Die Villa des Bierkönigs ist Geschichte - Schubert-Villa in Frankfurt abgerissen
Die Villa des Bierkönigs steht nicht mehr. Auf dem ehemaligen Henniger-Areal in Frankfurt-Sachsenhausen sollen nun Wohnungen entstehen.
Frankfurt - Die Schubert-Villa, das im verwunschenen Garten gelegene private Anwesen des 2010 verstorbenen, letzten Henninger-Inhabers und Ehrenbürgers von Frankfurt Bruno Schubert, steht nicht mehr. Das Gebäude am Wendelsweg 70 wurde in den vergangenen Wochen abgerissen. Die Gartenmauer am Wendelsweg ist teilweise verschwunden, das Eingangstor und der Rest der Wand sind marode und mit Graffiti verschmiert. Vom Bauzaun am Bürgersteig aus reicht der Blick weit hinein ins Gelände, vom Haus ist nur noch ein Steinhaufen zu sehen. Außerdem eine übergroße Überwachungsanlage mit mehreren Kameras auf einem Kran, vor der draußen am Tor per Transparent gewarnt wird.
Das Gelände, das seit dem Ende der Henninger Brauerei der Mannheimer Actris AG gehört, wird neu bebaut - Wohnungen sollen dort entstehen. Mehrere Wohnhäuser sollen zur Straße hin errichtet werden. Wie viele es genau sein werden, ist noch nicht klar: „Wir sind in einer frühen Phase der Bauberatungen“, sagt Marcus Gwechenberger, Referent im Stadtplanungsamt. Möglich laut Bebauungsplan wären viergeschossige Gebäude, ähnlich wie in den Stadtgärten auf dem Rest des Areals. Bauherr ist der Unternehmer Dietmar Hopp, Inhaber der Actris.
Schubert-Villa in Frankfurt abgerissen: Mehrere Wohnhäuser auf Ex-Henninger-Areal sind geplant
Im hinteren, von der Straße abgelegenen Teil soll der Garten wieder hergerichtet und zum Park umgestaltet werden. „Wir hoffen, dass der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann“, sagt Gwechenberger. Der Garten mit dem großen alten Baumbestand steht unter Denkmalschutz. „Zumindest zeitweise soll es möglich sein, dass der Park für jedermann geöffnet ist“, so der Referent.

Bruno Schubert war in der Villa im Oktober 2010 im Alter von 90 Jahren gestorben. Weil der Verdacht bestand, dass seine 60 Jahre jüngere Frau Meharit Mitschuld an seinem Ableben hatte, wurde jahrelang gegen sie ermittelt. Sie soll den kranken Ehemann im letzten Monat seines Lebens nur unzureichend mit Flüssigkeit versorgt haben. Die Witwe musste letztlich nicht vor Gericht, weil das Schwurgericht den Verdacht auf versuchten Totschlag aus Habgier als nicht als hinreichend belegt ansah.
Somit ist das letzte verbliebene Gebäude auf dem alten Brauerei-Areal Geschichte. Der Henninger Turm wurde 2013 abgerissen, mit ihm sämtliche Betriebsgebäude. Nur noch die Villa Henninger nebenan, 1875 als Kontorhaus errichtet, erinnert noch an die einstige Großbrauerei. Sie wurde restauriert und wird seit 2019 gewerblich vermietet. In den Stadtgärten wurden 750 Wohnungen und ein Kindergarten gebaut.
Die Schubert-Villa und der dazugehörige Garten standen seit dem Tod des Unternehmers leer. Hinter Zaun und Mauer war die vergangenen Jahre nur dichtes Grün zu sehen, das Tor blieb fest verschlossen. Nachbarn und Passanten fragten sich, was wohl aus dem Anwesen wird. Jahrzehntelang hatte Schubert, der Generalkonsul der Republik Chile war, dort viele Gäste aus Stadt und Politik empfangen und Feiern ausgerichtet.
Die Villa des Bierkönigs ist Geschichte: Undurchdringliches Dickicht in Frankfurt-Sachsenhausen
So undurchdringlich wie das Dickicht im Garten der Villa waren dennoch Schuberts Geschäfte, das Ausmaß an Steuerhinterziehung und die Frage nach der Höhe des Erbes, die die Ermittler umtrieb. Der „Bierkönig“ hatte die alteingesessene Henninger-Brauerei 1979 an Reemtsma verkauft und eine dreistellige Millionensumme dafür erhalten, die ihm seither einen luxuriösen Lebensstil ermöglichte.
Der Mäzen gründete in den 1980er Jahren aber auch eine Umweltstiftung, zusammen mit seiner ersten Frau Inge. Die Stiftung verleiht bis heute alle zwei Jahre einen mit rund 70 000 Euro dotierten Umweltpreis. Zeit seines Lebens setzte Schubert sich für Tier- und Umweltschutz ein, war Mitbegründer des WWF Deutschland und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. (Stefanie Wehr)