Bauen für die Forschung

Für 30 Millionen Euro will das Ernst-Strüngmann-Institut in Niederrad neue Räume für die Hirnforschung schaffen. Zuvor müssen die alten Gebäude aber erst einmal abgerissen werden.
Stein um Stein wird die Prallmühle – so heißt das Gerät, das aus großen Steinen kleine macht – vom Bagger mit Nachschub gefüttert. Und mit jeder Minute verschwindet mehr vom alten Hirnforschungszentrum des Max-Planck-Instituts an der Deutschordenstraße. Es wird seit einigen Wochen abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen: Neue Labore, neue Forschungsplätze, neue Verwaltungsräume. Nach dem Umzug des Max-Planck-Instituts auf den Universitätscampus auf dem Riedberg, übernimmt das Ernst-Strüngmann-Institut die Regie in Niederrad.
30 Millionen Euro
Das Institut investiert rund 30 Millionen Euro – Zuschüsse des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst – in einem Neubau auf dem Forschungsareal. Der symbolische erste Spatenstich für das neue Gebäude hatten Wissenschaftsminister Boris Rhein (CDU) und Vertreter des Instituts bereits im März 2014 gefeiert. Bis mit dem Abriss der alten Bebauung begonnen werden konnte, dauerte es dann noch eine ganze Weile.
„Wir haben eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um auszuloten, was sinnvoll ist: Abriss oder Sanierung des alten Gebäudes von 1961“, berichtet Matthias Baumgarten.Er ist Verwaltungschef des Forschungsinstituts.
Was letztlich den Ausschlag zugunsten des Abrisses gab, seien die hohen gesetzlichen Auflagen im Hinblick auf Brandschutz und Energieeffizienz gewesen. „Ein Umbau wäre dramatisch teurer geworden. Der Brandschutz hätte große Umbauten erforderlich gemacht und mit der Dämmung der Fassade nach modernen Maßstäben hätten wir keine Fenster, sondern nur noch Schießscharten gehabt.“
Wie Intelligenz entsteht
Während der Bauarbeiten läuft der Forschungsbetrieb im Institut weiter. Sämtliche Mitarbeiter sind in einem der verbliebenen Gebäude auf dem Grundstück konzentriert. Sie betreiben Grundlagenforschung und versuchen zu ergründen, wie das menschliche Gehirn genau funktioniert. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen Erkrankungen des Nervensystems. „Wir werden hier untersuchen, wie Milliarden von Hirnzellen zusammenarbeiten und dabei intelligentes Verhalten hervorbringen“, sagt Pascal Fries, bereits seit 2009 Direktor des Institutes.
Gegründet wurde die Einrichtung 2008. Es finanziert sich aus Stiftungsgeldern in Höhe von rund 200 Millionen Euro, die die Strüngmann-Brüder Andreas und Thomas, Gründer des Pharma-Unternehmens Hexal, eingebracht haben – und trägt den Namen des Vaters der Stifter. Den Forschern soll bei ihrer Arbeit größtmögliche Freiheit im Hinblick auf ihre Arbeitsfelder, Methoden und Mitarbeiter zuteil werden. Integriert ist das Institut in das weit verzweigte Netzwerk der Max-Planck-Gesellschaft. Sie übernahm auch die Verantwortung für die Berufung der leitenden Wissenschaftler.
Die Konzentration der Arbeiten während der Bauphase auf eines der alten Gebäude auf dem Areal an der Deutschordenstraße stelle kein großes Problem dar. „Sobald der Neubau steht, werden wir umziehen“, sagt Verwaltungschef Baumgarten. Anschließend werde auch der verbliebene Altbau dem Erdboden gleichgemacht. Bis dahin allerdings wird es noch ein ganzes Weilchen dauern. Ursprünglich sollte der Neubau bereits im Jahr 2016 fertig sein. Doch schon bevor überhaupt richtig mit den Abriss- und Bauarbeiten begonnen werden konnte, stellten sich Verzögerungen ein. Es wird wohl 2017 werden, bis die Forscher ihre neuen Räume beziehen können. „Die Verhandlungen mit dem Land über den Erbpachtvertrag für das Grundstück haben länger gedauert, als zunächst angenommen“, berichtet Baumgarten. Nun aber sei alles in trockenen Tüchern. Somit kann das Institut dank des neuen Erbpachtvertrags für weitere 99 Jahre seine Zukunft in Niederrad planen.