Bis zum Neubau der Frankfurter Omegabrücke können Jahre vergehen – Bürger mit Sorgen

Der Frankfurter Verkehrsdezernent nennt Details zur Zukunft der gesperrten Omegabrücke. Der Abriss könnte schon in wenigen Wochen beginnen.
Frankfurt – Als Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) auf der Sitzung der Ortsbeirates 6 (Frankfurter Westen) in der Bolongarostraße zu seiner Erklärung anhebt, hat sich die Neuigkeit vom Abriss der Omegabrücke in Frankfurt längst wie ein Lauffeuer verbreitet. So ist der kurzfristig auf Initiative der stellvertretenden Ortsvorsteherin Birgit Puttendörfer (SPD) eingeladene Stadtrat bemüht, zuerst das Positive herauszustellen: Im Gegensatz zum tragischen Brückeneinsturz in Genua im Jahr 2018, aber auch zum gerade wegen eines 15 Meter langen Risses in der Decke gesperrten Gotthard-Tunnels seien die Mängel am Bauwerk in Griesheim „aufgefallen - und es ist noch nichts passiert“.
Das Problem kleinreden wolle er allerdings nicht und räumt ein: „Damit hatten wir bei dieser Brücke nicht gerechnet“. Denn immerhin sei die 1979 erbaute Omegabrücke ja 2015 saniert worden - „wenn auch nicht statisch“. Und ihre Lebenserwartung sei nach einer statischen Neuberechnung auf 20 bis 25 Jahre veranschlagt worden. Im Juni dieses Jahres seien dann bei einer regulären Brückenüberwachung „nicht erklärbare Risse“ festgestellt worden. Bekanntermaßen reagierte die Stadt zunächst darauf, indem sie das Bauwerk für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sperren ließ. Ein mit der Brücke seit Jahren vertrauter Gutachter sei dann zur Erkenntnis gekommen, dass die Lastfähigkeit nicht mehr garantiert sei. „Wenn der nein sagt, habe ich keine andere Wahl“, betont Siefert - so sei die Entscheidung für die Sperrung ohne Alternative gewesen.
Omegabrücke in Frankfurt: Metall korrodiert von innen
Die genauen Ursachen würden noch erforscht, feste stehe aber mit großer Wahrscheinlichkeit: „Im Stahl der Brücke ist ein sogenannter kristalliner Korrosionsprozess vonstatten gegangen“. Anders als beim bekannten Rostprozess von außen verändere sich hier das Metall von innen.
Diese Korrosion habe „die blöde Eigenschaft, dass sie lastunabhängig ist“. Sprich: Es sei völlig egal, wer und wie viele noch drüber laufen und fahren - „am Ende fällt die Brücke einfach spontan zusammen“. Ohne Sanierungsmöglichkeit aber bleibe nur ein Abriss. Der wiederum - Siefert spricht auch hier von einer „guten Nachricht“, lasse sich rasch, ohne den Aufwand einer monatelangen europäischen Ausschreibung in die Wege leiten. Denn wegen der unmittelbaren Bedrohung von Menschenleben könne er einen sogenannten „Notrückbau“ anordnen. „Wir können nun freihändig eine Fachfirma suchen, die diese Brücke abreißen wird - zumindest erstmal in dem Bereich, in dem sie über die Bahn drüber geht.“ In den nächsten Wochen sei es so weit. Nach dem Abriss könnten die Bahnlinien wieder geöffnet werden.
Bis dahin gebe die Deutsche Bahn „ihr Bestes“, vor allem mit der Taktverstärkung der S 2 zwischen Griesheim und Niedernhausen. „Das ist natürlich ein kleiner Trost, da die ja nur in der Hauptverkehrszeit fährt“, räumt er ein. Andere Alternativen bis zum bevorstehenden Abriss der Brücke, etwa in Form von Bus oder Straßenbahn, sähen sich die Verantwortlichen derzeit an. Weniger optimistisch klang der Verkehrsdezernent, als er auf das Thema Brückenneubau kam.
Bürger formulieren viele Sorgen wegen Omegabrücke in Frankfurt
Sie werde nach den schlechten Erfahrungen sicherlich in anderer Bautechnik errichtet. Ein Planfeststellungsverfahren sei hier im Gegensatz zum Brückenabbruch wohl unumgänglich. „Und das ist keine Sache von einem Jahr“, räumte er ein.
Das war nicht dazu angetan, die Sorgen der Bürger zu dämpfen, die zahlreich zum öffentlichen Teil der Sitzung erschienen waren. Eine lautet: Wenn die S-Bahn wieder regulär fahre, werde sich der Verkehr vor dem Bahnübergang an der Elektronstraße noch stärker stauen als bisher. Auch die Befürchtung, dass sich die seit Jahren aufgeschobene Sanierung des Griesheimer Bahnhofs nun erneut verzögere, konnte Siefert nicht pulverisieren: „Ich hoffe nicht - kann es aber nicht versprechen“, erwiderte er. (Michael Forst)