Bei Adam Chipler findet sich Seltenes

Antik-Laden an der Textorstraße bietet Krimskrams ebenso wie Unikate
Der Antik-Laden in der Textorstraße 26 hat zwar selbst keinen richtigen Namen. Wer nachmittags an dem offenen Tor vorbeiläuft, erblickt jedoch gleich, was es bei Adam Chipler gibt: ganz viel Krimskrams aus vergangenen Zeiten. Das steht schon im Eingang. Und im Innern findet sich keinesfalls nur Nippes, sondern allerlei Gegenstände und Gemälde namhafter Künstler.
Mehr als ein Dutzend Werke von Max Weinberg stehen in diversen Nischen, Bilder der vergangenes Jahr verstorbenen Mainzer Künstlerin Fee Fleck fallen gleich beim Hineingehen ins Auge. 1000 Euro kostet ein Exemplar ihrer Reihe „Wrecks“ - jedes Bild ist mit einem handgeschriebenen Preiszettel versehen. Max Weinberg-Werke, bunte Porträts und düstere Holocaust-Höllendarstellungen, kosten zwischen 700 und 2500 Euro. Ein Aquarell von Bernhard Jäger, einst Leiter der Abendschule am Städel, sieht der findige Stöberer im hinteren Raum des Geschäfts, in dem man Stunden verbringen kann und immer noch etwas Neues entdeckt.
Sachen, die es sonstwo nicht gibt
Adam Chipler betreibt seit fast 25 Jahren den Antik-Laden und ist in das Metier hineingewachsen. Kunstkennern ist der Preungsheimer, der in den 1970er- und -80er-Jahren in Alt-Sachsenhausen eine Disco in der Klappergasse führte erst mit der Zeit geworden. Viele Laufkunden halten sein Angebot für Trödel und wundern sich über so manchen Preis, erzählt der 76-Jährige.
„Ich verkaufe Unikate, die sonstwo nicht zu haben sind“, erklärt er und zeigt auf wertvolle Tiffany-Spiegel, Keramik-Figuren aus der Wiener Goldscheider-Manufaktur, Art-Déco-Kronleuchter - und oben auf dem Regal eine Mickey-Mouse-Skulptur aus den 1930er-Jahren, die vielleicht in ferner Vergangenheit zu Werbezwecken in einem Lichtspielhaus stand. „Ein Sammlerstück“, sagt Chipler. Die genaue Herkunft der Pappmaché-Maus kennt er nicht.
Jedoch ist alles ist echt und teilweise sehr alt, was in dem 200 Quadratmeter großen Trödelparadies zu finden ist. Sehr gut erhaltene Möbel vom Bauernschrank bis zum Biedermeier-Stuhl stehen neben Vitrinen voller Geschirr und historischer Alltagsgegenstände. Hier eine antike Kaffeemühle, dort eine Sammlung langer Tabakpfeifen, Fingerhüte oder ein Set wilhelminischer „Kaisertassen“ mit Bartschutz: Ein extra eingefügtes Porzellan-Brückchen in der Kaffeetasse sollte den wohlgepflegten kaiserlichen Bart vor dem Milchschaum schützen. Stückpreis: 45 Euro. Dazwischen steht ein Polyphon mit Schallplatten aus Metallblech, das gut 2000 Euro wert ist.
Chipler hat alles, was er verkauft, in Kommission übernommen und erhält bei Verkauf eine Provision. „Wenn ich die Ware selbst kaufen müsste, könnte ich den Laden nicht betreiben“, schildert er. Erben kontaktieren ihn, um Nachlässe an den Mann zu bringen. „Man kennt mich in der Stadt inzwischen“, sagt Chipler. so dass er selbst kaum auf die Suche nach Nachschub gehen muss. „Ich suche mir aber genau aus, was ich nehme, ich verkaufe keinen Schrott, denn dafür bekomme ich nichts“, erläutert der Geschäftsmann. Nicht nur aus Frankfurt, sondern aus ganz Deutschland gelangen so seltene Unikate nach Sachsenhausen.
Wohl wegen Inflation ist’s ruhiger geworden
Was das teuerste Stück im Laden ist, will er lieber nicht verraten. Manches gehe auch ans Auktionshaus, wenn die Besitzer dies wünschten. Ins Sortiment gerät auch mal eine Kiste Fix- und Foxi-Hefte oder Donald-Duck-Taschenbücher aus dem eigenen Keller. „Die sind von meinem Sohn, wir müssen zu Hause Platz schaffen“, erklärt Chipler, der dreifacher Vater ist.
Zurzeit sei es ruhiger als üblich im Geschäft. Seit gut zwei Monaten hielten sich die Leute zurück, „wegen der Inflation traut sich niemand mehr, Geld auszugeben“, vermutet Chipler. Im Sommer erwartet der Antik-Fachmann wieder mehr Touristen. Die sind dann auf Sachsenhausen-Tour und entdecken den Antik-Laden zufällig.
Antik, Textorstraße 26, Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag 15 bis 18.30 Uhr, Dienstag und Donnerstag 16 bis 19.30 Uhr, Samstag 13.30 bis 17.30 Uhr