil die von der Bahn angebotene Gehaltserhöhung – nach DPA-Informationen 420 Euro im Monat – aus ihrer Sicht zu niedrig sei und zu spät komme. Die angebotene Vertragslaufzeit von 27 Monaten sei den Arbeitnehmer-Vertretern außerdem zu lang.
Ursprünglich hatte die EVG für die rund 180.000 Bahnbeschäftigten eine Festbetragserhöhung von mindestens 650 Euro im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen gefordert. Die Laufzeit sollte zwölf Monate betragen.
Nach gescheiterten Verhandlungen: EVG lässt Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen
Nun geht die EVG in eine Urabstimmung über unbefristete Streiks. Das erklärte die Gewerkschaft am Donnerstag (22. Juni). Die Vorbereitungen und die Durchführung der Abstimmung dauere laut EVG-Chef Martin Burkert in etwa vier bis fünf Wochen.
Damit die Arbeit auch wirklich niedergelegt wird, müssen mindestens 75 Prozent der 110.000 EVG-Mitglieder für den Arbeitskampf stimmen. Doch auch vorher kann es schon zu Warnstreiks kommen. Wiederkehrende Bahnstreiks in Hessen liegen also durchaus im Bereich des Möglichen.
Darauf sei die Gewerkschaft nach DPA-Informationen gut vorbereitet. Martin Burkert hob hervor, die Gewerkschaft habe für die Dauer eines möglichen Streiks genug Geld. „Wir hatten unseren letzten unbefristeten Streik vor 31 Jahren. Die Streikkasse ist gut gefüllt.“ Aus dieser Kasse erhalten streikende Gewerkschaftsmitglieder Geld, wenn die Arbeitgeberseite nicht mehr zahlt.

Deutsche Bahn attackiert Gewerkschaft: „EVG will jetzt Millionen Menschen die Sommerferien vermiesen“
Die Bahn reagierte indes verständnislos auf die Urabstimmung. Schließlich sei der Abschluss der Tarifverhandlungen am Mittwochabend ganz nah gewesen, berichtet die dpa. „Die EVG will jetzt Millionen Menschen die Sommerferien vermiesen. Das braucht und will niemand. Es ist ein Unding, die Reisenden ständig mit Streikdrohungen zu verunsichern“, erklärte der Konzern.
Martin Burkert hingegen erklärte, die EVG sei nicht „streikwütig“. Sie gehe verantwortungsvoll mit dem Recht um, die Arbeit niederzulegen. Allerdings bräuchten die Bahn-Mitarbeiter „sofort mehr Geld“.
Man sei „Tag und Nacht gesprächsbereit“, erklärte der EVG-Vorsitzende dem Bayerischen Rundfunk. „Sollte der Arbeitgeber mit einer Schlichtungsforderung an uns herantreten, können wir schnell entscheiden“.
DB und EVG geben einander die Schuld für Verhandlungsabbruch – Pendler in Hessen sollten gewarnt sein
Bis dahin herrscht aber bei Pendlern wohl weiterhin Verunsicherung. Klar ist: Wer diesen Sommer vorhat, mit der Bahn durch Hessen zu fahren, sollte gewarnt sein und die aktuellen Entwicklungen im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der EVG verfolgen. (Julian Kaiser)