Bildungspaten suchen Verstärkung

Unterstützung für Schüler soll auf Schule am Ried ausgeweitet werden.
Gabi Roth wird mit offenen Armen in der Schule am Mainbogen empfangen. Eine Schülerin bekommt ein breites Lächeln, als sie Roth auf dem Schulflur sieht. „Gabi!“, ruft sie und drückt die Bildungspatin ganz fest. Auch Roth lacht mit Mund und Augen und dem ganzen Gesicht. Die Schülerin geht vorfreudig wieder ins Klassenzimmer. Und das am Freitagnachmittag, nach Schulschluss und bei bestem Schwimmbadwetter.
32 Helfer für rund 40 Schüler
Die Fechenheimer Bildungspaten wollen wachsen. Seit mehr als zehn Jahren helfen sie Schülern dabei, die deutsche Sprache zu erlernen, sich zu integrieren und die Schule als einen Ort zu erleben, an dem gute Dinge passieren. An der Schule am Mainbogen und an der Konrad-Haenisch-Schule betreuen die 32 Freiwilligen insgesamt rund 40 Schüler aus Intensivklassen, also Klassen, in denen Schüler, die neu in Deutschland sind, zunächst die deutsche Sprache lernen. Und sie wollen ihr ehrenamtliches Engagement ausweiten
„Wir haben Gespräche mit der Schule am Ried geführt. Auch dort würden wir ein paar wenige Schüler unterstützen“, sagt Roth. Sie ist so etwas wie die Cheforganisatorin bei den Bildungspaten. Nach den Sommerferien könnte es losgehen. Nur: Den Bildungspaten fehlen ehrenamtliche Helfer. Vereinzelt arbeitet schon ein Pate mit zwei Kindern gleichzeitig. So soll das nicht sein. „Ein Kind, ein Pate, eine Stunde“ ist das Motto der Gruppe und daran wollen die Paten festhalten. Warum, das sieht man im Klassenzimmer.
Da stecken unter anderen die elfjährige Sakina und die 82 Jahre alte Helga Rautenberg ihre Köpfe zusammen über einem Arbeitsbuch. Ursprünglich hatte Rautenberg mit der Schülerin einen kleinen Aufsatz schreiben wollen. Aber dafür ist es zu heiß. Nun suchen sie auf dem Wimmelbild einer Straßenszene, was darauf nicht stimmt. Die ältere Frau - die meisten Ehrenamtlichen sind Senioren - und das junge Mädchen wirken vertraut wie ein altes Ehepaar mit eingefahrenen Routinen. „Da! Der Hase an der Hundeleine. Das stimmt doch nicht“, sagt Rautenberg. Die Schülerin wiegt den Kopf. „Einen Hasen an der Leine habe ich schon gesehen.“ „Nee, schau mal in der Lösung nach“, sagt die Bildungspatin. Die Schülerin schaut nach. Die Bildungspatin liegt falsch. „Schon wieder hast du Recht.“ Rautenberg schüttelt den Kopf.
In diesem kurzen Austausch zeigen sich die Grundsätze der Bildungspaten. Patin und Schülerin begegnen sich auf Augenhöhe. Deutsch wird oft spielerisch gelernt. Zwischen Pate und Schüler entsteht ein Vertrauensverhältnis. Damit das nicht missbraucht wird, treffen sie sich zu festen Terminen in der Schule, stets zusammen mit den anderen Paten und Schülern.
Da könnten Lehrer neidisch werden
„Die Begegnung ist mit das Entscheidende bei den Bildungspaten“, sagt Interims-Schulleiter der Schule am Mainbogen Martin Ostmann. Er betont die Wertschätzung, die die Bildungspaten den Schülern entgegenbringen - und umgekehrt. Dass „gesellschaftliche Gewinner“ den Schülern eine Stunde ungeteilte Aufmerksamkeit geben, das helfe vor allem introvertierten Kindern, sich zu öffnen. Und das Ergebnis spreche für sich: „Es ist Freitagnachmittag und die Schüler sind freiwillig noch da. Da könnte man als Lehrer fast eifersüchtig werden“, sagt der Schulleiter.
Pädagogen oder von irgendeinem Fach müssen die Paten nicht sein. „Ich kann auch nicht perfekt Grammatik, aber darum geht es nicht“, sagt Roth. Die Bildungspaten arbeiten daher eng mit den Lehrern der Intensivklassen zusammen. „Sie entscheiden am Schuljahresanfang aus pädagogischer Sicht, welche Kinder an unserem Programm teilnehmen“, erklärt Roth. „Und am Morgen jeden Tages, an dem wir in der Schule sind, schreiben sie, welche Kinder da sind.“
Eine der Lehrerinnen ist Alla Kilischekov. Sie berichtet, Schüler im Programm verließen schneller die Intensivklassen. „Einige besuchen schon den Gymnasialzweig.“ Sie würde mehr Schüler anmelden. Und Schulleiter Ostmann meint, „nicht nur Schüler aus Intensivklassen würden davon profitieren“. Friedrich Reinhardt
Die Bildungspaten unterstützen
Wer sich mit engagieren möchte, kann sich bei Gabi Roth unter 0151/ 50 52 67 55 melden oder per Mail an gabi--roth@web.de