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Burgerladen auf historischem Grund

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Von: Thorben Pehlemann

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Die Freunde Servet Bicakci (von links), Karl-Heinz Schuster und Gürhan Temesel führen Black Box Burger in Niederrad.
Die Freunde Servet Bicakci (von links), Karl-Heinz Schuster und Gürhan Temesel führen Black Box Burger in Niederrad. © Michael Faust

Früher stand man in der Melibocusstraße 33 für Zwiebelbrötchen mit Pommes an, heute für Gourmet-Burger zwischen Brioche-Brötchen. Die Gäste finden, Niederrad habe lange auf die Profi-Gastronomen von Black Box Burger gewartet.

Früher, so erzählt es Gürhan Temesel, bildeten sich lange Schlangen in der Melibocusstraße 33, wo Berta Novak 1966 den angeblich ersten Imbiss Frankfurts eröffnete und jahrzehntelang betrieb. „Alle wollten Zwiebelbrötchen mit Pommes. Für drei Mark warst du pappensatt“, erinnert sich Temesel, der schon immer in der Nachbarschaft lebt: „Wir alle waren Kinder von Berta Novak.“

Auch heute noch lehnt der inzwischen 34-Jährige am Tresen selbiger Adresse, jedoch nicht mehr als Kunde, sondern als Inhaber. Und ein Imbiss ist der Laden auch nicht mehr, sondern eine „Burgerbar“ namens Black Box Burger (BBB). „Wir wollten nicht in die Innenstadt, da wären wir nur einer von vielen gewesen. Hier stehen wir auf historischem Grund“, erklärt Temesel, der Black Box Burger mit seinen Freunden Servet Bicakci (32) und Karl-Heinz Schuster (34) gründete.

Die moderne Aufmachung unterscheidet sich entsprechend deutlich von den anderen Geschäften der Melibocusstraße: Schwarze Kacheln, hippe Musik, exotische Burger und großstädtischer Gestus ragen heraus, wenn die Nachbarschaft aus eher traditionellen Sportsbars, Wettanbietern und Eisdielen besteht, denen böse Niederräder Zungen einen „Ballermann-Flair“ nachsagen. „Wir sind professionelle Gastronomen und das zeigen wir auch“, betont Temesel: „Wir wollen zeitgemäß sein.“ BBB, das stehe auch für „beste Burger, beste Musik, bester Laden“.

Gehobene Restaurants

Ihre Sporen verdienten sich Temesel und Bicakci in den Küchen durchaus gehobener Restaurants: Sie lernten im Meridian Parkhotel, später kochten sie im Ivory Club und im Surf’n Turf. Temesel arbeitet auch jetzt noch in Vollzeit bei Tafelspitz und Söhne in Bad Nauheim, kümmert sich in der Freizeit um Planung, Konzeption und Weiteres, während Bicakci und Schuster sich täglich auf Herstellung und Verkauf der BBB-Kreationen konzentrieren. „Wir können erstmal noch keine drei Leute ernähren, brauchen noch wirtschaftliche Sicherheit“, sagt Temesel. Die Erfahrung befreundeter Gastronomen, die nach einem Jahr Selbstständigkeit eine halbe Million Euro in den Sand setzten, wolle man sich ersparen, wenn dann wolle man im Kleinen scheitern, mit einer Investition von einigen zehntausend Euro.

Nach Scheitern sieht der BBB-Betrieb aber ganz und gar nicht aus. Auch am Karfreitag, einem christlichen Feiertag, an dem traditionell Fisch gegessen wird, stellen sich Kunden in Schlangen, um den Black Box Burger zu bekommen: Mit Käse gefülltes Fleisch, Schmorzwiebeln, Gewürzmantel, Speck, Spiegelei, Barbecue-Soße und mehr verheißen zwischen Brioche-Brötchen ein ganz spezielles Geschmackserlebnis – und sind für 7,90 Euro zu haben. Optionale Beilagen wie Gorgonzola oder Chili-Schoten nehmen auf individuelle Vorlieben Rücksicht, ebenso Veggie- und XXL-Burger oder die sechs anderen Posten auf der Karte.

Geheimes Rezept

Regelmäßig sollen zudem Sonderkreationen für Abwechslung sorgen, etwa Steaksandwiches oder Burger im Balkan-Style. „Das Herzstück eines guten Burgers sind frische und ausgewählte Zutaten. Und man muss eben kreativ sein“, erklärt Bicakci. Besonders gefragt sei bereits die Knoblauch-Chipotle-Aioli-Soße, die es demnächst vielleicht auch in der Flasche zu kaufen gibt. „Die Leute sind verrückt danach“, freut sich Temesel. „Das Rezept bleibt aber geheim, wir machen sie immer in einer dunklen Kammer“, scherzt Schuster.

Wie gut das Konzept ankommt, zeigen vor allem die Kundenreaktionen. „Eine ältere Frau sagte zu mir: ,Ihr habt Niederrad etwas zurückgegeben, was gefehlt hat.‘ Das ging mir runter wie Butter“, berichtet Temesel. Von David Reichenbach, einem Stammkunden der erst seit Mitte Februar eröffneten Burgerbar, erhalten die Burger-Künstler weiteres Lob: „Döner und Pizza gibt es überall, einen richtig guten Burger muss man aber erstmal finden. Niederrad und die umliegenden Viertel haben auf jeden Fall auf so etwas gewartet.“

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