Bücherbus braust am Stadtpfad vorbei

Nachfrage zu gering: Die 2005 aufgegeben Haltestelle wird nicht reaktiviert
Die Kalbacher fühlen sich abgehängt. Literarisch. Denn vom Bücherbus, der Fahrbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt, wird der dörfliche Stadtteil im Norden der Mainmetropole bereits seit fast 20 Jahren nicht mehr angefahren. Die ehemalige Station „Am Kalbacher Stadtpfad“ gibt es nicht mehr. Das wird auch so bleiben. Das teilte der Magistrat dem Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) nun in einer Stellungnahme mit.
Mit einem gemeinsamen Antrag hatten CDU und SPD darum gebeten, die Station wieder in die Bücherbus-Route aufzunehmen und damit den Service in Kalbach zu reaktivieren. Einstimmig hatte das Gremium die Anregung verabschiedet.
Zwar seien die Kinder im Stadtteil durch die Kinder- und die Schulbibliothek sowie den Leseclub der Grundschule „bestens versorgt“. Für Jugendliche und Erwachsene gebe es hingegen keine Möglichkeit, Bücher auszuleihen, so die Begründung der Antragsteller. Auf dem Riedberg sehe das allerdings anders aus - dort gebe es gleich zwei Stopps für den Bücherbus. Warum also nicht auch wieder zumindest einen Halt in Kalbach einrichten?
Nutzung war unterdurchschnittlich
Der sei eben wegen der Haltestellen auf dem Riedberg aufgegeben worden, geht es aus der Antwort des Magistrats hervor. 2005 war es, als der Stopp der Fahrbibliothek „Am Kalbacher Stadtpfad“ zugunsten des ersten Haltepunktes an der Ecke Prozessionsweg/Zur Kalbacher Höhe im benachbarten neuen Stadtbezirk eingestellt wurde, erklärt er darin. In Kalbach habe der Bücherbus damals nur noch „eine unterdurchschnittliche Nutzung“ erfahren. Auch den betroffenen Lesern habe man diese Änderung entsprechend kommuniziert, was gut aufgenommen worden sei. Bis heute sei es bezüglich dieser Entscheidung zu keinerlei Beschwerden gekommen, erklärt der Magistrat.
Wie SPD und CDU in ihrem Antrag bereits erwähnt hatten, weist auch er darauf hin, dass die Kalbacher Kinder in puncto Literatur und Medien durch die vorhandenen Angebote wie die Kinderbücherei „bestens versorgt“ seien. Hinzu komme, dass über 70 Prozent der Bücherbus-Nutzer Kinder und Familien seien - die Tendenz sei gar steigend. Daher werde der Bücherbus auch immer weiter in diese Richtung entwickelt. Die Anfahrt eines Haltepunktes (fast) ausschließlich für Erwachsene, wie der Ortsbeirat es quasi für Kalbach anregte, sei aus fachlicher Sicht daher nicht zu vertreten.
Viele andere Möglichkeiten
Zudem würden von den in Kalbach wohnenden Erwachsenen einige die Zentralbibliothek in der Innenstadt, das Bibliothekszentrum im Nordwestzentrum oder auch die Stadtteilbibliotheken in Nieder-Eschbach oder am Dornbusch nutzen. Die Haltestellen der Fahrbibliothek am Riedberg - an der Ecke Prozessionsweg/ Zur Kalbacher Höhe sowie in der Friedrich-Dessauer-Straße - oder im Storchenhain im Nachbarstadtteil Bonames seien für Erwachsene ebenfalls in gut erreichbarer Nähe, erläutert der Magistrat.
Darüber hinaus habe die Stadtbücherei während der Corona-Pandemie zwischen November und März 2022, als der Bücherbus nicht fuhr, einen Medienlieferservice an die Haustür angeboten. Welcher für Kalbach allerdings nur ein einziges Mal in Anspruch genommen worden sei. Für den Magistrat ein Indiz dafür, dass das bestehende Bibliotheksangebot ausreicht.
Während die Wiederbelebung der Haltestelle in Kalbach damit in sehr weite Ferne gerutscht ist, rückt stattdessen die Realisierung eines dritten Stopps auf dem Riedberg in greifbare Nähe. Hat sich die 2018 eingerichtete Haltestelle in der Friedrich-Dessauer, mit der man dem wachsenden Stadtteil weiter Rechnung getragen habe, doch längst etabliert. Und nicht nur das: Sie ist aktuell sogar die am stärksten genutzte Bücherbus-Station im Stadtgebiet. Daher sei künftig gar über einen weiteren Stopp auf dem Riedberg nachzudenken, informiert der Magistrat. judith dietermann