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Bonameser Nordpark soll zum erlebbaren "Dschungel" werden

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?Richtig sexy? findet Thomas Hartmanshenn den Nordpark. Vor allem die urwüchsige Natur am Nidda-Altarm hat es ihm angetan.
?Richtig sexy? findet Thomas Hartmanshenn den Nordpark. Vor allem die urwüchsige Natur am Nidda-Altarm hat es ihm angetan. © Holger Menzel

Seit vielen Jahren liegt der Bonameser Nordpark brach, der östliche Teil ist längst verwildert. Nun will das Umweltamt genau das fördern – und die urwüchsige Natur für die Bürgerschaft erlebbar machen.

Zügig geht Thomas Hartmanshenn den Trampelpfad entlang durch den „Dschungel“, wie er den östlichen Teil des Bonameser Nordparks nennt. Der Leiter der Abteilung Umweltvorsorge des Umweltamtes biegt links ab, das Unterholz lichtet sich und gibt den Blick frei auf große Bäume, die am Ufer des Nidda-Altarms stehen. „Da drüben sitzt oft der Eisvogel“, erklärt Frieder Leuthold, der im Umweltamt das Projekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ betreut.

Er deutet auf einen umgestürzten Baum, dessen Äste über das Wasser ragen. Leuthold ist oft hier, denn neben dem Monte Scherbelino zwischen Oberrad und Neu-Isenburg ist der Nordpark, den die Nidda und ihr Altarm umschließen, einer der zwei Frankfurter Standorte des „Wildnis“-Projekts.

Vier Jahre ist es her, dass ein Runder Tisch sich überlegte, was aus dem Nordpark werden soll. Ende der 1990er Jahre war er angelegt worden mit einem Fußball- und Basketballplatz im Zentrum und Grillhütten im Osten. Letztere brannten ab, nur die Fundamente sind noch da. Längst ist alles zugewuchert, der Fußballplatz ist voller Kaninchenlöcher, der Gummibelag des Basketballplatzes kaputt. Der Grillplatz entstand an der Homburger Landstraße neu.

Frankfurt leitet Projekt

Damals war gerade der Altarm wieder mit der Nidda verbunden worden. Im Osten des zur Insel gewordenen Nordparks baute die Stadt eine Brücke nach Harheim. Und damals bewarb sich die Stadt auch für „Städte wagen Wildnis“. Drei Städte wählte die Bundesregierung aus: Hannover, Dessau-Roßlau und Frankfurt. In jeder Stadt begleitet ein Partner das Projekt wissenschaftlich, in Frankfurt ist dies das Senckenberg-Institut. „Wir haben die Leitung inne“, erklärt Hartmanshenn. Fünf Jahre lang läuft das 4,5-Millionen-Euro-Projekt, Frankfurt erhält 1,15 Millionen. Aber wieso ein Projekt starten, wenn der Ostpark sowieso verwildert? „Es gibt Leute, die sagen: ,Das sieht ja schlimm aus dort, räumt doch endlich mal auf.’ Wir wollen dem Ostpark den Nimbus der Verwahrlosung nehmen“, sagt Leuthold. Die Menschen sollen erkennen, welch hohen Wert unberührte Natur hat. Nicht nur als Biotop, sondern auch für die Naherholung.

Um den Großstadtbewohnern die Wildnis nahe zu bringen, will die Stadt hier Umweltbildung betreiben – ähnlich wie am benachbarten Alten Flugplatz Bonames. Vor allem Führungen und Kurse für Kinder, aber auch für Erwachsenen wird es geben.

Arten- und Biotopschutz

Ein Ziel ist dabei der „Arten- und Biotopschutz“, sagt Hartmanshenn. Freiräume für Tiere und Pflanzen sollen entstehen. Im Nordpark gebe es ideale Bedingungen, hat die Natur den Osten der Insel doch bereits erobert – und das durchaus vielfältig. „Eigentlich ist das hier eine feuchte Auenlandschaft. Aber rund um die früheren Grillhütten ist der Untergrund trocken, so dass hier andere Pflanzen wachsen“, erklärt Leuthold.

Anders ist das am Monte Scherbelino, einer früheren Mülldeponie, der seit über 20 Jahren saniert wird. Vor allem der Fuß des künstlichen Hügels sei eine Mondlandschaft, sagt Hartmanshenn. Hier lagerte der Müll, bevor er auf den Hügel kam, und zerfurchten schwere Fahrzeuge den Boden. Im Zuge von „Städte wagen Wildnis“ wird der frühere Mutterboden zurückgebracht. Danach soll die Natur das Gebiet zurück erobern. Doch nicht überall, denn auf einigen steinigen Brachen siedelten sich Flussregenpfeifer an. „Die stehen auf der roten Liste gefährdeter Arten“, sagt Leithold. Per Gesetz ist die Stadt verpflichtet, ihren Lebensraum so zu erhalten, wie er ist – ringsherum darf sich die Wildnis frei entfalten.

Ganz so einfach ist letzteres im Nordpark nicht überall, erklärt Hartmanshenn. „Wir müssen viele Menschen einbeziehen: Spaziergänger, Hundehalter, Grillplatznutzer, Sportler, Kleingärtner und Landwirte, die hier ihre Wiesen bewirtschaften.“ Denn sie alle dürfen das Gelände auch künftig nutzen. Aber auch mit dem Sport- und Grünflächenamt oder der Stadtentwässerung muss sich das Umweltamt noch genau absprechen.

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