Brentano auf Probe: Petrihaus öffnet für einen Tag

Kleinod an der Nidda empfängt am Sonntag wieder Besucher - Verein sucht Ehrenamtliche
Das Wasser der Nidda rauscht, als es das Rödelheimer Wehr passiert, an dem in unmittelbarer Nähe das Petrihaus mit Blick auf den heutigen Brentanopark steht. Das architektonische Kleinod, das etwa um 1720 erbaut wurde, ist benannt nach seinem ersten Besitzer, dem Rödelheimer Bäckermeister Johannes Petri. Knapp 100 Jahre nach seiner Erbauung, im Jahr 1819 wurde es von Georg Brentano (1775 - 1851) erworben, dem ältesten Bruder von Clemens Brentano (1778 - 1842) und Bettine von Arnim (1785 - 1859) - zwei berühmte Literaten der Deutschen Romantik.
Leitmotiv der Romantik
Die Nähe zur Natur und zum Wasser, die zentrales Leitmotiv dieser Epoche sind, mag auch Georg Brentano einst dazu bewogen haben, das kleine Haus samt Grundstück für den stattlichen Preis von 1150 Gulden zu kaufen. Der in Frankfurt lebende Großkaufmann erwarb schon davor zahlreiche Grundstücke in Rödelheim, um dort einen Landschaftspark, den heutigen Brentanopark gestalten zu lassen. Das Gebäude selbst, das rund 100 Jahre zuvor noch als Fachwerkhaus errichtete worden war, ließ er in seinem Sinne umbauen.
Der Förderverein Petrihaus kümmert sich seit seiner Gründung 1998 darum, dass die Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden Kleinods erzählt wird und der Geist der Romantik, der darin zum Ausdruck kommt, weiterlebt. Das erste Stockwerk des kleinen Hauses beherbergt Gemälde - Porträts von Georg Brentano, seines Sohnes und seiner zwei Töchter, außerdem Porzellan, Grafiken und Möbel aus der Familie der Brentanos, die teils Leihgaben des Historischen Museums Frankfurt sind.
„Ganz neu in der Ausstellung“, so erzählt es Christine Mostert, Geschäftsführung des Vereins, „ist die Gipsbüste von Clemens Brentano, die von dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck stammt.“
Das Werk des in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr renommierten Berliner Bildhauers habe bis vor kurzem noch im Schloss Wiepersdorf in Brandenburg gestanden. „Da sind wir sehr stolz drauf, dass wir die bekommen haben.“
Zu klein, um dort zu wohnen
Die Gestaltung der Räume gibt den Besuchern einen Eindruck davon, wie es früher einmal genutzt wurde - als Ort der Erholung und des Rückzugs, jedoch nicht als typisches Wohnhaus, denn dafür war es für damalige Verhältnisse viel zu klein. Georg Brentano habe sich dort sogar einen Arbeitsraum einrichten lassen, weiß Rose-Maria Behboudi, die sich seit 2005 aktiv im Förderverein Petrihaus engagiert und Besucher durch die Räume führt. „Außerdem gibt es einen Salon in Rot-Weiß“, erzählt sie weiter.
Nächstes Jahr geht’s richtig los
Für die Öffentlichkeit ist das Brentano-Museum, wie es vom Förderverein genannt wird, lange nicht mehr zugänglich gewesen. Doch das soll sich ab dem kommenden Jahr wieder ändern. „Früher war es immer am letzten Sonntag im Monat geöffnet - außer im Dezember und Januar“, sagt Behboudi. Durch Corona sei das Angebot dann lange nicht mehr möglich gewesen. Bevor die Engagierten des Vereins wieder mit den monatlichen Öffnungszeiten in 2023 beginnen, starten sie an diesem Sonntag einen ersten Probelauf und öffnen das Petrihaus für Besucher.
„Wir suchen noch ehrenamtliche Helfer, die während der geplanten Öffnungszeiten in 2023 Aufsicht machen oder die gerne backen“, sagt Geschäftsführerin Christine Mostert.
Während zu diesem Anlass früher Kaffee und Kuchen im Erdgeschoss des Petrihauses angeboten wurden, in dem es auch Veranstaltungen wie Lesungen gab, verfügt der Förderverein seit 2019 über einen schlicht gehaltenen modernen Neubau, dem „Petrihaus-Atelier“, in dessen lichtdurchfluteten großen Raum nun sämtliche Veranstaltungen durchgeführt werden.
Alexandra Flieth
Die Öffnungszeiten
Das Petrihaus, Am Rödelheimer Wehr 15, öffnet am 9. Oktober von 13 bis 16 Uhr.Eintritt frei, Spenden werden gerne angenommen. Im Petrihaus-Atelier gibt es Getränke und Kuchen.
www.petrihaus-frankfurt.de