Er gibt dem Standort noch eine Chance

Savoir vivre im Wendelsgarten - Jetzt gibt’s Wein, Käse und Feinkost
Mit Jeans, Pullover und einem freundlichen Gemüt baut der Feinkosthändler Memet Ekici an diesem Donnerstagmorgen kurz vor 11 Uhr seinen Stand auf dem Wendelsgarten auf. Kurz darauf kommt schon die erste Kundin auf den kleinen Wochenmarkt. Es wird nicht die letzte sein an diesem Tag und es wird auch nicht der letzte Markttag für Ekici hier im Herzen des Stadtteils. Der Händler hat sich entschieden, zu bleiben. Er will Bonames noch eine Chance geben.
Seit Jahren betreibt Ekici seinen mobilen Feinkoststand. Er wohnt in Rosbach und tingelt im Frankfurter Umland und den Stadtteilen, von Wochenmarkt zu Wochenmarkt. Aus dem Wagen verkauft er Oliven, Brotaufstriche und kleine, mit Käse gefüllte Paprikaschoten. Anfang Februar hatte Ekici plötzlich auch am Wendelsgarten seinen Stand aufgebaut. Vor dem Feinkostwagen platzierte er einen großer Schirm und einen Stehtisch.
Eine freudige Überraschung
Sehr zur Freude einiger Bonameser. „Hier ist plötzlich ein Wochenmarkt“, sagt eine Frau, die seit einigen Jahren im Stadtteil wohnt. Einen Wochenmarkt habe sie in der Zeit am Wendelsgarten aber noch nicht gesehen. Doch schnell verbreitete sich die Nachricht vom neuen Markt in den Sozialen Netzwerken.
Seit Jahren öffnete am Donnerstag stets nur ein Weinstand, der erst abends begann, seine Weine auszuschenken und so ein wichtiger Treffpunkt für die Bonameser und Anwohner aus den umliegenden Stadtteilen geworden ist.
Ekici hat zuvor donnerstags keinen anderen Wochenmarkt besucht, erzählt er. Ein zusätzliche Markttag könnte sich lohnen. Die wirtschaftliche Lage ist schließlich schwierig. An seinem Stand in Höchst hat er beobachtet: „Wegen der Inflation kommen manche Kunden jetzt nicht mehr so regelmäßig. Und wenn, dann kaufen sie weniger.“ Um 40 Prozent sei der Umsatz eingebrochen. Seine Ausgaben seien dagegen gestiegen. „Wo ich früher 1000 Euro im Einkauf ausgegeben habe, sind es jetzt 2000 Euro.“ Er könne allerdings die Verkaufspreise nicht entsprechend erhöhen. Seine Waren würden so teuer, dass sie niemand mehr haben wolle. So mache er bei manchen Artikeln nur einen minimalen Gewinn.
Trotzdem auch in Bonames verkaufen? „Ich habe einmal hier in der Nähe gewohnt. Es ist ein schöner Platz.“ Für einen Wochenmarkt sei der „optimal“. Darum habe er bei der HFM, der Managementgesellschaft für Hafen und Markt nachgefragt: Warum besuchen keine Aussteller den Wochenmarkt? Die Antwort: Es lohnt sich nicht. Zu wenige Kunden, zu wenig Umsatz.
Der Obststand ist schon wieder weg
Ekici überlegte hin und her und entschied sich dann, es in Bonames doch zu versuchen. Und Feinkosthändler Ekici kam nicht allein. Bevor er das erste Mal in Bonames aufschlug, überredete er den Aussteller Emir Dogru mit seinem Obst- und Gemüsestand mitzukommen und dem Bonameser Wochenmarkts eine Chance zu geben. „Fünf bis sechs Wochen will ich es hier versuchen, dann seh ich weiter“, sagt der an seinem ersten Tag auf dem Wendelsgarten.
Einige Wochen später hat sich Ekici entschieden. Er will bleiben. Die Kunden freuten sich über den Markt, erzählt er. Der Obst- und Gemüsestand von Dogru ist wieder weg. Dafür ist ein Käsestand hinzugekommen. Zwischen 100 bis 200 Kunden kommen am Tag. Die meisten abends, wenn der Weinstand öffnet. Eine Bonameserin erzählt, sie träume schon davon, wie die drei Stände im Frühjahr und Sommer den Wendelsgarten beleben. Der eine bringt Wein, der andere Käse und Ekici liefert Brot und Feinkost.
Savoir vivre - die Kunst zu Leben - in Bonames. „Jetzt müssen die Menschen nur noch Boule spielen. Dann ist das Frankreichflair perfekt“, sagt die Nachbarin.
Valentina Tornabene und Friedrich Reinhardt