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Sie bringt den Krimi ins Viertel

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Fühlt sich im Brückenviertel wie zu Hause: Die Hanauer Autorin Heidi Gebhardt lässt eine ihrer Protagonistinnen in Sachsenhausen leben.
Fühlt sich im Brückenviertel wie zu Hause: Die Hanauer Autorin Heidi Gebhardt lässt eine ihrer Protagonistinnen in Sachsenhausen leben. © Christian Christes (CHRISTES)

Ihren ersten Krimi namens „Tante Frieda“ veröffentlichte die Hanauerin Heidi Gebhardt noch im eigenen Verlag. Inzwischen verlegt die Berliner Ullstein-Gruppe die beliebten „Hohe-Tanne-Krimis“. Jetzt ist mit „Frieda unter Verdacht“ ein neuer Band erschienen. Er spielt abermals im Brückenviertel in Sachsenhausen.

Obwohl sie in Frankfurt-Niederrad geboren wurde, fühlt sich Heidi Gebhardt im Sachsenhäuser Brückenviertel zu Hause. Hier verbrachte sie ihre Jugend und zog mit ihrem ersten Freund um die Häuser. Das kleine Viertel mit seinen Apfelweinlokalen und Boutiquen kennt sie inzwischen wie ihre Westentasche, die Altbauten schaut sie sich immer noch gerne von der Brückenstraße aus an. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Szenen in den Büchern der Krimiautorin in eben diesem Viertel in Sachsenhausen spielen.

„Eines Tages in einer der Altbauwohnungen wohnen, das wäre ein Traum“, sagt die Autorin. Eine, für die dieser Traum bereits Realität ist, ist Lena, eine der Protagonistinnen in Gebhardts „Hohe-Tanne-Krimis“. Lena ist die Nichte von Frieda, eine ältere Dame, die im teuren Hanauer Stadtteil Hohe Tanne lebt und trotz ihrer 86 Jahre auf eigene Faust auf Verbrecherjagd geht. Lena hilft ihr dabei. In Heidi Gebhardts drittem Buch, das ab sofort im Handel erhältlich ist, gerät Tante Frieda selbst in Erklärungsnot – und so heißt der 200-seitige Krimi „Frieda unter Verdacht“.

Ebbelwei und Törtchen

Wer die Krimis von Heidi Gebhardt liest, und sich in den Spielorten Hanau und Sachsenhausen ein wenig auskennt, der begibt sich auf eine Reise durch das eigene Gedächtnis. Angefangen beim Hanauer Freiheitsplatz und dem beliebten Kurpark in Hanau-Wilhelmsbad erscheinen auch immer wieder Sachsenhäuser Orte, die viele wohl selbst schon unzählige Male gesehen haben.

Wenn Lena, eine ständig klamme und erfolglose Grafikdesignerin, ihre Altbauwohnung in der Brückenstraße verlässt, um sich beim Bäcker ihres Vertrauens ein Brot zu kaufen, dann denkt der Sachsenhäuser Leser natürlich nicht an irgendeinen Bäcker, sondern an die „Bäckerei Hanss“ in der Brückenstraße. Und wenn Lena der Sinn nach etwas Süßem steht, dann muss sie nur ein paar Meter weiter gehen, wo sie beim „Portugiesen“ – im „Casa de Portugal“ – allerlei Küchlein und Törtchen kaufen kann.

Doch in der Regel hat Lena gar nicht genug Geld, um sich derlei Verköstigungen zu kaufen. Wenn Tante Frieda ihr beim letzten Besuch nicht genügend Essen in Tupperdosen mitgegeben hat, muss sich Lena „in einer Apfelweinkneipe in der Wallstraße“ ein kleines Zubrot verdienen. Ob es sich bei der Kneipe um das „Fichtekränzi“ oder die „Atschel“ handelt, verrät Heidi Gebhardt nicht. „Das ist der Fantasie der Leser überlassen. Je nachdem, wo sie lieber hingehen“, erklärt sie.

Was jedoch außer Frage steht, ist die Art der Getränke, die hier bestellt werden. Wenn etwa ein Tourist bei Lena ein Bier bestellt, ist ihre Antwort programmiert: „Hier gibt’s kein Bier, nur Äppler.“ Und wenn Lenas Waschmaschine kaputt ist – eine Reparatur kann sie sich nicht leisten – nimmt sie ihre schmutzige Wäsche entweder mit zu Tante Frieda, oder sie hat so viel Trinkgeld bekommen, dass sie nach ihrer abendlichen Schicht in der Kneipe noch ein wenig Kleingeld für den Waschsalon in der Wallstraße übrig hat.

Doch warum spielen Heidi Gebhardts Krimis zum Teil in Sachsenhausen? „Ich fühle mich hier auch nach so vielen Jahren noch wie zu Hause“, sagt die Autorin. „Sachsenhausen ist so lebendig, liegt mitten in der Stadt, ist aber dennoch ein Rückzugsort. Das mag ich.“

Ruhig ist es dort aber nicht immer. Und so kommt auch die Protagonistin Lena nicht an singenden und grölenden Junggesellenabschieden vorbei, die sie zum Kauf eines nutzlosen Gegenstandes aus dem Bauchladen überreden wollen. Doch für diese Gruppen hat Lena nun wirklich keine Nerven, muss sie doch ihre Tante Frieda aus den Fängen der Polizei befreien und ihre Unschuld beweisen.

Dunkle Vergangenheit

Heidi Gebhardt schließt mit „Frieda unter Verdacht“ an die spannende und doch heitere Erzählweise ihrer beiden vorigen Krimis an. Und doch ist diesmal etwas anders, die Geschichte reicht tiefer in Friedas Vergangenheit zurück und lässt dunkle Zeiten aufleben. „In meiner Recherche habe ich mich viel mit der Geschichte meiner Mutter beschäftigt. Sie hat den Krieg miterlebt und Schreckliches gesehen. Auch heute spricht sie noch nicht gerne darüber“, erzählt die Autorin.

Die Lebensgeschichte ihrer Mutter dürfte jedoch durchaus als Vorlage für die Vita ihrer Hauptfigur Tante Frieda dienen, da die beiden ungefähr im gleichen Alter sind. Gebhardt grub also tief in der Vergangenheit und fand Antworten bei der Freimaurerloge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ in Bayreuth.

Inwiefern die düstere deutsche Vergangenheit und mysteriöse Freimaurerlogen in Gebhardts Roman eine Rolle spielen, und ob Frieda tatsächlich selbst zur Mörderin geworden ist, darf der geneigte Leser nun selbst herausfinden...

Heidi Gebhardts Krimi „Frieda unter Verdacht“ ist ab sofort im Buchhandel für 9,99 Euro erhältlich.

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