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Brauner Matsch statt Grüne Soße

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Nicht nur im Entwässerungsgraben, sondern auch auf den Feldern von Reinhold Scondo und seinen Kollegen steht das Wasser. Die Kräuter für die Grüne Soße können sie hier nicht anbauen.  Foto: Faust
Nicht nur im Entwässerungsgraben, sondern auch auf den Feldern von Reinhold Scondo und seinen Kollegen steht das Wasser. Die Kräuter für die Grüne Soße können sie hier nicht anbauen. Foto: Faust © Michael Faust

Das Gärtnerdorf ist geflutet: Gewächshäuser und Felder für die Frankfurter Grüne Soße stehen in Oberrad zum Teil unter Wasser. Auch anderswo in Frankfurt leiden Landwirte unter dem vielen Regen.

Ein wenig war das Wasser bereits zurückgegangen, erklärt Reinhold Scondo. Er steht an dem Entwässerungsgraben, der sein Grundstück und jene der anderen Kräuterbauern im Norden Oberrads trocken halten soll. „Aber jetzt hat es wieder geregnet, das Wasser ist wieder gestiegen.“

Schuld an den häufigen Überschwemmungen sei die Stadtentwässerung, darin sind sich die Oberräder Kräutergärtner einig. Die vernachlässige seit einigen Jahren die Pflege des wichtigen Drainagegrabens, der quer durch die am tiefsten liegenden Felder verlaufe. „Der Graben wurde vor rund 120 Jahren angelegt, um die Grundstücke am tiefsten Punkt der Mainaue zu entwässern“, sagt Scondo. Ohne diesen Graben sei Landwirtschaft in Oberrad nicht möglich, sagt Rainer Schecker, der ausschließlich die Kräuter für die Frankfurter Grüne Soße anbaut. „Dann wäre das hier ein großer Sumpf.“

Früher habe die Stadt den Graben zweimal im Jahr reinigen lassen, sagt Scondo. „Vor zehn Jahren gab es einmal Hochwasser, ansonsten hatten wir nie Probleme.“ Doch immer seltener schneide die Stadt die am Graben wuchernde Vegetation zurück. „Und wenn doch, dann lassen die Arbeiter alles einfach am Graben liegen. Das verstopft dann jedoch den Abfluss.“ Der Graben sei auch voll mit Schlamm, erklärt Scondos Nachbar Norbert Keller. An einigen Stellen sei er so voll, dass das Wasser um den Schlamm herum fließe.

Seit drei Jahren kann Scondo deshalb sein Außengelände, das ein Drittel seiner Anbauflächen im „Gärtnerdorf“ ausmacht, nicht mehr nutzen. Ähnlich geht es Keller. „In unserem Gewächshaus kann man zurzeit Boot fahren“, ärgert er sich. Immer wieder verzeichneten die Oberräder Betriebe Totalschäden, ärgert sich Schecker.

Der Graben ist zugewachsen

Laut Scondo hatten die Kräterbauern mehrfach eine Reinigung des Grabens angemahnt. Die sei auch für Ende 2017 versprochen worden. Im Herbst gebe es immer trockene Phasen, in denen es leicht sei, den Schlamm zu entfernen. Doch nichts sei geschehen. Stattdessen sei der Graben an einigen Stellen komplett zugewachsen. „Erst jetzt, da es zu spät ist, kam eine Firma und schnitt die Pflanzen zurück.“

Den Vorwurf, die Stadt kümmere sich nicht um den Graben, weist Roland Kammerer, der Abteilungsleiter Abwasserableitung und Gewässer, Betrieb, Planung und Bau der Stadtentwässerung ist, zurück. „Wir kümmern uns kontinuierlich darum. Jedes Jahr beauftragen wir eine Firma mit Mäharbeiten.“ Im vergangenen Dezember habe die beauftragte Firma damit begonnen. Auch Sedimente würden immer wieder aus dem Graben entfernt.

Dass es entlang des Grabens keinen Wirtschaftsweg gebe, erschwere die Arbeit, sagt Kammerer. „Wir sind aber mit den Gärtnereien im Gespräch, um das zu ändern.“ Ohne diesen Weg sei die Reinigung reine Handarbeit, also sehr aufwendig. Hinzu komme, dass im November und Dezember viel Regen gefallen sei. Der Graben habe nur ein geringes Gefälle, so dass das Wasser nur langsam abfließen könne. Zudem dürfe die Stadt den Graben nicht mehr wie früher mit Betonelementen sichern, sondern sei verpflichtet, auch Entwässerungsgräben naturnah zu gestalten.

Pflanzen verfaulen

Der langanhaltende Regen trifft in Frankfurt die Oberräder Landwirte zurzeit am härtesten, erklärt Kreislandwirt Matthias Mehl. Aber auch im Norden der Stadt – Mehls Hof liegt in Nieder-Erlenbach – seien die Äcker vor allem in Senken durchnässt. „Wir gehen davon aus, dass wir auch im Frühjahr viele Stellen nicht mit dem Trecker befahren können.“ Raps und Wintergetreide seien längst ausgesät, nun drohten viele Pflänzchen zu ertrinken oder zu verfaulen. Zurzeit stehe keine Aussaat an, sagt Mehl. Damit aber im März etwa Zuckerrüben oder Salate ausgepflanzt werden können, müssten die Äcker bis dahin abtrocknen. Das passiere aber nur, wenn es sofort aufhöre, zu regnen.

Ein fast größeres Problem sei aber, dass es in diesem Winter bislang noch keinen Frost gab, sagt Mehl. Zum einen töte der Frost viele Schädlinge, die im Boden überwintern. Zum anderen breche er die Zellen jener Pflanzen, die zurzeit als Zwischenfrucht auf vielen Feldern stehen und die im Frühjahr untergemulcht werden, um den Boden mit Nährstoffen anzureichern. Der fehlende Frost erschwere das mulchen.

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