Im Radisson Hotel nahe der Fundstelle der Bombe ertönt in den Morgenstunden ein Alarm. Die Menschen werden aufgeforert, das Hotel zu verlassen. „Es ist ein technischer Defekt aufgetreten. Bitte verlassen Sie das Gebäude“, dröhnt es auf Deutsch und Englisch. Im Dorea-Pflegeheim wird dagegen noch getanzt. Die Senioren warten auf ihre Evakuierung. Betreuer sorgen für gute Stimmung. Rettungswagen der Malteser und Johanniter stehen bereit. Feuerwehrkräfte stehen vor der Tür.
+++ 8.01 Uhr: Alexander Majenke vom Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt ist bereits vor Ort in Frankfurt. „Ich habe gut geschlafen und bin ganz normal beim Weckerklingeln aufgestanden“, sagt er.
„Diese 500-Kilo Weltkriegsbombe ist besonders brenzlig.“ Die Entschärfer können erst, wenn die Evakuierung komplett abgeschlossen ist, entscheiden, was sie tun werden. „Wir müssen erst den Dreck entfernen und den Zünder ansehen und das geht noch nicht.“ Jede Menge Sand ist bereits gestern angeliefert worden. Eine Sanstrahlentschärfung ist ebenso vorbereitet worden, wie jede andere denkbare Möglichkeit.
Wann die Leute in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren können, ist völlig offen. Angst hat Majenke nicht. „Nur großen Respekt und Konzentration.“
+++ 7.49 Uhr: Beim Dorea Altenpflege- und Pflegewohnheim Darea werden für die Bombenentschärfung in Frankfurt heute 161 Senioren evakuiert. Auch Betreuer müssen die Liegenschaft verlassen. Leiter Hans-Herrmann Rick erzählt, dass normalerweise 200 Personen hier wohnen. „Einige sind bereits bei Verwandten untergekommen. Die Johanniter haben seit Montag Tag und Nacht gearbeitet und ein leeres Hotel wiederbelebt. Ganz toll. Wenn die Senioren ankommen, gibt es sofort Frühstück. Wir haben an alles gedacht. Auch Plan B ist da. Notfalls mit Übernachtung.“
Die Feuerwehr ist bereits vor Ort, um die Senioren zu evakuieren. Bei der letzten ist das Seniorenheim verschont geblieben von der Evakuierung. Die Grenze lag direkt vor dem Gebäude.
Update vom Mittwoch, 12. Oktober, 6.53 Uhr: Mit Blick auf die geplante Bombenentschärfung am heutigen Mittwoch (12. Oktober) hat das Ordnungsamt der Stadt Frankfurt eine Allgemeinverfügung veröffentlicht.
Darin heißt es unter anderem: „In der Zeit von 09:00 Uhr bis zum Ende der Entschärfungsmaßnahme (voraussichtlich 18:00 Uhr), ist es verboten, sich in der rot markierten Evakuierungszone innerhalb und außerhalb von Gebäuden, auf Straßen, Wegen und Plätzen [...] aufzuhalten oder sie zu betreten. Daher haben alle sich dort aufhaltenden Personen diesen Bereich bis 8:59 Uhr zu verlassen.“ Bei Nichtbeachtung durch Anwohner oder andere unbefugte Personen „wird die Durchsetzung mittels unmittelbaren Zwanges“ angedroht.
Für Menschen, die von der Bomben-Evakuierung betroffen sind, hat die Stadt Frankfurt die Ballsporthalle geöffnet. Ab 8 Uhr können Betroffene hier ein provisorisches Dach über dem Kopf finden. Allerdings: „Ein zusätzliches Transportangebot aus dem Evakuierungsgebiet ist nicht vorgesehen. Die Ballsporthalle ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar“, wie es in der Allgemeinverfügung heißt.
Für mobilitätseingeschränkte Personen, die für die Dauer der Evakuierungsmaßnahme am heutigen Mittwoch (12. Oktober) einen Transport- oder Unterbringungsbedarf haben, gibt es jedoch die Möglichkeit, sich hier online oder beim Bürgertelefon der Feuerwehr unter 069-212-111 zu melden.
Erstmeldung vom Dienstag, 11. Oktober, 20.24 Uhr: Am Mittwoch (12. Oktober) ist es so weit. Die 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Montag im Stadtteil Frankfurt-Bockenheim gefunden wurde, soll entschärft werden. Bis 9 Uhr am Morgen müssen rund 20.000 Menschen das Areal zwischen Rebstockpark und Katharinenkreisel verlassen haben. Die zuständigen Sprengexperten rechnen mit einem aufwendigen Einsatz. Ob die Entschärfung tatsächlich gelingt, ist noch unklar.
Auf dem Twitter Kanal der Feuerwehr Frankfurt erklärte Alexander Majunke vom Kampfmittelräumdienst unlängst, man wisse noch nicht, welche Zündung sich an dem Sprengkörper befinde. Die Bombe sei derzeit noch mit Dreck verkrustet, den man erst entfernen könne, wenn die Sperrzone um den Fundort frei sei. Im Anschluss werden die Experten des Kampfmittelräumdienstes entscheiden, ob die Bombe per Hand- oder Fernentschärfung unschädlich gemacht wird, oder ob es zu einer Sprengung kommt.
Während sich Majunke und seine Kollegen um die Entschärfung der Weltkriegsbombe kümmern, wird der Verkehr im Evakuierungsbereich, der die Stadtteile Bockenheim und Gallus betrifft, ab 9 Uhr ruhen. Zahlreiche Bus- und Bahnlinien sowie auch die A648 sind von der vorübergehenden Sperrung betroffen. Die Stadt Frankfurt hat eine Liste der betroffenen Bus- und Bahnlinien veröffentlicht. Außerdem hält der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) seine Kunden per App und auf rmv-frankfurt.de über die Fahrplanänderungen auf dem Laufenden.
Die Stadt Frankfurt appelliert an die betroffenen Bürger, dem Aufruf nach Evakuierung Folge zu leisten. Niemand darf auf eigene Gefahr in seiner Wohnung bleiben. Im Zweifelsfall ist die Polizei befugt, Wohnungen zu räumen. Die Behörden erklären: „Bedenken Sie bitte, der Entschärfungsbeginn und damit auch das Ende aller Maßnahmen und Sperrungen, sind von einem schnellen und geordneten Ablauf der Evakuierung abhängig. Helfen Sie selbst mit, dass alles reibungslos verläuft und alle Maßnahmen schnell beendet werden können.“
Wie die Evakuierung vonstattengeht, und ob die Bombe entschärft werden kann oder doch gesprengt werden muss, erfahren Sie in unserem Live-Ticker. (Sabine Schramek/Paul Fürst/Nikolai Kuhnert/Florian Dörr/Niklas Hecht/Erik Scharf)
Bereits Anfang des Jahres wurde eine Bombe in Frankfurt gefunden und entschärft.