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Barrierefreier Haltestellen-Umbau kommt nur schleppend voran

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Frisch barrierefrei ausgebaut ist die Haltestelle Habsburger-/Wittelsbacherallee der Straßenbahnlinie 14. Beim barrierefreien Ausbau des Nahverkehrs hinken Stadt und Bahn in Frankfurt jedoch weit hinter den gesetzlichen Vorgaben hinterher.
Frisch barrierefrei ausgebaut ist die Haltestelle Habsburger-/Wittelsbacherallee der Straßenbahnlinie 14. Beim barrierefreien Ausbau des Nahverkehrs hinken Stadt und Bahn in Frankfurt jedoch weit hinter den gesetzlichen Vorgaben hinterher. © Dennis Pfeiffer-Goldmann

Nur gut die Hälfte der Frankfurter Bus- und Straßenbahnhaltestellen ist bislang umgerüstet.

Frankfurt -Beim Ausbau der Barrierefreiheit an kommunalen Bahn- und Bushaltestellen hinkt Frankfurt weiterhin den gesetzlichen Vorgaben weit hinterher. Nur etwas mehr als die Hälfte der Straßenbahn- und Busstopps sind bisher barrierefrei. Allein bei der Stadtbahn sieht es besser aus.

98 Prozent der 84 U-Bahn-Stationen sind barrierefrei, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Lediglich zwei sind es noch nicht, der Umbau ist aber fürs kommende Jahr vorgesehen: die Halte Niddapark mit der künftigen Umsteigemöglichkeit zur neuen S-Bahn-Station Ginnheim und die Haltestelle Römerstadt, wo noch der Einbau von Fahrstühlen erfolgen muss.

Gesetzlich seit 2022 Pflicht

Bei den anderen städtischen Verkehrsmitteln sind Menschen mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen weit weniger integriert. So sind laut Siefert 768 von 1395 Bushaltestellen barrierefrei, also 55 Prozent. Noch niedriger liegt die Quote bei der Straßenbahn mit 53 Prozent. Hier sind 74 von 139 Stopps barrierefrei.

Eigentlich schreibt das Personenbeförderungsgesetz vor, dass alle Haltestellen in Deutschland seit 2022 barrierefrei um- und ausgebaut sein müssen. Formal darf die Stadt diese Vorgabe nur deshalb nicht einhalten, weil die Stadtverordneten im Nahverkehrsplan zumindest einen Maßnahmenkatalog für den barrierefreien Ausbau beschlossen haben. Als barrierefrei gilt eine Haltestelle nicht, wenn lediglich der Bordstein so hoch ist, dass Fahrgäste ebenerdig ein- und aussteigen können. Damit bis zu 90 Prozent Fördergeld für den Umbau fließt, müssen auch die Zugänge zur Haltestelle inklusive den Übergängen über die Straße wie zum Beispiel benachbarte Kreuzungen barrierefrei umgebaut werden.

In den vergangenen fünf Jahren war der barrierefreie Ausbau allerdings stark ins Stocken geraten. Das geht aus einer Übersicht hervor, die Siefert nun auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hin vorlegte. In dieser Zeit wurde mit „Westend“ nur eine U-Bahn-Station barrierefrei und dafür mit einem Fahrstuhl ausgerüstet. In der Römerstadt wurde lediglich der Bahnsteig barrierefrei, dieser ist aber noch nicht stufenfrei erreichbar. Auch wurden binnen fünf Jahren lediglich sieben Straßenbahnstopps erneuert: Waldau, Waldfriedhof Goldstein, Louisa Bahnhof, Alt-Fechenheim, Hugo-Junkers-Straße/Schleife und Bleiweißstraße sowie Gustavsburgplatz mit einem Provisorium.

Zuletzt nur wenig Bewegung

Selbst beim Busverkehr ging es von 2017 bis 2022 nur langsam voran. Nur 22 Stationen wurden hier umgestaltet, vor allem entlang der Strecken der Linien M32 im Ost- und Nordend, 59 in Höchst, Nied und Griesheim und M72/M73 in Hausen. Erst vor wenigen Tagen wurde mit den Stopps der Station Habsburger-/Wittelsbacherallee eine komplette Umsteigesituation barrierefrei. Die Bushaltestelle sowie die Fußgängerübergänge an der Kreuzung waren hier schon in den vorigen Jahren umgebaut worden. Seit dem Frühsommer wurden nun auch die Bahnsteige der Tram-Linie 14 höher gebaut. Seit voriger Woche hält die Elektrische an den neuen Perrons.

Aktuell baut die Verkehrsgesellschaft (VGF) auch die Straßenbahnhaltestelle Hospital zum Heiligen Geist der Linie 18 in der Langen Straße in der Innenstadt um. Ebenfalls noch in diesem Jahr sollen in Sachsenhausen der Umbau der Stopps Stresemannallee/Gartenstraße (Linie 15), Lokalbahnhof/Textorstraße (15, 16, 18) und Stresemannallee/Mörfelder Landstraße (17, 18) beginnen. Nicht nur die Stadt ist bei der Barrierefreiheit noch nicht am Ziel: Die Stationen Galluswarte, Ostendstraße/EZB, Höchst Farbwerke, Ostbahnhof und Mainkur sind bisher nicht umgebaut. Selbst am Südbahnhof sind nur die S-Bahn-Gleise ohne Stufen erreichbar, die Fernbahngleise nicht. Vom nächsten Jahr an sollen immerhin Westbahnhof und Griesheim barrierefrei werden. Die Stationen Eschersheim, Frankfurter Berg und Berkersheim sind nach dem S6-Ausbau voraussichtlich ab Mitte Februar barrierefrei.

Nicht einmal der Südbahnhof oder Bornheim Mitte sind barrierefrei

Die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) kritisiert das langsame Tempo beim barrierefreien Ausbau seit Langem. Selbst hochfrequentierte Straßenbahnhaltestellen wie Südbahnhof oder Bornheim Mitte sind bisher nicht barrierefrei. Für Bornheim läuft die Planung. Dezernent Siefert will jetzt mehr Tempo machen „Derzeit prüft der Magistrat eine deutliche Beschleunigung des Ausbauprogramms“, erklärt er. Bis wann alle Haltestellen barrierefrei sind, das könne er aber noch nicht sagen.

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