Alles viel zu teuer: Aber das Berger-Straßenfest bleibt

Wegen hoher Kosten ist das Straßenfest in Frankfurt kaum noch zu finanzieren. Auf Sponsoren zu setzen, hält der Vorsitzende für nicht erfolgversprechend.
Frankfurt -Die gute Nachricht gleich vorab: Das Berger-Straßenfest steigt wie geplant am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Juni. Die weniger gute Nachricht: „Ob das Fest im kommenden Jahr stattfindet, ist unklar“, sagt Kaweh Nemati, Vorsitzenden der veranstaltenden Interessengemeinschaft Untere Berger Straße (IGUB).
Dass er sich überhaupt einmal Gedanken über eine mögliche Festabsage machen müsste, hätte er niemals gedacht. Doch drehe sich die Preisspirale so weiter, sei das Straßenfest einfach nicht mehr finanzierbar, sagt Nemati mit Blick auf Kosten für Strom, Müllabfuhr oder Sicherheitskräfte. Und er bedauert es sehr, dass mit dem Schweizer Straßenfest schon ein erstes Opfer der Entwicklung zu beklagen ist. Der Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße war das Risiko sich zu verschulden zu groß und zog mit der Absage des Festes die Konsequenz. Auch in Höchst wurde reagiert, das Schlossfest wird 2023 in einer etwas abgewandelten Form gefeiert: So gibt es beispielsweise keinen großen Kerbeplatz mehr.
Berger-Straßenfest in Frankfurt: „Gewinn finanziert die Interessengemeinschaft“
Auf dem Abschnitt zwischen Höhenstraße und dem Bethmannpark kann jedoch auch nur gefeiert werden, weil die IGUB einerseits den Rotstift angesetzt hat, einige Dienstleister wegen längerfristiger Verträge die Preise nicht oder nur moderat anheben konnten und andererseits die Wirtschaftsförderung der Stadt Frankfurt, das City-Marketing und auch der Ortsbeirat 3 (Nordend) andererseits einen Zuschuss zum Fest gewährt haben. „Hätten wir geplant wie 2022, hätten wir ein Defizit von gut 40 000 Euro eingefahren“, sagt Nemati. So aber kalkuliert er mit etwas Glück mit Null auf Null, im schlimmsten Fall mit nur geringem Minus.
Ärgerlich sei das trotzdem. Denn mit dem beim Straßenfest erzielten Gewinn finanziert die Interessengemeinschaft zu Weihnachten immer die Lichterkette in der Berger Straße. „Im vergangenen Jahr haben wir mit Blick auf die Energiekrise auf die Beleuchtung verzichtet, in diesem Jahr können wir uns das nicht mehr leisten“, sagt Nemati.
Hauptpreistreiber sind seinen Angaben zufolge in diesem Jahr die Kosten für Straßenreinigung und Müllabfuhr, berichtet der IGUB-Vorsitzende. Allein die Müllabfuhr sei im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent teurer geworden. Indem beispielsweise weniger Geld für Marketing ausgegeben oder geschickt nachverhandelt wurde und auch die Preise für Stände behutsam angehoben worden seien, habe man gegensteuern können. „Viele Möglichkeiten, den Gürtel enger zu schnallen, haben wir aber nicht mehr, weil wir schon immer sehr sparsam gewesen sind“, ist Nemati für die Zukunft etwas ratlos.
Das Berger-Straßenfest in Frankfurt: 120 Stände sind dabei
Noch mehr auf Sponsoren zu setzen, hält der IGUB-Vorsitzende für nicht besonders erfolgversprechend. „Das Berger-Straßenfest ist das zweitgrößte Straßenfest in Frankfurt. Da müsste man ja meinen, dass Sponsoren Schlange stehen. Tun sie aber nicht, meist geht auch eher um kleinere Beträge“, sagt Nemati.
Die Künstlergagen jedenfalls bleiben tabu. „Ich weigere mich, den armen Künstlern, die froh sind, dass sie überhaupt auftreten können, noch etwas wegzunehmen“, sagt Nemati. Vor allem auf der Hauptbühne am Merianplatz werden an den beiden Veranstaltungstagen wieder zahlreiche Bands aller Musikrichtungen auftreten. Insgesamt sind auch wieder mehr als 120 Stände auf der Festmeile zwischen Höhenstraße und Bethmannpark aufgebaut. Gefeiert wird übrigens am Samstag, 3. Juni, von 13 bis 1 Uhr, am Sonntag haben die Stände bis 22 Uhr geöffnet. Die Aufbauarbeiten beginnen wie immer bereits am Freitag. (Matthias BIttner)
Zuletzt hatte der Hessen Shop in Frankfurt-Bornheim nach fast 10 Jahren geschlossen.