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Bittere Tränen und die Lieder von Bob Dylan

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Von: Matthias Bittner

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Das Ensemble des Kellertheaters - von links: Jenny Strom, Lotte Fiebig, Vera Bernhardt, Volker Schneider, Anastasia Funk und Doris Enders -spielt „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ FOTO: Tom Veit
Das Ensemble des Kellertheaters - von links: Jenny Strom, Lotte Fiebig, Vera Bernhardt, Volker Schneider, Anastasia Funk und Doris Enders -spielt „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ © Kellertheater

Kellertheater in der Mainstraße startet mit Fassbinder-Klassiker in das neue Jahresprogramm

Mit „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ startet das Kellertheater ins neue Jahr. Das Stück von Rainer Werner Fassbinder war 1972 zum ersten Mal im Kellertheater aufgeführt worden. Im gleichen Jahr erschien der gleichnamige Film unter Fassbinder-Regie, die Adaption (Peter von Kant) von Regisseur François Ozon war der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale.

Amour fou und die Folgen

20 Mal stehen die Darsteller bis Ende April im Kellertheater mit dem Stück auf der Bühne. Regie bei der Neuaufnahme führen Daniela Vollhardt und Esther Garcia.

Erzählt wird die Geschichte der erfolgreichen Modeschöpferin Petra von Kant. Sie verliebt sich in das Model Karin Thimm, das sie bei sich wohnen lässt und ihr auch zu einer äußerst aussichtsreichen Karriere verhilft. Die leidenschaftliche Amour fou mündet in ein unbarmherziges Spiel um Liebe und Macht, Besitzanspruch und Unterwerfung, in dem Petra von Kant verzweifelt um die Kontrolle über ihr Leben und ihre Beziehungen kämpft und nach der bedingungslosen

Liebe sucht.

Eine Besonderheit der Neuaufnahme verrät Daniela Vollhardt: Mit Doris Enders steht eine Darstellerin auf der Bühne, die bereits vor 50 Jahren bei der Erstaufführung im Kellertheater mitgewirkt hatte. 1972 hatte Enders das Model Karin Thimm gespielt, ein halbes Jahrhundert später übernimmt sie nun die Rolle von Valerie von Kant, die die Mutter von Petra ist. Damit hat Doris Enders eine Gemeinsamkeit mit Schauspielerin Hanna Schygulla. Die Lieblingsschauspielerin von Fassbinder hatte 1971 in seinem Film die Rolle des Models übernommen, in der Adaption (Peter von Kant) mimt auch sie wie Doris Enders im Theaterstück die Mutter. Das sei eine sehr interessante Parallele, ist Vollhardt verblüfft und verzückt zugleich. Es schließe sich durch diese Parallele quasi ein Kreis zwischen Berlin und Frankfurt, zwischen Film und Theater. Vollhardt hat den Film von Regisseur François Ozon Anfang Februar bei der Berlinale gesehen. Und er hat ihr gefallen.

Musik ist dann Trumpf am Samstag, 8. Januar, wenn Singer-Songwriter Dumitru Coitan um 18 Uhr mit seinem Programm „Locatie“ auftritt. Als er im Alter von zwölf Jahren sein Heimatland Moldawien verließ, fand er die Musik als Freund für sich, um mit der anfänglichen Entfremdung und dem Neuanfang in Deutschland zurechtzukommen. Mit seinem Debütkonzert „Locatie“ lädt der Singer-Songwriter das Publikum zu einer Reise zu den verschiedenen Standorten seines Lebens ein. Zu hören sind Coverversionen von Johnny Cash, David Bowie, Bob Dylan und von Bands wie Nirvana, Fleetwood Mac und The Doors, aber auch selbst geschriebene und selbst komponierte Lieder, die sich mit dem Thema Heimat beschäftigen.

Werke von Beethoven bis Schumann erklingen eine Woche später, 15. Januar. Unter dem Stichwort „Klassik im Keller“ werden sie vom Pianisten Aristoteles Papadimitriou präsentiert. Papadimitriou, 1993 in Athen geboren, schloss an der Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst sein Bachelor- und sein Masterstudium ab. Ein Stipendium ermöglichte ihm ein weiteres Studium an der „Ecole Normale de Musique de Paris“.

Fünf Mal fällt der Vorhang im Januar für „Iphigenie Königskind“ nach „Iphigenie in Aulis“ von Euripides. Es ist das erste Stück einer Triologie zum Thema Identität und Entwicklung von Kindern in Auseinandersetzung mit Erwachsenenmacht.

Die griechische Flotte unter Agamemnon ist auf dem Weg nach Troja, um die Entführung der schönen Helena, einer Schwägerin Agamemnons zu rächen. Menelaos, der Bruder Agamemnons und Ehemann Helenas, will seine Frau zurück. Aber der Krieg kann nicht beginnen, denn die Griechen sitzen wegen anhaltender Windstille in Aulis fest. Als Pfand für die Weiterfahrt und die Eroberung Trojas soll Agamemnon seine Tochter Iphigenie auf dem Altar der Göttin Artemis opfern. Die erste Vorstellung ist am 20. Januar.

„Eine Stunde Ruhe“ heißt die zeitgenössische Komödie, die ab Februar gespielt wird. Michel - bürgerlicher Mittelstand, geordnete Welt - mit Liebe zum Jazz, schwärmt seit seiner Jugend für die Schallplatte „Me, myself and I“ und hat sie nach Jahren des vergeblichen Suchens auf dem Flohmarkt gefunden. Überglücklich stürmt er nach Hause, um sie sofort zu hören. Und er sehnt sich nach einer Stunde Ruhe, was ihm jedoch verwehrt bleibt.

Versteigerung für einen guten Zweck

Während der Aufführungen von „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ hängt übrigens ein Foto des Kellertheater-Ensembles im Café der kleinen Bühne. Nach Angaben von Daniela Vollhardt wird dieses und ein Bild aus dem Bühnenbild nach der letzten Vorstellung für einen guten Zweck versteigert. Diese ist am 22. April um 20.30 Uhr. bit

Karten und Programminfos

gibt es online unter www.kellertheater-frankfurt.de. Das Kellertheater ist in der Mainstraße 2.

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