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Mit Blumenkästen gegen das Insektensterben in Bonames

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Bonameser Naturschützer statten Fensterbretter im Stadtteil mit prall gefüllten Blumenkästen aus und kämpfen damit gegen das Insektensterben an. Auf die Hilfe der Politik wollen sie sich nicht verlassen.

Trotz der Tempo-30-Zone Am Burghof in Bonames halten sich nur wenige Autofahrer ans Geschwindigkeitslimit in der engen Gasse im alten Ortskern. Reste der historischen Stadtmauer finden sich entlang der Straße, idyllische Hofreiten. Doch das bringt keinen dazu, seinen Fuß vom Gas zu nehmen, um die Dorfkulisse zu genießen.

Kai Mack und seine Mitstreiter vom Naturschutzverein Bonames wollen daher das Unterbewusstsein der Verkehrsteilnehmer beeinflussen: Nach und nach wollen sie Fensterbretter Am Burghof mit üppig gefüllten Blumenkästen ausstatten. „Wir hoffen, dass eine Verschönerung der Straße entschleunigend wirkt. Durch ein Elsässer Blumendorf rast schließlich auch keiner“, sagt Mack.

Die tiefenpsychologische Wirkung auf Autofahrer soll aber nur ein positiver Nebeneffekt der Blumenkästen sein. Die bunte Blüten- und Kräuterpracht in den Kästen soll Bonames ab sofort insektenfreundlicher machen. Die kleinsten Bewohner des Stadtteils sollen darin Nahrung und Zufluchtsstätten finden, da viele private Gärten dies nicht mehr bieten. „Viele haben ihre einst blühenden und lebendigen Gärten in sterile Öden verwandelt, in denen kaum noch was kreucht und fleucht. Pflegeleicht soll alles sein, aber das geht auf Kosten der Natur“, sagt Mack. Noch schädlicher jedoch für Insekten ist die exzessive Landwirtschaft. Dünger und Pestizide sind laut Experten hauptsächlich für das Insektensterben verantwortlich, das in den letzten Monaten viele Schlagzeilen machte.

Den Samstagnachmittag über verschönert der Naturschutzverein Bonames mit den Blumenkästen Häuser Am Burghof. Zuvor wurden Anwohner und Hausbesitzer von den Umweltfreunden gefragt, ob sie Teil der Aktion sein wollen. Wer zustimmte, dem maß der Verein die Fensterbretter aus und stellte ihm einen gefüllten Blumenkasten zur Verfügung. Selbst tätig werden oder für die bunte Pracht zahlen muss keiner der Teilnehmer. „Aber wir freuen uns natürlich über eine kleine Spende“, sagt Mack Frau Natalie, die sich zuvor ausführlich damit beschäftigt hat, welche Blumen und Kräuter Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und andere Insekten bevorzugen.

Kräuter bevorzugt

So sind es oft nicht die buntesten Blüten, die Kleinsttiere attraktiv finden. Wie Natalie Mack berichtet, lieben Insekten vor allem Kräuter, die auch Menschen gerne riechen: „Minze, Thymian und Lavendel zum Beispiel. Damit baut man dann nicht nur was für die Natur und fürs Auge an, sondern auch für den eigenen Salat.“ Ihr Wissen möchte sie im zweiten Schritt auf dem Weg zu einem insektenfreundlicheren Bonames mit den Menschen im Stadtteil teilen. Anwohner sollen dann beraten werden, wie sie ihre Gärten zu lebenswerteren Orten für alles machen, was summt und brummt.

Aber dass einzelne Bürger von sich aus etwas für Insekten tun, darauf wollen die Bonameser Naturschützer nicht warten. Mack schätzt, dass sich viele Menschen von den Horrorszenarien in die Medien beeinflussen lassen und resignieren. „Wer ständig nur mit der Klimakatastrophe, der Vermüllung der Meere oder dem Insektensterben konfrontiert wird, der denkt, dass eh alles zu spät ist. Um seinen Vorgarten möchte man sich dann nicht mehr kümmern“, macht er klar. Auch auf die Politik wollen sich die Mitglieder vom Bonameser Naturschutz nicht verlassen.

„Man hört nichts mehr“

„Sehr enttäuscht sind wir vor allem von den etablierten Umweltschutzparteien. Früher waren sie mit acht Mann auf den Bäumen, wenn ein Feldhamster umgesiedelt werden sollte. Heutzutage hört man von denen seltsamerweise nichts mehr, wenn es nötig wäre“, kritisiert Mack.

Er und seine Mitstreiter hatten den Naturschutzverein Bonames vor zwei Jahren gegründet. „Wir wollten einen Gegenpol hier im Frankfurter Norden bilden und ein Zeichen setzen gegen Flächenversiegelung und den Rückbau landwirtschaftlicher Flächen wie Streuobstwiesen“, erzählt er.

Der Verein hat seitdem viel für Flora und Fauna im Stadtteil unternommen: Nistplätze für Vögel haben die Umweltschützer gebaut, Bachpatenschaften wurden vergeben und Naturwanderungen veranstaltet, um auf die ökologische Vielfalt im Stadtteil aufmerksam zu machen. Nun sollen es die kleinsten Bonameser besser haben. „Unser Traum ist es, Bonames in ein insektenfreundliches Blumendorf zu verwandeln“, hofft Natalie Mack.

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