1. Startseite
  2. Frankfurt

Waldbesetzer in Frankfurt: „Raucherplattformen“ gegen die Brandgefahr

Kommentare

Frankfurter Waldbesetzer hantieren bei akuter Waldbrandgefahr mit Feuer - zum Rauchen gehen sie daher auf eine extra angelegte Raucherplattform.

Frankfurt - Mit einem Bottich und einem Kanister Wasser will Zwille einen Lehmofen bauen. Ein olivfarbenes Tuch verdeckt ihr Gesicht, ihre Augen sehen jung aus, wie die einer 16-Jährigen. Über Name, Alter oder Herkunft reden die Waldbesetzer nicht. Der Fechenheimer Wald sei nicht der erste Wald, den sie besetzt hielten. Aber einen Lehmofen habe sie noch nie gebaut. Sie tritt mit der Schuhspitze in den Boden. "Die Erde ist hier sehr lehmhaltig." Mit Bottich und Wasser will sie den Lehm ausspülen. Den Rest erklärt Youtube, sagt sie.

Die Besetzer im Fechenheimer Wald blieben, auch als die Autobahn GmbH die Rodungen jenes Stück Walds verschoben hatte, das der Verlängerung der A66 zur zukünftigen Einfahrt zum Riederwaldtunnel im Weg ist. Die Stadt hat die Besetzung "als Ausdruck des politischen Protestes akzeptiert", erklärt Andrea Brandl vom Umweltdezernat. "Wir wollen die Lage nicht weiter eskalieren."

Waldbesetzer in Frankfurt: Umweltdezernat warnt vor Bränden

Während im September und noch im Mai die Böden auch nach Tagen ohne Regen feucht waren, warnt nun das Umweltdezernat vor Waldbränden. "Weggeworfene Flaschen und Glasscherben oder weggeworfene Zigarettenkippen können einen Waldbrand entfachen", schrieb das Dezernat vor einigen Tagen. Laut dem Deutschen Wetterdienst liegt der Waldbrandgefahrenindex heute auf Stufe 4 von 5, vor einer Woche lag er gar auf der höchsten Gefahrenstufe. Wie gehen die Waldbesetzer damit um?

In den vergangenen Monaten haben sie Plattformen und ein Dutzend Baumhäuser gebaut, dabei trifft man nie mehr als drei oder vier Aktivisten im Fechenheimer Wald. Wie viele Menschen den Wald besetzen lässt sich nicht verlässlich beziffern. Man bereite sich darauf vor, dass der Protest schnell wachsen könne, sagt Zwille. Zum Camp gehört etwa auch ein alter Herd, der mit Feuer betrieben wird. Und Zwille raucht Selbstgedrehte. "Wegen der Brandgefahr treffen wir Vorsichtsmaßnahmen", sagt sie.

Frankfurter Waldbesetzer: Mit Feuerlöscher und Rauchmelder im Wald

Bei Trockenheit werde auf "Raucherplattformen" geraucht, Orte, die von brennbarem Material, etwa Zweigen und Blättern, befreit seien. So auch an den Stellen, wo sie ihr Essen zubereiten. Außerdem hätten sie Feuerlöscher und einige Baumhäuser hätten Rauchmelder. Da die Aktivisten vorsorgen "und weil wir darauf vertrauen, dass die Aktivisten den Wald schützen und nicht abfackeln wollen", lasse die Stadt die Gruppe gewähren, sagt Brandl vom Umweltdezernat. Dazu sei man aber im Austausch mit der Autobahn GmbH, der Polizei, der Unteren Forstbehörde und den Klimaaktivisten.

Bei der zuständigen Unteren Forstbehörde in Groß-Gerau wisse man dagegen erst seit zwei Tagen, dass die Besetzer im Wald rauchen und mit Feuer hantieren, sagt Amtsleiter Klaus Velbecker. Durch eine Mail der Autobahn GmbH sei er informiert worden. Wer im Wald rauchen möchte, brauche eigentlich eine Genehmigung des Waldeigentümers und der Unteren Forstbehörde und seine Behörde habe nie eine ausgestellt. Das werde man unter diesen Umständen auch nicht. "Auch mit mehreren Feuerlöschern kann man bei dieser Trockenheit keinen Waldbrand eindämmen. Ein Funke reicht."

Forstbehörde: „Sind dazu verpflichtet, Gefahr vom Wald abzuwenden“

Am Montag will sich Velbecker eine Bild von der Lage machen und entsprechend reagieren. "Es geht uns nicht darum, ein Exempel zu statuieren. Wir sind nach dem hessischen Waldgesetz verpflichtet, Gefahr von dem Wald abzuwenden."

Einen Brand gab es schon. Im März brannte das Baumhaus an Waldrandweg neben dem Parkhaus Borsigallee ab. Ein Aktivist, der in dem Baumhaus schlief, wurde verletzt. Die Polizei mutmaßte in ihrer Mitteilung, dass ein kleiner Ofen die Brandursache war. Die Ermittlungen laufen noch.

Komplexe Baumhäsuer shaben Aktivisten im Fechenheimer Wald gebaut. Hier leben, kochen und rauchen sie auch bei 38 Grad Celsius und massiver Trockenheit. FOTO: reinhardt
Komplexe Baumhäuser haben Aktivisten im Fechenheimer Wald gebaut. Hier leben, kochen und rauchen sie auch bei 38 Grad Celsius und massiver Trockenheit. © Friedrich Reinhardt

Waldbesetzer: „Polizei sichert Bourgeoisie und die Produktionsverhältnisse“

Zwille geht davon aus, dass es ein Angriff auf die Aktivisten war. Der Ofen sei nicht benutzt worden. "Der Aktivist hatte nicht mal ein Feuerzeug dabei." In ihrer Vorstellung hätten "vielleicht Nazis" das Baumhaus angezündet. Und die Polizei ermittle nicht wirklich. "Die Aufgabe der Polizei ist es nicht, das Leben von Menschen zu sichern, sondern die Bourgeoisie und die Produktionsverhältnisse." Der Waldbrand am Sonntag, 17. Juli, zwischen Enkheim und der A66 werde nicht mit den Klimaaktivisten in Zusammenhang gebracht, sagt Brandl vom Umweltdezernat. (Friedrich Reinhardt)

In der Region Frankfurt kommt es wegen der hohen Temperaturen und der anhaltenden Trockenheit seit Wochen immer wieder zu Waldbränden. Zuletzt brannte beispielsweise der Wald in Kelsterbach – und das zum dritten Mal innerhalb von kurzer Zeit.

Auch interessant

Kommentare