Becker gegen Josef: So hart wird der Zweikampf bei der OB-Wahl in Frankfurt

Wer wird OB in Frankfurt? Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) starten ins Duell. Wie hart der Kampf wird, zeigt sich schon.
Frankfurt -Ring frei: Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) haben am Tag nach der ersten Wahlrunde ihren Zweikampf um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters aufgenommen. Becker ist nach dem Sieg von Sonntag zwar in der Favoritenrolle für die Stichwahl am 26. März. Doch ist Josef zuversichtlich, noch zu überholen. Beide haben die 44,2 Prozent Wähler der anderen Kandidaten im Blick, vor allem der Grünen.
„Es wird kein Selbstläufer, es wird auf jede Stimme ankommen.“ Bei Uwe Becker hat sich am Tag nach der OB-Wahl in Frankfurt von Freude über seine 34,5 Prozent umgeschaltet zurück auf Wahlkampf. Das Ergebnis sei „ein Ansporn“, sagt der hessische Europa-Staatssekretär und frühere Bürgermeister und Kämmerer. Es weckt aber ungute Erinnerungen: 2012 war die Ausgangslage ähnlich, mit Boris Rhein (CDU) vor Peter Feldmann (SPD) - Feldmann gewann. „Die Situation ist nicht vergleichbar“, sagt Parteichef Nils Kößler. Damals stand Feldmann gegen Schwarz-Grün, diesmal steht Becker die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt gegenüber.
CDU: „Geschichte“ mit Peter Feldmann abschließen
Deshalb will die CDU die Positionierung Beckers als Anti-Feldmann betonen. „Die Mehrheit der Menschen sagt: Sie will einen Neuanfang“, das habe Feldmanns Abwahl gezeigt, sagt der Kandidat. Mit Becker biete sich für die Frankfurter „die Chance, diese Geschichte abzuschließen und die Stadtspitze neu aufzustellen“, so Nils Kößler. Die Abgrenzung gegen Mike Josef kommt auf den drei neuen, weiter ganz bieder gestalteten Plakatmotiven, subtil daher: Statt „Ihr Oberbürgermeister“ ist Becker nun „Der Bessere“.
Der CDU-Mann ist nach dem ersten Sieg überzeugt, dass das zum Ziel führt: „Leute, die wir in den letzten Jahren verloren haben, setzen ihr Vertrauen in meine Person.“ Er sei „nah bei den Menschen“ und wolle weiter viel in den Stadtteilen unterwegs sein. Auch Grünen-Wähler wolle er ansprechen. Die Stadt solle „ein Musterbeispiel für Klimaschutz werden“, er sei für Abwärmenutzung von Rechenzentren und für „Mobilität für alle“ - aber in umgekehrter Reihenfolge, ohne erstmal die Autofahrer loszuwerden.
„Die Wähler von Manuela Rottmann wollten einen Aufbruch“, meint Uwe Becker. Den bekämen sie nur von ihm. „Mein Mitbewerber steht für das alte und bisherige.“ Es gehe darum, dass nach den Skandalen des vorigen SPD-OB nicht der nächste SPD-OB folge. Gerade beim Wohnungsbau sei die Bilanz Josefs „sehr dürftig“, erinnert Nils Kößler.
SPD: Grüne sollen „aus Koalitionslogik“ Mike Josef unterstützen
Mike Josef, der mit 24,0 Prozent Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann (21,3 Prozent) aus dem Rennen kickte, hat nun die Wähler aus der Koalition mit Grünen, FDP und Volt im Fokus. Dieses „Potenzial hat eine Mehrheit, das will ich abholen“. Unterstützung der Grünen sei „aus Koalitionslogik“ zu erwarten, findet die kommissarische SPD-Vorsitzende Ina Hartwig. Josef stehe ihnen politisch viel näher. „Einen Sieg von Becker sollte sich nicht wünschen, wer die Klimawende will.“
Noch mehr Flyer, Großplakate, Haustürwahlkampf besonders in den Siedlungen sollen es richten. Josef sagt, er wolle damit überzeugen, dass er gegen den A5-Ausbau, für die Einhausung der A661 sei, für Schulbau und gegen einen Tunnel unter dem Mainkai - der Tunnel ist ein Becker-Vorschlag.
Bahn-Babo empfiehlt, Mike Josef zu wählen
Gezogen hat das schon beim Viertplatzierten vom Sonntag, bei Peter Wirth, dem „Bahn-Babo“: Er empfahl seinen 5,1 Prozent Wählern am Montag, für Josef zu stimmen. Bei der SPD ist mein heilfroh, die Bürde Feldmann wohl abgeschüttelt zu haben. Zuletzt hatten die Wähler die Partei bei der Kommunalwahl 2021 noch abgestraft. Der Rang zwei vom Sonntag sei „ein riesiger Erfolg bei dieser Ausgangslage“, meint Ina Hartwig. „Die Parteizugehörigkeit von Peter Feldmann stand nicht mehr im Fokus“, findet Paul Lüber, Chef der Jusos. „Es gibt eine progressive Mehrheit in Frankfurt, die gilt es nun zu vereinen.“
Allzu gut sind die Grünen jedoch nicht auf Josef zu sprechen, hatten ihn erst kürzlich wegen der Erfolglosigkeit seiner Wohnungspolitik scharf attackiert. „In Wahlkampfzeiten gibt es kleine Sticheleien“, versucht Lüber darüber hinwegzusehen. Besser sei es, „die Gemeinsamkeiten zwischen den Grünen und uns“ zu betonen.
Grüne und FDP ringen noch um ihre Linie
Wen Grüne und FDP unterstützen, ist noch offen. Bei der FDP wollte der Kreisvorstand am Montag zunächst bloß beraten, wie darüber entschieden werden soll. Die Grünen wollen „im Lauf von zwei Wochen“ klären, „ob, wann, wen und in welcher Form wir unterstützen“, so Stadtparteichefin Julia Frank. Es könne „vielleicht auch keine Empfehlung geben“.
Das ließe sich dann vor allem als kein Ja für Mike Josef werten. Denn ein offizielles Grünen-Ja für Becker gilt ohnehin als eher unwahrscheinlich. Der CDU-Kandidat hatte damit geliebäugelt, den grünen Verkehrsdezernenten zu ersetzen. „Das wäre eine rote Linie, da müssen wir nicht weiterreden“, sagt Parteichefin Frank. „Es ist nicht meine Absicht, den Grünen dieses Dezernat zu entziehen“, stellt Becker am Montag klar. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)