1. Startseite
  2. Frankfurt

Verbotsdiskussionen zum Trotz: Böller-Verkauf zu Silvester geht in Frankfurt ab wie eine Rakete

Erstellt:

Von: Thomas J. Schmidt

Kommentare

Die Frankfurter wollen es nach zwei Jahren Pause an Silvester wieder richtig krachen lassen. Doch an manchen Orten herrscht Böllerverbot.

Frankfurt - Seit gestern läuft der Verkauf von Feuerwerkskörpern auch in Frankfurt - erstmals seit drei Jahren. Denn in den beiden Vorjahren war die Silvesterböllerei wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

„Ich habe es vermisst“, sagt Arndt S., der eben aus dem Lidl in der Mainzer Landstraße kommt. Ein Batteriefeuerwerk und Raketen sind seine Ausbeute. „Da ist richtig was los.“

Den Einkaufswagen voll mit Feuerwerk: Frankfurt will es zu Silvester krachen lassen

In der Tat: Von den großen „Wühltischen“ im Lidl ist einer schon fast leergeräumt, und das um 12.30 Uhr am ersten Verkaufstag. Ob noch etwas im Lager ist? Familie Krämer verlässt eben den Markt, im Einkaufswagen fast nichts als Raketen und Böller. „Für die Kinder ist das Feuerwerk immer schön“, sagt Frau Krämer. „Wir haben schon befürchtet, wir bekommen nichts mehr.“ Die Familie hat eben rund 30 Euro ausgegeben für die Knallerei, und es wird sicher noch mehr werden.

Magdalena Idziak sucht Raketen aus. Ihr Sohn wird sich freuen, dass es endlich mal wieder Feuerschein und Lärm gibt am Jahresende. FOTO: rüffer
Magdalena Idziak sucht Raketen aus. Ihr Sohn wird sich freuen, dass es endlich mal wieder Feuerschein und Lärm gibt am Jahresende. © Rüffer

Gegenüber, bei Aldi, sind um 13 Uhr die meisten Wühltische abgeräumt. Eine Verkäuferin versichert: „Wir haben noch etwas im Lager. Was brauchen Sie denn?“ Nebenan, bei Rewe, steht eine Riesenmenge, aufgetürmt vor den Kassen. Wahrscheinlich eine oder zwei Euro-Paletten Material konnte man hier gestern erwerben: Raketen, Batteriefeuerwerk in mehreren Größen und gar ein geschätzt fünf Kilogramm schwerer Karton mit 80 „Superböller II“ für 13 Euro.

Das neue Jahr begrüßen: Frankfurter auf Schnäppchenjagd beim Feuerwerk

Hier sucht auch Magdalena Idziak Raketen aus. Sie ist mit ihrer Schwester hier. „Ich komme aus Düsseldorf, wir feiern hier, zusammen mit den Kindern.“ Ihr Sohn wird sich freuen, dass es endlich mal wieder Feuerschein und Lärm gibt am Jahresende. „Wir begrüßen das neue Jahr gerne so. Es gehört einfach dazu. Man muss nur nachher den Dreck wegräumen.“

Gestern waren noch Schnäppchen zu haben. Bei Lidl etwa „Bombette“ vom Hersteller Weco, ein Paket von ebenfalls gut fünf Kilo Gewicht und Ausmaßen von 50 auf 39 auf elf Zentimeter, gefüllt mit 60 Feuerwerksteilen. Der Preis betrug 30 Euro.

Baumärkte in Frankfurt verkaufen aus ethischen Gründen kein Feuerwerk

Das wird im nächsten Jahr teurer. Denn für Ware, die jetzt aus China geliefert wird, sind laut Feuerwerks-Fachhändler Chris Fritsch die doppelten Preise zu zahlen: Die Fabriken haben nicht produziert, die Schiffscontainer sind noch immer rar. Märkte, auch Supermärkte und Großhändler hingegen haben die Feuerwerkskörper in den vergangenen beiden Jahren eingelagert und bringen sie jetzt in den Verkauf, oft genug ohne spürbare Preiserhöhungen.

Keine Chance Geld auszugeben hat man hingegen in den Baumärkten Bauhaus, Globus-Baumarkt, Hornbach und manche Obi-Märkte, außerdem in der Drogeriekette Rossmann. Diese lassen sich Medienberichten zufolge das Geschäft aus ethischen Gründen entgehen: wegen der Gesundheit, der Umwelt und des Tierschutzes.

Böllerverbot am Eisernen Steg in Frankfurt von 21 Uhr bis 3 Uhr

Allerdings darf man die Böller nicht nur nicht schießen, sondern nicht einmal mitbringen, wenn man wie viele Frankfurter Mitternacht am Eisernen Steg verbringen will. Dort herrscht Böllerverbot von 21 bis 3 Uhr. Die Stadtpolizei ist unterwegs und kontrolliert auch den Tascheninhalt.

Auch Taschen mit mehr als drei Litern Inhalt sind verboten. Am Hauptbahnhof, den Bahnhöfen Höchst und Süd, an der Taunusanlage, der Hauptwache und der Konstablerwache gilt zudem vom 31. Dezember, 12 Uhr, bis zum 1. Januar, 9 Uhr, ein Waffenverbot.

Böllerverbot in der Innenstadt, am Main, vor Krankenhäusern und Altenheimen in Frankfurt

Die Bundespolizei erließ eine entsprechende Allgemeinverfügung und kündigte verstärkte Kontrollen an. Das Verbot bezieht sich auf das Mitführen von „gefährlichen Gegenständen jeglicher Art“, als Beispiele werden unter anderem Schusswaffen, Schreckschusswaffen und Messer genannt, es betrifft aber auch Feuerwerkskörper und Pyrotechnik. Mit anderen Worten: Wer in der Innenstadt oder am Main feiern will und mit der S-Bahn anreist, darf keine Knaller mitbringen.

Nicht neu hingegen ist das Feuerwerksverbot „in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen“, wie es die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz in Paragraf 23, Satz 1 bundesweit vorschreibt. Die Stadt hat aus finanziellen Gründen auch die „Lichtshow“ abgesagt, die als Alternative zum privaten Feuerwerk geplant war. (Thomas J. Schmidt)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion