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Bauland-Mangel hat drastische Folgen für Azubis in Frankfurt

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Von: Thomas J. Schmidt

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Für Studenten gibt es Wohnheime, für Azubis waren 2020 nicht einmal 500 bezahlbare Wohnungen im Angebot.
Für Studenten gibt es Wohnheime, für Azubis waren 2020 nicht einmal 500 bezahlbare Wohnungen im Angebot. © Oeser

Sie verdienen wenig und leiden besonders stark unter der Wohnungsnot in Frankfurt: Auszubildende. Was die Ursache dafür ist, ist klar.

Frankfurt -Wohnungen fehlen, auch für Auszubildende. Die Wirtschaftsförderung Frankfurt hat eine Studie veröffentlicht, wonach mindestens 1900 Zimmer oder Wohnungen für Auszubildende fehlen - bezahlbare Wohnungen, wohlgemerkt. Weniger als 500 bezahlbare Wohnungen waren im Jahr 2020 in Frankfurt angeboten worden, hat das Berliner Forschungs- und Beratungsinstitut Regio-Kontext in seiner Studie festgestellt.

Bezahlbar - das heißt für die jungen Leute in der Dualen Ausbildung, die Miete sollte nicht mehr als 377 Euro im Monat betragen. Azubis verdienen in Frankfurt im ersten Lehrjahr 887 Euro im Schnitt.

Große Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt

Die Studie, die von der Wirtschaftsförderung, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der IG Metall in Auftrag gegeben wurde, wurde zwischen Dezember 2021 und Juni 2022 durchgeführt. Die Ergebnisse sind Ende März bei der Sitzung des Industrieausschusses präsentiert worden, teilte die Wirtschaftsförderung mit.

Im Jahr 2020 gab es 18 900 Auszubildende in Frankfurt. 39 Prozent von ihnen wohnten auch hier. Rund 2300 - also rund jeder neunte Azubi - waren in der Industrie beschäftigt. Bei rund 5500 jährlich neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zwischen 2016 und 2020 blieben zuletzt rund 680 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Bei den wenigen bezahlbaren Angeboten - weniger als 500 im Jahr 2020 - konkurrierten nicht nur Azubis. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Förderangebote für Azubi-Wohnen deutlich schwächer ausgeprägt sind als die Förderangebote für Studierenden-Wohnen.

Mangel an Bauland ein Problem

Als wesentliche Investitions- und Realisierungshemmnisse für den Bau etwa von Wohnheimen fasst die Studie unzureichende Fördermechanismen, einen Mangel an Bauland, starke Flächenkonkurrenzen, hohe Grundstücks- und Immobilienpreise, steigende Baukosten, fehlende Betreibermodelle, mangelnde Kenntnisse der Bedarfsstrukturen, einen Mangel passgenauer und bedarfsgerechter Wohnangebote sowie fehlende Strategien gegen den Fachkräftemangel zusammen.

Darunter leiden nicht nur Azubis, sondern alle. Die Studie zeigt eine Reihe erfolgreicher Best Practice-Lösungen aus anderen Städten auf. Sie beschreibt vier Prototypen zunehmender Komplexität: Zunächst einzelbetriebliches Engagement des Arbeitgebers und strategische Kooperation mit Wohnungsunternehmen, dann eine Kooperation mehrerer Arbeitgeber und Wohnungsunternehmen, um zielgerichtet Auszubildenden zu helfen.

Wer nun etwas tun kann - und muss

Zuletzt stehen die Gründung eines gemeinsamen Wohnungsbau-Unternehmens und zuletzt die Gründung eines Azubi-Werks analog zu den Studentenwerken. Die Projektgruppe Azubi-Wohnen in Frankfurt bewertet und prüft gegenwärtig die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen und Realisierungsmodelle.

Ideal wäre Azubi-Wohnen, wenn neben der erforderlichen Anzahl der Wohnungen auch qualitative Anforderungen beachtet werden. Dies umfasst über die Bezahlbarkeit und bedarfsgerechte Ausstattung hinaus auch eine pädagogische Betreuung insbesondere für minderjährige Auszubildende, Freizeit- und Kulturangebote, Gemeinschaftsräume, Erreichbarkeit sowie temporäre Unterkünfte in der Nähe von Berufs-schulen und Berufsbildungsstätten.

Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) sagte, dass auch die Kommune sich bemühen müsse, attraktiv für die Industrie zu bleiben. „Ein Baustein ist der Wettbewerb um Talente - Fachkräfte wie Auszubildende. Die vorliegenden Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollten deshalb im Magistrat diskutiert werden und in weitere Maßnahmen der Stadt einfließen“, so die Wirtschaftsdezernentin. (Thomas J. Schmidt)

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