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MMA-Kämpfer betreibt Nachtclub - Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist Max Cogas Heimat

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Von: Enrico Sauda

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Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und Betreiber der „Pik Dame“: Max Coga.
Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und Betreiber der „Pik Dame“: Max Coga. © Anna Scheidemann

MMA-Kämpfer Max Coga betreibt jetzt das Pik Dame, Frankfurts ältesten Nachtclub. Der 33-Jährige sieht sehr viel Potential im Bahnhofsviertel.

Frankfurt - Das „Pik Dame“ steht für das Bahnhofsviertel wie kaum ein anderes Etablissement. Und das Viertel liegt Max Coga sehr am Herzen. Er betreibt Frankfurts ältesten Nachtclub, den sein Großvater Hermann Gauß vor fast 64 Jahren eröffnet hat - als Cabaret.

Mit einigen Freunden sitzt der 33-Jährige beim Interview allerdings nicht in seinem Laden, sondern einige Hundert Meter weiter die Kaiserstraße runter in einem angesagten Café und spricht über sein Viertel. Wer ihn so reden hört, könnte denken, er habe es mit einem Politiker zu tun. Doch weit gefehlt. Max Coga ist Kämpfer - MMA-Kämpfer. Dabei steht die Abkürzung für Mixed Martial-Arts. Einer der besten und aufregendsten in Deutschland. Er war schon in den USA und Russland aktiv.

Frankfurter Bahnhofsviertel war auf dem richtigen Weg - „Hatten Zuwachs an Künstlern“

Vor wenigen Jahren wurde das Bahnhofsviertel im „Time Magazine“ als hippes Viertel empfohlen, das „Zeit Magazin“ veröffentlichte anlässlich der Frankfurter Buchmesse eine Spezialausgabe und der renommierte Fotograf Jürgen Teller machte dafür die Fotos. Das ist zehn Jahre her. Vom Glanz und Gloria ist nicht viel übrig geblieben.

„Wir waren auf dem richtigen Weg“, findet Max Coga. „Wir hatten Zuwachs an Künstlern, an Menschen mit frischem Geist, die ins Bahnhofsviertel wollten“, erinnert er sich an diese Zeit. Dann kam 2015 die Flüchtlingsproblematik und es wurde spürbar, dass viele neue Leute da sind. „Arme Menschen, die sehen, dass Geld machen mit Drogenverkauf möglich ist, ohne dass das Strafmaß so radikal ist. Das hatte die Folge, dass das alles gewachsen ist“, sagt Max Coga.

Pandemie und Drogen als Attraktivitätsbremse fürs Frankfurter Bahnhofsviertel

Schließlich kam noch die Pandemie. „Corona war schlimm. Geschäfte haben geschlossen, die Zahl von Kleinbanden, Dealern und Konsumenten ist gestiegen“, erinnert er sich. Die Pandemie scheint nun vorbei zu sein. „Aber ich finde, dass die Situation nach wie vor sehr schwierig ist“, analysiert Coga, der Teil des Präventionsrates ist, in dem besprochen wird, „wie wir im Bahnhofsviertel vorgehen wollen“.

Nichts Neues eigentlich. „Nein, das gab’s vorher zwar auch, an gewissen Ecken und in gewissen Straßen. Aber ich habe den Eindruck, dass die Problematik gewachsen und überall im Viertel präsent ist“, beschreibt Coga die Lage. Das vertreibe Menschen, die hier wohnen und arbeiten möchten. „Etwa wenn Besuch kommt, da hast du immer im Kopf: ,Wie ist die Situation jetzt da draußen?’ Das fühlt jeder, der hier arbeitet und lebt, und das ist auf die Dauer schwierig.“ Andersherum bedeute es aber, dass so Platz geschaffen werde für Neue, für Kreative mit frischem Geist, die sich der Situation stellen möchten. „Diesen müsste man es leichter machen, die Mieten human zu halten“, so Coga.

Zuwachs an Menschen im Frankfurter Bahnhofsviertel: „Hier gibt es sehr viele schöne Sachen“

Es seien viel mehr Menschen im Viertel unterwegs als noch vor fünf Jahren. Nicht nur angenehme Mitmenschen seien das. „Es ist schwer, so viele zu kontrollieren.“ Es gebe gute Ansätze für Lösungen. „Etwa das Büro in der Niddastraße.“ Die Situation müsse sich ändern. „Wir müssen schauen, dass wir das in den Griff bekommen. Wir achten beim ’Pik Dame’ darauf, dass unser Eingangsbereich sauber ist“, sagt er. Aber eins wolle er nicht: „Darauf rumhacken und alles kritisieren. Denn im Bahnhofsviertel gibt es sehr viele, sehr schöne Sachen.“

Die Geschäfte im Viertel bemühten sich, Menschen anzulocken. Er nennt die Gewerbevereinigung und deren Aktion „Auf ins Viertel“. Sie und der Präventionsrat betrieben die Kommunikation mit Anwohnern und Gewerbetreibenden. „Wir wollen die Menschen näher zusammenbringen und gemeinsam und stark gegen die Problematik vorgehen.“ Es gehe darum, das Quartier auch in einem anderen, einem positiven, Licht darzustellen. „Wir wollen das Negative ausgleichen.“

Frankfurter Bahnhofsviertel wieder im Aufschwung - Bandenkriminalität den Kampf angesagt

Erste Ansätze zum Positiven gebe es bereits. „Ich habe eine Wunschvorstellung: Einen Zuwachs an Leuten, die dieses Viertel schätzen und verstehen. Also keine von außerhalb, die sich beschweren, weil’s hier laut und dreckig ist.“ So müsse es sein. „Es muss doch ein bisschen verrucht sein. Das ist doch nicht das Westend. Eine internationale Stadt wie unsere braucht Ecken und Kanten.“

Aber: „Wir müssen schauen, dass wir die Bandenkriminalität und die Kleindealer besser in den Griff bekommen.“ Die Konsumenten finde er nicht so schlimm. „Ich wünsche mir, dass die Flucht aus dem Bahnhofsviertel gedrosselt wird. Denn sonst geht es den Bach runter. Aber ich bin Optimist“, sagt Max Coga. „Ich liebe dieses Viertel, es hat mich zu dem gemacht, der ich bin. Ich lebe sehr gerne hier, aber es ist nicht ohne.“ (Enrico Sauda)

Nicht nur Max Coga möchte, dass sich das Bahnhofsviertel nachhaltig verändern. Die Stadt Frankfurt und die Deutsche Bahn konnten sich zuletzt einigen, durch eine koordinierte Zusammenarbeit, das Mega-Projekt eines neuen Hauptbahnhofes zu realisieren.

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