Betreiber von Zirkus beziehen illegal ihr Winterquartier

Vor einigen Wochen hat der Zirkus Delmonde sein Winterquartier an der Nidda aufgeschlagen. Wegen mangelnder Alternativen werden sie dort bis zum Frühling wohl auch bleiben müssen.
Es ist eine altbekannte Problematik, mit der sich die Stadt nun wieder beschäftigen muss: Ein Zirkus steht zum Überwintern auf einer Grünfläche, ohne Genehmigung, ohne Bleiberecht und erst Recht ohne die Perspektive auf eine Ausweichfläche. Diesmal ist es der Zirkus Delmonde, der seit einigen Wochen in Praunheim auf einer Wiese unweit der Nidda campiert. Zirkusbetreiber Tino Krämer (45) und seine Frau Jennifer Laumburger (35) sehen sich jedes Jahr aufs Neue mit der Frage konfrontiert, wo sie überwintern können – und vor allem dürfen. Meist campieren sie dann einfach irgendwo, da die Stadt ihnen keine Fläche anbieten könne. „Dass es keine Flächen gibt, ist totaler Quatsch. Man muss nur einmal ins Internet schauen, es gibt so viele ungenutzte Wiesen und Plätze in und um Frankfurt“, ist sich Jennifer Laumburger sicher. Dem Paar wäre es sogar völlig egal, wo sie und ihre sechs Kinder ihre Zelte aufschlagen könnten, „Hauptsache weiterziehen“ lautet der Wunsch der beiden.
Unterstützung
Strom und Wasser bezieht die Familie derzeit von der angrenzenden Flüchtlingsunterkunft. Laut Laumburger haben die dortigen Betreuer nach ihrer Anfrage Kontakt zur Stadt aufgenommen, diese wiederum habe die Mitnutzung durch den Zirkus Delmonde rasch genehmigt. „Diese Logik will einer verstehen. Wir dürfen Versorgungsmittel, die die Stadt zahlt, mitnutzen, aber eine Stellungnahme oder einen Lösungsvorschlag zu unserem Standort gibt es nicht“, so Laumburger. Im Vorjahr, als sie auf dem Park & Ride-Parkplatz in Bonames überwinterten, mussten sie gar gänzlich ohne Strom und fließend Wasser auskommen, da sie auch dort keine Genehmigung hatten.
Doch die Zirkusleute sehen sich noch von weiteren bürokratischen Hürden gebremst. Seit geraumer Zeit haben sie auch keine Genehmigung für Vorstellungen mehr. Dazu bräuchte es ein sogenanntes Baubuch. Die Verlängerung ihres vor einigen Monaten noch bestehenden Baubuchs haben Krämer und Laumburger versäumt, ein neues zu beantragen, kostete sie etwa 6000 Euro und nehme etwa sechs Monate Zeit in Anspruch, wie Laumburger erklärt. „Aber woher sollen wir die 6000 Euro nehmen, wenn wir keine Vorstellungen machen dürfen? Es ist ein Teufelskreis“, so die Mutter der Großfamilie. Über Wasser halten können sie sich derzeit nur mit gelegentlichen Kleinstvorstellungen in Kindergärten und Schulen.
Keine Lösung in Sicht
Auch Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamtes, sieht für die Problematik in naher Zukunft keine Lösung. Einige Beschwerden von Anwohnern seien bei ihm eingegangen. Das Amt sei dafür auch die richtige Adresse, da es verantwortlich für die Grünfläche sei. Nicht in seiner Verantwortung und schon gar nicht in seiner Macht liege jedoch, eine Ersatzfläche für den Zirkus zu finden. „Wir haben dieses Problem ja immer wieder. Es müsste eine grundlegende Lösung gefunden werden, das Liegenschaftsamt müsste eine entsprechende Fläche herrichten“, erklärt er. Dass dies geschehe, bezweifle er aber. „Damit würde ein Dominoeffekt ausgelöst. Man müsste dann jedem Zirkus, der in die Stadt kommt, eine Fläche anbieten. Das ist logistisch kaum möglich“, so Heldmann.
Für Jennifer Laumburger und ihre Familie bedeutet das, dass sie weiterhin gezwungen sind, illegal zu campieren. An die Familie selbst, so Laumburger, seien aber noch keine Beschwerden gerichtet worden. „Wir tun ja keinem was. Die Anwohner können auch gerne bei uns vorbeikommen, sich die Tiere ansehen und sich mit uns unterhalten“, sagt sie.
Der Ortsbeirat 7 wird das Thema heute, Dienstag, in der Sitzung um 19.30 Uhr im Sozial- und Rehazentrum West, Alexanderstraße 94-96, auf Antrag der SPD diskutieren.